Hallo zusammen,
durch den Bericht im Fernsehen und dem Thread hier im Forum kennen mich ja schon ein paar von euch.
Ich wollte (wie schon angedroht) mal hier Njirus Geschichte und Werdegang beschreiben.
Da wir schon eine Menge mitgemacht haben, ist das doch ziehmlich lang geworden, obwohl ich schon einige Passagen weggelassen habe.
Wir bekamen Njiru als er (fast) 10 Wochen war. Die Leute brachten uns den Hund hier her. Wir waren bei uns im Haus, Njiru war schon da anfangs etwas unsicher, dann aber sehr schnell sehr selbstbewußt. Nach einiger Zeit lag er hier im Wohnzimmer und schlief tief und fest, träumte sogar.
Wir hatten damals noch einen Hund. Bingo ist ein kleiner (Terrier?-) Mix, jetzt 9 Jahre alt, mit einer Behinderung. Er wurde als junger Hund von einem Auto überfahren, dadurch humpelt er, kann aber ganz gut damit leben.
Bingo war ursprünglich der Hund von meinem Bruder. Der konnte aus ihn verschiedenen Gründen nicht mehr behalten und wir suchten einen Zweithund für unseren Billy (Vorgänger von Njiru). Also nahmen wir Bingo zu uns.
Das Verhältnis von Njiru und Bingo war von Anfnag an schwierig. Bingo war von Njiru genervt, Njiru lies von Anfanag an den Macho raushängen, schließlich war er schon mit 12 Wochen so groß wie Bingo. Und Bingo zieht sich gerne zurück und überläßt anderen das Sagen.
Dann kam noch erschwerend hinzu, dass Bingo ein absoluter Kläffer ist. Er bellt ständig, wegen jedem Geräusch. Wenn es klingelt, dreht er total durch. Und Njiru hat natürlich sofort mitgemacht.
Wir gingen mit Njiru zuerst in eine Welpenstunde. Dort wurde er ein paar mal von einem kleinen Terrier aufs heftigste angemacht, ein anderer macht mit. Die zwei saßen regelrecht auf Njiru und er hockte in einer Ecke. Ich bin natürlich sofort dazwischen. Dann war da noch ein Labrador, der älter war. Njiru war da ca. 4 Monate, der Labbi war 6 Monate. Der Labbi pöbelte ein wenig rum, ärgerte Njiru, nicht direkt aggressiv, aber schon nicht so ganz ohne. Njiru konnte sich nicht wehren, die Trainerin sagte aber, ich solle sie lassen. Ich habe ihr damals vertraut und tat es.
Als Njiru älter wurde und bald auch größer als der Labbi, drehte er den Spieß um und mobbte den Labbi andauernd.
Dann verlies ich diese Hundeschule, weil ich merkte, dass da doch so einige Dinge nicht so dolle waren.
Wir wendeteten uns an einen Trainer, der in erster Linie nach Natural Dogmanship arbeitet. Schon im Vorgespräch sagte er mir, wir hätten uns da ein ganz schönes Früchtchen ins Haus geholt.
Wir bekamen die Aufgabe Njiru nur noch kontrolliert zu beschäftigen, Spaziergänge gab es nicht mehr. Lösen sollte er sich auf einem kleinen zugewiesenen Stück im Garten, dann ging es zum Jagen. Irgendwohin, wo Platz war, wurde mit dem Futterdummy gearbeitet. Diese Arbeit hat Njiru immer viel Spaß gemacht. allerdings war es auch so, hat er nicht richtig mitgemacht, gab es kein Futter. So lernte er schnell alle Kommandos. Er hat einen wirklich guten Grundgehorsam.
Wir sind trotzdem immer wieder mit ihm in Gegenden gefahren, wo viele Leute mit ihren Hunden sind. Es war nie ein Problem. Bingo gegenüber wurde er aber immer unverschämter, knuffte ihn ständig in den Nacken, belästigte ihn immer wieder usw.
Auch so Dinge wie in die Leine beißen und dran zerren und auch immer mal wieder in die Hände packen, oder an einem hochspringen, machte er immer wieder. Bei meinem Mann stärker als bei mir.
Irgendwann, als Njiru 12 Moante alt war, kam der Supergau! Wir hielten uns nicht immer ganz an die Regeln von ND, das gebe ich zu. Ich wollte auch mal nur spazieren gehen. An dem Tag war mein Mann zu Hause und wir gingen mit unserem Sohn und den beiden Hunden spazieren. Wir ließen die Hunde frei laufen. Ich sah dass uns jemand entgegen kam, aber es war ein Nachbar mit seinem kleinen Hund (wieder ein Terrier), der auch frei lief. Die Hunde kannten sich, also taten wir nichts. Njiru lief vor, Moritz (der andere) auch. Die beiden beschnupperten sich, dann ging Njiru weg, markierte. Dann wieder zu Moritz, Moritz schnappte ihn kurz weg, so wie es Hunde nun mal machen, wenn sie nicht mehr wollen.
Daraufhin packt sich Njiru den armen Moritz und schüttelt ihn. Ich war sofort da und befreite den armen Hund. Moritz hatte ein paar Fleichwunden, wie sich später herausstellte. Mir war das ungeheuer peinlich und ich verlor in diesem Moment jegliches Vertrauen in meinen Hund. Danach war frei laufen tabu und Njiru wurde kastriert. Wenigstens konnte so die sexuelle Komponente nicht auch noch eine Rolle spielen.
Auch in diesem Zeitraum ereignete sich eine andere unschöne Geschichte.
Ich ging mit Njiru in den Gruppenunterricht von unserem Trainer (immer noch nach ND). Dort wurde natürlich auch kontrolliert gearbeitet in einer Gruppe von 4 Hunden.
Wir waren in einem Wald und standen mitten im Wald in einem großen Kreis. Dann kam eine Schulklase dazu. Die Kinder liefen (in großem abstand) um uns herum. Njiru gefile das gar nicht und er bellte immer heftig in die Richtung. Der Trainer sagte mir, ich solle ihn, wenn er sich in die Richtung wendet in den Hintern knuffen. Der Hund würde sich dann rumdrehen und ich solle dann sofort freudestrahlend den Beutel werfen. Das klappte natürlich nicht, da ich all meine Kraft und beide Hände brauchte um den Hund zu halten. Dann fing Njiru an diesen terror zu machen, als der Trainer bei uns stand! Und er knuffte Njiru nun. Njiru schnellte herum, sprang den Trainer an, so dass der fast umgefallen wäre (recht kleiner schmächtiger Mann) und machte ihn aufs heftigste an. Der wich Njirus Atacken immer wieder aus, Njiru sparng ihn immer wieder an, packte ihm in die Arme etc. Das war schon sehr heftig!! Es dauerte eine Zeit, bis beide absolut fertig waren, und irgendwann lies Njiru ab.
Von dem Tag an machte er dieses Spielchen immer bei meinem Mann. Das Verhältnis zu meinem Mann war nie so innig wie zu mir. Klar, ich war den ganzen Tag da. Aber so ein gebaren hatte er auch noch nie gezeigt. Jeden Tag kämpfte mein Mann mit dem Hund. Immer ist er an meinem Mann hoch gesprungen, hat ihm in die Arme gepackt, etc. Mein Mann hat eineige T-Shirts dabei gelassen und einige Wochen lang blaue Arme gehabt.
Nachdem alles ausweichen und ins leere laufen lassen nichts half, zeigte der Trainer meinem Mann, wie er Njiru geziehlt umwerfen konnte. Er sollte das ganz geziehlt tun aber dann richtig. Er sollte sich dafür Zeit nehmen, denn wenn der Hund einmal auf dem Boden lag, mußte er liegen bleiben und mein Mann darüber. Bis der Hund sich "ergab". Leider sahen wir auch keine andere Möglichkeit mehr und mein Mann tat es! Und tatsächlich wurde es mit der Zeit besser.
Aber Njirus Verhalten war sehr heftig, nicht nur meinem Mann gegenüber.
Er fing an, andere Hund anzukeifen, soagr Menschen bellte er an. Wenn es bei uns geklingelt hat, lief Bingo kläffend zur Tür, Njiru hinterher, aber um Bingo zu stoppen! Und das tat er, indem er Bingo im Nacken packte und schüttelte. Der wiederum schrie um sein Leben, dass mir jedes mal fast das Herz stehen blieb. Dann fing Njiru auch in anderen Situationen an Bingo anzugehen. Und das war auch die Zeit wo er sogar kleine Besuchskinder anbellte.
In einem Forum klagte ich mein Leid und lernte da einen Hundetrainer kennen. Wir trafen uns mit ihm in einem Wald. Dort übernahm er die Leine und als Njiru beim Anblick von anderen Hunden anfing seinen Terror zu machen, packte er ihn am Hals unter den Ohren und sagte ihm klar "schluß mit dem Mist". Wir waren fast 3 Stunden unterwegs, unterhielten uns sehr viel. Nach einiger Zeit klappte es mit Njiru wunderbar, egal ob mit oder ohne Leine. Er spielte sogar mit einem unkastrierten Rüden!
Dieser Trainer sagte uns, wir würden eigendlich alles richtig machen.
Wir kamen zu dem Schluß, dass unsere Konstellation einfach nicht zu dem Hund passte.
Das interessante ist, seit diesem Tag ist Njiru nicht mehr so heftig meinem Mann gegenüber. Aber ansonsten ließen die Aggressionen nicht wirklich nach.
Es ging nicht mehr! Es brach mir das Herz, aber wir entschieden, der Hund muß weg!!
Er wurde ins Internet gesetzt und es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Leute meldeten, die so einen schönen Hund haben wollten. Aber keiner dieser Leute konnte es mir recht machen.
In der Zwischenzeit habe ich sämtliche Erziehungsversuche einfach gelassen. Ich bin mit ihm einfach ganz normal spazieren gegangen...und siehe da, der Hund entspannte sich.
Es war noch nie ein Problem, ihn frei laufen zu lassen, er kommt immer sofort, wenn ich ihn rufe. Nur wenn wir andere Hunde trafen, war es jedes mal ein Desaster.
Nach einieger Zeit sagte mein Mann "dir kann es doch sowieso keine Recht machen, weil du den Hund gar nicht abgeben willst!" Ja, da hatte er wohl recht. Also beschlossen wir, ihm noch eine letzte Chance zu geben.
Ich ging zu einer anderen Hundetrainerin, die uns ein paar Dinge zeigte um ihn umzukonditionieren, was aber auch nicht von Erfolg gekrönt war.
Dann sprach ich mit einer Nachbarin, die auch eine Hundeschule hat. Sie legte Njiru ein Kettenhalsband um (eingehakt, also gestoppt) und machte eine lange Leine zusätzlich zu meiner normalen Leine dran. Und immer, wenn der Hund sich auf dem Platz bei den anderen Hunden muckste, riss sie heftig an der Leine. Und das sollte ich dann auch tun. Ich merkte schnell, wie Njiru sich an mich schmiegte und Schutz bei mir suchte. Er tat mir so leid. Ihr Argument war, dre Hund nimmt auf dich auch keine Rücksicht, also darfst du auch keine Rücksicht nehmen!! Ich ärgere mich noch heute, dass ich nicht sofort den Platz verlassen habe.
Ich arbeitete weiter mit Ablenkung durch Leckerlies und wich den anderen Hunden aus. Irgendwann sprach ich mit meinem Bruder über die Sache. Er bot mir an, Bingo wieder zu nehmen. Sein Leben hat sich in der Zwischenzeit geändert und so war das wieder möglich.
Im Februar 08 ging Bingo dann wieder zu meinem Bruder.
Seit dem ist Njiru sehr viel ruhiger geworden. Zu Hause ist nicht mehr so viel gebell. Njiru bellt nur noch, wenn es klingelt oder er wirklich der Meinung ist mal etwas sagen zu müssen.
Njiru scheint Bingo auch gar nicht zu vermissen, er ist seitdem viel ausgeglichener und ist einfach nicht mehr so aggressiv!
Aber draußen das Problem mit anderen Hunden blieb. Also suchte ich weiter nach Hilfe. Ich kam dabei auf ein Forum, wo mir viele Tipps gegeben wurden.
Und im Internet stieß ich irgendwann mal auf die Seite von "Hundewelten". Die suchten gerade einen "Problemhund" für eine Fernseh-Reportage. Ich machte mit, sagte aber den zweiten Termin ab. Mir gefiel diese Methode nicht, es ging mir zu oft wieder in die Richtung, den Hund permanent zu kontrollieren. Das hatte ich schon...Und ansonsten stopft man den Hund mit Leckerlies voll. Nein, war nicht mein Ding!
Nach Hundewelten hatten wir noch einen Trainer hier. Der zeigte mir, wie ich mit einer "Wickeltechnik" Njiru halten kann. Dabei wird die Leine um den Bauch, bzw. um die Genitalien gebunden. Wenn der Hund so nach vorne rennt, schneidet die Leine ein und er kann nicht weiter vor. Das ging wirklich ganz gut und ich konnte Njiru so halten. Aber er wurde anderen Hunden gegenüber immer aggressiver. Logisch! Ich habe so zwei Begegnungen mit anderen Hunden gehabt, dann habe ich es wieder gelassen! Außerdem waren da noch so einige andere Dinge, die mir an der Methode von dem Mann nicht gefallen hat.
Also, wenn ich richtig gezählt habe, dann habe ich mit diesem Hund jetzt 7!! Trainer druch. Jetzt reicht es!
Ich habe mir überlegt was ich nun tue. Ich mußte eine Möglichkeit finden, an anderen Hunden vorbei zu kommen, ohne in absoluten Stress zu geraten. Und da fiel mir nur das Halti ein. Ich halte Njiru nicht mal eben so fest. Der Hund hat 73cm Schulterhöhe und ca. 46 kg Gewicht. Auch wenn ich kein halbes Hemd bin, gehe ich nicht einfach weiter, wenn er Terror macht. Nicht einmal mein Mann schafft das. Aber diese Speißrutenläufe bringen es auch nicht.
Seit dem ich das Halti habe, kommen wir problemlos an vielen Hunden vorbei. Bei Hunden die anfangen zu pöbeln oder bei manchen Rüden macht er immer noch Theater. Aber lange nicht mehr so heftig. Ich habe wieder mehr Vertrauen in ihn und er konnte sogar schon zwei mal mit einer Hündin spielen. Einmal mit einer Landseer-Hündin und einmal mit einer Ridgeback-Hündin. Es war einfach nur schön!!
So sieht unsere Geschichte aus. Natürlich ist Njiru kein Lamm, das wird er auch nie sein. Er wird immer ein Hund sein, der nachfragt. Aber die Zeit in der er so heftig aggressiv war, ist vorbei!
Mein Mann hat leider immer noch ein bißchen mehr mit ihm zu kämpfen, dass heißt, Njiru ist ihm gegenüber immer etwas respektlos, springt ihn schon mal an, packt ihm in die Hände, etc. Aber daran muß mein Mann arbeiten, da kann ich ihm nicht helfen...
Wenn ich ihn rufe, kommt er sofort, auch wenn da ein anderer Hund ist. Ich kann alles mit ihm machen, sogar den Fuß verbinden. Er bewegt sich nicht weit von mir weg, ist immer aufmerksam, apportiert mir eigendlich alles, wenn ich ihm das sage (sogar seine Knochen). In unserem Garten läßt er sich vom Zaun zurückrufen, obwohl da gerade Leute mit ihren Hunden vorbei gehen.
Unser Sohn kann eigendlich alles mit ihm machen, er ist super geduldig und vorsichtig.
Auch das ist Njiru! Ein super lieber gehorsamer Hund...
Ich hänge sehr an ihm, er ist einfach toll und den Rest werden wir auch noch schaffen!
Falls euch noch etwas dazu einfällt bin ich dafür offen. Aber durch das alles bin ich sehr skeptisch geworden und ich habe beschlossen einfach meinem Bauchgefühl zu vertrauen
Liebe Grüße
Saskia mit dem gorßen bösen schwarzen Hund;-)