Also in Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht glaube, dass auf beiden Seiten noch neue Argumente anzutreffen sind, schließe ich für mich mal ab:
Massa:
Ich warte immer noch auf die Antwort von dir, wie lange du schon zur Jagd gehst und wieviele Hunde du schon jagdlich geführt und ausgebildet hast. Soweit ich weiß sind es 0,0. Wenn ich mich an andere Diskussionen aus anderen Foren erinnere, dann weißt du eigentlich sehr wohl, dass bei einem Jagdhund die Ausbildung schon im Welpenalter beginnt, dass der Hund in diesem Alter mit ins Revier geht, dass jagdliche Anlagen gefördert werden. Ganz ohne Zwang.
Ansonsten: der Jagdhund wird nicht von Welpenalter an mit Zwang ausgebildet, und auch der Junghund wird nicht schon zwingend per Oberländer ins DOWN gebracht. Die Hunde erhalten, grob gesagt und nicht für alle zutreffend, eine Ausbildung im Grundgehorsam, im Apport, sie arbeiten an der Reizangel, sie werden in ihren Anlagen gefördert (z.B. Stöbern) zu Lande und zu Wasser. Von den Spezialausbildungen für Schweiss- und Erdhunde einmal abgesehen. All dies benötigt eine lange Zeit, denn auch der Jagdhund muss sich entwickeln. Wenn der Hund mit anderthalb bis zwei Jahren zur Prüfung geht, dann ist es wahrscheinlich, das nur ein kleiner Teil seiner Ausbildung etwas mit Starkzwang zu tun hatte, meistens ist es der Teil, der mit Gehorsam am Wild zu tun hat.
Und da liegt natürlich die Krux. Ein Jagdhund wird darin gefördert zu Jagen, er hat eine gewisse Wildschärfe. Gleichzeitig muss er lernen, dass er eben nicht jedes Wild jagen darf, sondern nur auf Befehl. Wer meint, dass ein Jagdhund aus Zuneigung zu seinem Herrn sich sagt: Ach, ich hab ihn so lieb, ich jag den Hasen nicht - weil er es ist; der lebt auf dem Ponyhof. Oder hat noch nie einen Hund mit Wildschärfe gesehen, denn erst einmal durchs Beutemachen bestätigt, ist diese Eigenschaft nicht zu unterschätzen. Auch ein Jagdhund hat eigene Interessen und wird diese gnadenlos verfolgen, wenn man dem nicht rechtzeitig die Zügel anlegt. Aus Gefallsucht wird ein Jagdhund sicher nicht auf eine Hetze verzichten. Sondern weil er es in dem Moment nicht darf. Punkt. Wer überhaupt annimmt, ein Hund würde gehorchen, weil er es in dem Moment will (und was passiert eigentlich, wenn er es plötzlich nicht mehr will) lebt einer Illusion nach. Der Hund tut es, weil er es in diesem Moment für opportun hält. Und der Jagdhund geht nach dem Triller ins DOWN weil er denkt: bloß fix hinlegen, bevor der Himmel einstürzt. Das mag einem nicht Gefallen, aber ich zitiere gerne nochmal den Tabel mit all seinen Jagderfahrungen: Dass es nur drei Möglichkeiten gibt, wenn ein Hund ein Kommando bekommt: 1. der Hund gehorcht, 2. der Hund fällt tot um, 3. Der HF fällt tot um.
Mich persönlich würde es als Jägerin jedenfalls sehr hart angehen, wenn mein Hund, weil er nicht rechtzeitig hinter dem Hasen ins DOWN ging, aus Versehen erschossen wurde - weil der Kollege mit dem Gewehr sich drauf verlassen hat, dass der Hund gehorcht.
Ich glaube, man sollte nicht vergessen, dass Jagdausübung der Ernst des Lebens ist, es wird scharf geschossen, durch Pannen kann jemand zu Schaden kommen, schlimmstenfalls ein Mensch, schlimmstenfalls ein völlig Unbeteiligter
Jagen ist ein teures "Hobby", in das man auch viel Zeit investieren muss. Nach dem, was manche da reinstecken, läßt es sich eigentlich nur als Passion bezeichnen. Der Unterschied zwischen den meisten Jagdgebrauchshunden und den Begleithunden liegt in der Tat hauptsächlich darin, dass ersterer wirklich gebraucht wird. Man hat den Hund für die Jagd; man geht nicht zur Jagd, um sich einen bestimmten Hund zu halten. Die (in meinen Augen unangebracht) starke Emotionalität, mit der viele die Beziehung zu ihrem Hund belegen, macht es einem natürlich schwer, eine solche Hund-Halter-Beziehung als qualitativ gleichwertig (wenn auch sicherlich nicht gleichartig) zu betrachten. Letztendlich entscheidet sich das Dasein des Hundes nicht an der Menge Spielzeug, die er hat, wieviele Kosenamen man ihm gibt. Ein Hund, der gebraucht wird, wird deswegen nicht schlechter gehalten. Auch wenn er aufgrund der (Gehorsams-)Leistungen, die er erbringen muss, anders ausgebildet wird. Und ich glaube, das Ergebnis gibt den Ausbildern recht, wer schon einmal auf einer Jagd war, wird seine Freude am Anblick der Arbeit eines vorzüglich ausgebildeten Jagdhundes gehabt haben. Ganz ohne, dass der Hund Meideverhalten zeigte oder Handscheue, die auch schon bei Tabel als Zeichen einer falschen Härte in der Ausbildung gewertet wurde:
"Dieses Verhalten beruht ausschließlich auf falscher Behandlung durch den Halter oder Führer. [...] Bei einer verständigen, liebevollen Behandlung des rohen Junghundes und seiner sauberen ordnungsgemäßen Grundabrichtung kann die Handscheue nicht aufkommen. Bei weitem am häufigsten tritt sie dann ein, wenn man bei der Führung etwas erzwingen will, obgleich der Jüngling bei der Dressur den richtigen Zwang und das unausweichliche Muss nicht hinreichend kennegelernt hat."
My 2 cents,
Binehund