Natürliches Verhalten ist nicht immer gleichbedeutend mit angenehmem Verhalten. Sicher, wenn mein Hund meint, es stünde mir nicht zu, ihm den Knochen, den er auf dem Grillplatz gefunden hat, wegzunehmen, ists völlig normal mir das durch Knurren und schnappen zu zeigen. Gefallen lassen muss ich mir das deswegen noch lange nicht. Gedanken machen kann ich mir lange darüber, warum das so ist. Es ist ja weit verbreitet, seinen Hund zu Tode zu psychologisieren ( auweia, hat er sich gerade über die Schnauze geleckt, oder gar gegähnt? Er hat Stress!!!!!)
Man darf so ein Verhalten auch ruhig mal als das nehmen, was es ist: nämlich ziemlich frech und dreist. Hundertemale können wir uns fragen, ob das arme Hundi grad irgendwie ein Wehwechen hatte oder ob ihm vielleicht ein Pups quer saß. Ganze Nächte kann man sich damit um die Ohren schlagen und darüber nachdenken. Weit kommt man damit nicht. Ich behaupte mal, ein starker HF weiß in fast jeder Situation, was er seinem Hund durchgehen lassen kann und was definitiv nicht mehr geht. Und er weiß auch, wann er selbst einen Führungsfehler begangen hat und wann sein Hund einfach nur rotzenfrech ist.
Und wie ich schon schrieb (was ich als Allgemeinwissen ansehe): es gibt keine dominanten Hunde, denn Dominanz ist keine Charaktereiegnschaft. Es gibt Situationen, wo der Hund als der dominante Part erscheint in Bezug auf einen bestimmten Menschen. Derselbe Hund kann bei einem anderen Menschen aber den gegenteiligen Part einnehmen.
Was du da beschreibst, sind einfach nur souveräne, selbstbewusste Hunde. Aber sicherlich keine "dominanten". Führerschaft oder der Boss sein oder wie auch immer, ist was anderes, als dominant sein.
Also muss seinem Hund nicht permanent Macht demonstrieren, wozu auch, wenn alles gut läuft, kann man doch zufrieden sein, wie es ist. Wenn der Hund auf dem Sofa liegt und kein Problem hat, dass wir auf dem Sofa sitzen - was solls? Gleichzeitig sollte für den Hund nicht die Welt zusammenbrechen, wenn wir ihn mal des Platzes verweisen. Alles locker flockig.
Nichtsdestotrotz braucht man nicht verschweigen, dass es Hunde gibt, die manches Verhalten von uns als Schwäche auslegen würden, die sich in solchen "Lücken" einnisten und irgendwann zu dem Schluß kommen, sich ein Ei auf uns pellen zu können. Es gibt nicht nur Angstbeisser oder verängstigte Hunde auf dieser Welt oder submissive Hunde. Und fast jeder, der mal einen Hund durch die Pubertät gebracht hat, wird das wissen.
Binehund