Hallo ihr lieben Hundewunsch-Kandidaten,
Ich kann euren Wunsch nach einem Hund als „Lebenspartner“ sehr gut verstehen, auch ich stand vor ca. 3 Jahren vor dieser Entscheidung, mit sehr ähnlichen Fragen.
Ich wohne alleine, in der Nähe meiner Eltern, gehe Vollzeit arbeiten und verbringe die Wochenenden mit meinem Freund und Hund. Bei mir hat sich folgende Lösung ergeben:
Ich nehme meinen Racker mit zur Arbeit. Arbeite in einem Architekturbüro.
Ich habe das mit meinem Chef abgesprochen, bevor der Hund zu uns kam, da ich vollzeit berufstätig bin und nicht möchte, dass mein Hund den Tag über allein sein muss.
Der Hund ist an 3 Tagen in der Woche dabei. Dann gehen wir morgens eine grosse Runde und fahren dann ins Büro. Dort gibt es dann Futter für ihn. (Er bekommt 2 x am Tag).
Dann legt er sich neben meinen Tisch und schläft. Mittags gehen wir dann eine Runde in den Park, so ca. 30 min. Nach Feierabend machen wir dann unsere grosse Runde, so ca. 2 Stunden. Anschliessend wieder Futter. Abends dann nochmal ca. 45 Min.
Mein Hund ist im Büro sehr entspannt und schläft viel. Fremde werden allerdings schon mal angegrummelt. Das ist verboten und er geht, wenn es schellt, ohne weiteren Befehl auf seine Decke und verhält sich still. Das kann bei anderen Hunden aber auch Probleme geben.
Wenn ich auswärts Termine habe, haben wir verschiedene Möglichkeiten. Er kann im Büro bleiben, mein Kollege geht evtl. mit ihm raus. Oder er bleibt morgens kurz zuhause und ich hole ihn auf dem Rückweg vom Termin ab. Er bleibt auch allein im Büro, aber das mach ich nicht so gerne. Wenn das Wetter es zulässt und der Termin nur kurz ist, bleibt er auch schon mal im Auto. Das findet er besser, als allein zuhause zu bleiben. Manchmal geht er auch einfach mit auf die Baustelle.
An den anderen beiden Tagen kümmert sich mein Vater den ganzen Tag um ihn, da beide daran Spass haben. Da kann ich dann reichlich Termine machen und auch länger arbeiten. Ansonsten ist dann ja immer viel Koordination gefragt.
Wichtig finde ich, dass alle Beteiligten wissen, worauf sie sich einlassen. Der Chef muss wissen, dass man nicht so flexibel ist. Ein Hund macht auch Dreck im Büro. Man selber muss gut organisieren können. Falls der Hund mit Fremden nicht so kann, könnte es auch problematisch werden.
Und man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Freizeit nach der Arbeit natürlich dann sehr vom Hund bestimmt wird. Der Hund hat dann nämlich ein Anrecht darauf, ordentlich beschäftigt zu werden, wenn er schon den ganzen Tag still war. Da gehen dann noch ein paar Stunden jeden Tag drauf, zusätzliche zur Arbeit, jeden Tag. JEDEN TAG!
Besonders wichtig finde ich, dass die „Infrastruktur“ stimmt. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich eine Person (meinen Vater) habe, der sich kümmert, wenn es mal was dazwischen kommt. (Besonders lange Termine, Fortbildungen, Hund krank...)
Falls mein Hund krank werden könnte, könnte ich auch ein paar Tage zuhause arbeiten. Mein Chef ist da sehr flexibel.
Was ich allerdings in der Vergangenheit festgestellt habe: Selbst wenn man momentan davon ausgeht, einer „geregelten“ Zukunft entgegen zu sehen, was bei euch beiden ja bezüglich der Arbeit noch gar nicht vorliegt, dass können sich viele Interessen noch später nicht unwesentlich ändern.
Wenn man sich nach der Arbeit noch komplett um den Hund kümmern muss, zumal, wenn er den Tag über lange allein war, dann bleibt wirklich kaum Zeit für anderes. Ich verlasse meist so gegen 17 Uhr das Büro, dann fahren wir sofort irgendwo hin, wo wir mind. 1,5 Stunden spazieren gehen, oft länger. Mit Fahrzeiten bin ich dann oft nicht vor 19 Uhr zuhause. Jeden Tag! Dann ist noch nichts gegessen, gewaschen etc. Falls ich dann Freunde treffen möchte, oder einen Termin habe, ist alles sehr knapp. Und es gibt auch Termine, wo Hunde nicht erwünscht sind, und die man trotzdem wahrnehmen möchte. Ich mag mir nicht mehr als einen solchen Termin in der Woche erlauben, damit mein Hund nicht zu oft allein ist. D.h. Vereinsleben, Shoppen, Arzt, Krankenbesuch....
So schön es ist – und ich würde es wieder tun – es ist manchmal eine nicht zu verachtende Einschränkung, gerade beim Thema Vollzeit + Hund. Es bedarf einer grossen Portion Organisation und Selbstbeschränkung.
Ach ja: Ob es wirklich ein Aussie sein sollte, falls der Hund länger allein bleiben oder wenigstens ruhig bleiben soll? Gerade, wenn es der erste Hund ist und es in ein paar Richtungen wenige Toleranzen gibt, darf es vielleicht auch besser ein pflegeleichteres Exemplar sein. Auch andere Hunde sind ja lernwillig und haben viel Spass an Beschäftigung.
Ich sag nur: Die Geister, die ich rief....
Sorry, ist lang geworden,
liebe grüsse, Andrea