Lena hat uns in den
Winterurlaub begleitet, die Kinder auf dem Schlitten durch den Schnee gezogen,
ist mit mir bis zu 8km joggen gewesen (und war danach kaputter als ich), ist
mit auf Berge gewandert, hat die Hausbooturlaube gemeistert und hat die Besuche
am Meer gehasst. Sie war vermutlich der einzige Labrador unserer Nachbarschaft,
der nicht schwimmen geht und nie weiter als bis zum Bauch in ein Gewässer geht.
Sie hat unsere Kinder vom ersten Tag an geliebt (die Kinder sind beide Jünger
als sie, der Hund war zuerst da) und war für beide hier zuhause der große
Beschützer.
Vor 3 Jahren wurde
ein Maultumor diagnostiziert, da war sie 9.5 Jahre. 10 Behandlungen mit 10
Narkosen und 10x Bestrahlen wurden vorgeschlagen, in einem Zentrum 1h Fahrt weg
von uns, mit der Aussicht, dass wir nicht wissen, wie weit der Tumor eh schon
gestreut hat und wir nicht wissen, wieviel Zeit wir überhaupt gewinnen. Wir
haben den Tumor operativ verkleinern lassen und haben uns gegen 10x
Narkoserisiko entschieden, und gegen 10x Panik beim Tierarztbesuch, denn nach
jedem simplen Impfbesuch war unser Hund schon 3 Tage durch den Wind vor Angst,
wir wollten ihr das einfach nicht mehr antun. Sie war zeitlebens ein
Sensibelchen, der Tierarzt war für sie immer die Hölle.
Nach 6 Monaten
standen wir wieder beim Tierarzt, der Tumor war wieder rasant gewachsen, seine
Aussicht war: "ich kann ihnen 2017 nicht versprechen". Noch mal
operieren ging nicht, da der Kehlkopf befallen war, und nicht mehr intubiert
werden konnte. Als erstes haben die Ernährung auf
Kohlenhydrat"frei" umgestellt, Matsch-Barf war eine echte
Herausforderung für mich als Vegetarier. Wir haben unseren Sommmerurlaub von
Südfrankreich auf das Südseecamp in der Lüneburger Heide geändert, sind statt
ans Mittelmehr ins Allgäu gefahren. Sie hat uns immer begleitet, mit den
wachsenden Einschränkungen durch den Turmor und denen, die einfach durch das
Alter kamen. Im Sommer ist sie noch 8km mit uns in den Bergen wandern gewesen, aber
alle weiteren langen Wanderungen haben wir Hundegerecht gekürzt. Da saufen aus
dem Napf schwierig wurde, sind wir 3-4 täglich an den Bach gegangen, da ging
das super. Sie hat uns auf sämtliche BMX Rennen unserer Kinder begleitet, an
vielen Bahnen gibt es Bäche in der Nähe oder ich habe einen gesucht. Beim
ersten Sylvester haben wir sie gekrault und gesagt "na schau, du bist ja
auch noch da, wir freuen uns". Für das Zweite hatten wir eine große Feier
geplant, schon im Sommer, Lena hasst Sylvester, aber ganz ehrlich, keiner von
uns war davon ausgegangen, dass sie realistisch dann noch bei uns sein würde,
waren wir doch schon so weit über der Tierarzt Prognose. Ein Jahr ging ins
Land, die große Feier rückte näher, und wir haben auch die mit Hund
gemeistert.
Wir haben immer
gesagt, solange sie noch fröhlich ankommt und beim Gassigehen vorne weg läuft
und solange Fressen noch das Highlight des Tages ist, solange machen wir das
mit. Im Sommer habe ich mir dann einen Wischroboter gekauft, da ich den ganzen
Sabberflecken nicht mehr Herr wurde, aber was ist schon ein bisschen Wischen
gegen die treuen Hundeaugen.
Am Montag früh bin
ich mit ihr Gassi gegangen und sie wollte nicht so richtig. Das kommt vor, der
Morgen war noch nie ihre Zeit. Aber dass sie am Bach nicht saufen wollte, war
etwas seltsam, aber gut. Außerdem hatte sie direkt auf den Weg vor unserm Haus
gepinkelt, auch völlig ungewöhnlich, normalerweise macht sie überhaupt nicht
auf Wege. Während meiner Arbeit lag sie wie immer 3m von mir entfernt auf ihrem
Kissen, ich musste immer über sie drüber steigen um zum Klo zu kommen, aber
auch das ist nichts ungewöhnliches. Unsere 2. Runde des Tages wollte sie
eigentlich auch nicht. Sie pinkelte diesemal direkt neben unsere Mülltonnen vor
dem Haus, weshal ich sie erstmal geschimpft habe. Auf dem Weg in den Park lief
sie dann hinter mir her, statt vorne weg, was ich darauf schob, dass ich sie
grad angemeckert hatte. Ich hatte allerdings irgendwie das Gefühl, dass sie
nicht "rund" läuft, konnte es mir aber nicht anschauen, da sie immer
hinter mir lief, und sobald ich stehen blieb oder mich umdrehte, blieb auch sie
stehen. Im Park wollte sie schon wieder nicht saufen, rutschte sogar mit der
Hinterpfote in den Bach ab. Das habe ich allerdings darauf geschoben, dass es
dort extrem rutschig war, ich selber auch sehr aufpassen musste, nicht weg zu
rutschen. Da sie nur teilnahmslos rumstand, bin ich wieder heim. Es war
seltsam, weil sie dauerhaft fast die komplette Leinenlänge (5m Ausziehleine)
hinter mir herlief. Normal lief sie vorne weg oder neben mir her, aber nicht
hinterher. Vor unserer Haustüre rutschten ihr dann die Hinterpfoten auf der
Treppe weg. Da ich allerdings selber auf der untersten Stufe gerutscht war,
habe ich es auf die glatten Stufen geschoben. Sie ist dann rein, die Treppe
rauf (während ich mich ausgezogen habe, daher weiss ich nicht, wie schnell oder
langsam) und hat sich auf ihr Kissen gelegt. Ich war dann mit den Kindern
unterwegs, alles ok, will dann abends Gassi gehen, ziehe mich an und rufe sie,
sie kommt auch runter, steht dann hinter mir beim Jacke anziehen und ihr
rutschen auf den Fliesen die Hinterbeine weg. Sie zitterte am ganzen Körper und
hat sich dann auf meinen Befehl hin hingelegt. Wir haben sie dann ins
Wohnzimmer gerufen, um uns ihr Gangbild noch mal anzuschauen, das ähnelte einem
Reh bei den ersten Gehversuchen. Sie stieg in ihr Körbchen, hat es aber nicht
mehr geschafft, sich einzurollen, ich hab sie dann rausgehoben und wir haben
ihr ihr flaches Kissen gebracht. Dort hat sie sich dann einfach nur abgelegt,
die Beine lagen etwas seltsam, so wie ein Hund nie bequem sich hingelegt
hätte.
Nach einer halben
Stunde haben wir versucht sie mit Fressen zu locken, ob sie aufsteht, aber
nichts. Ein Versuch sich hochzustützen mit den Vorderpfoten, aber sie hat dann
schnell aufgegeben. Die Augen waren voller Schleim, sonst waren sie immer klar.
Gegen 21 Uhr sind
wir in die Tierklinik gefahren, auf dem Weg sass sie plötzlich im Kofferraum.
Männe sagte noch "wenn die da vorne auf der Wiese jetzt rausspringt,
fahr ich wieder heim". Ich habe den Kofferraum dann vorsichtig geöffnet, sie
war gegen die Klappe gelehnt von innen und wäre rückwärts aus dem Auto
gefallen, wenn ich die Klappe weiter geöffnet hätte. Sie konnte sich da nur
halten, weil sie sich mit den Vorderpfoten gegen die Klappe gestützt hatte. Als
wir sie in der Tierklinik auf die Trage packten, hat sie kaum noch hoch
gesehen. Sie hat sich von mir bis zum Schluss kraulen lassen, allerdings sehr
apatisch. Sonst hatte sie beim Ohrenkraulen den Kopf einem entgegen
gedrück oder so, da war nichts mehr. Die Ärztin hat die Hinterpfote
für den Zugang gewählt, mit der Vermutung, dass sie dort eh nicht mehr viel
spürt. Sie hat weder geschaut, noch gezuckt. Sie ist ganz friedlich
eingeschlafen.
Wir vermissen sie
so!!!
Warum ich hier
schreibe....keine Ahnung. weil es irgendwo hin musste und hier hat alles
irgendwie begonnen, darum durfte ihre Geschichte hier auch enden.