Ich lese schon fast 3 Monate jetzt hier still mit, und habe sehr viel Wissen von euch bezogen, darum wollte ich euch jetzt auch mal an meiner Freude teilhaben lassen. Außerdem bin ich bis Montag ganz alleine und irgendwem muss ich es jetzt erzählen, sonst platz ich.
Lena, Tierheimhund, diesen Monat das erste Lebensjahr vollendet, abgegeben nicht erzogen wegen „zu lebhaft“ hat sich zu meinem tollsten Begleiter entwickelt.
Und gestern und heute haben mir gezeigt, dass mancher Frust der letzten 8 Wochen nicht umsonst war.
Nicht erzogen hieß für Lena dass sie exakt so viel „Sitz“ konnte, wie man ihr in 3 Wochen Tierheim beigebracht hatte, betteln bei Tisch, Ohren auf Durchzug, Zerren an der Leine.
Dank 4 Spaziergängen pro Tag ist sie auch nicht lebhaft, sondern endlich ausgelastet. 3 Tage konsequentes Gassi-STEHEN haben ihr gezeigt, dass Ziehen an der Leine keinen Erfolg hat und die Zeiten in der sie es heute noch tut sind so gezählt, dass es kaum noch auffällt. Es ist also eine Freude geworden, mit ihr Gassi zu gehen.
Tja.. und dann kam der gestrige Tag. Ich laufe oben auf der Promenade wie üblich Mittags Richtung der großen Hundewiese und sehe weiter vorne einen Hund auf dem Weg mir entgegenkommen. Kein Ding, war mit Lena fleissig am Klickerüben (das Zauberwort für ihre Erziehung gewesen!) und sie war gut konzentriert auf mich, weshalb der sie lange Zeit nicht interessiert hat. Ich wunderte mich nach einer Weile, dass ich den Besitzer nicht ums Eck kommen sehe, der Hund setzt sich mitten auf den Weg – na wird da wohl jemand auf der Bank sitzen, die ich nicht einsehen konnte.
Ich komme näher und lasse Lena absitzen und schaue weiter nach dem Herrchen. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, wobei ich bestimmt 2-3 Minuten brauchte um vom ersten Blickkontakt bis zu ihm heran zu kommen. Der schöne schwarzer Hund sitzt breit mitten auf dem Weg. Ich überlege, gehe mit Lena auf etwa 5 Meter an ihn heran als sie plötzlich das Knurren anfängt, die Haare aufstellt und sich hinter mir verkriecht. So kannte ich sie gar nicht! Leichte Panik befällt mich – ein Hund, mitten auf dem Weg und meiner mag ihn wohl überhaupt nicht. Ich hatte Lena zum Glück noch an der Leine und der Hund machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen, was mach ich jetzt?
Erst mal Lena kurz genommen und noch einen Meter näher ran, sie knurrt noch mehr – also im Bogen durch den Wald am Hund vorbei vielleicht sehe ich am Ende des Weges hinter der Kurve ja den Besitzer.
Ich bin gerade halb um den Hund herum als der plötzlich los und auf Lena zuspringt. Mir rutscht das Herz in die Hose – und was macht mein Hund? Erwidert das Schwanzwedeln des Rüdens und fordert ihn zum Spiel!
Zurück auf dem Weg ums Eck gesehen, immer noch kein Herrchen weit und breit – Mist, was machste mit dem Hund?
Herankommen an mich wollte er nicht, ich durfte nie näher als 3 Meter an ihn heran. Leckerli rausgekramt, gelockt, keine Reaktion, das ihm zwischen die Beine geworfene wird auch nur misstrauisch beschnuppert und dann ignoriert.
Der Rüde trägt kein Halsband, ist komplett alleine und lässt mich nicht an ihn heran.
Mein Herz für Hunde siegt, damit er aufhört immer wegzulaufen leine ich Lena ab – offensichtlich hat sie sich ja beruhigt und ich hoffte, dass sie ihn beruhigt.
Und es funktioniert! Der Hund spielt kurz mit ihr und rennt nicht mehr ganz panisch weg. Doch was tun? Ich komme immer noch nicht nah genug ran an ihn und ein Halsband trägt er auch nicht.
Nach einer gefühlten halben Stunde – vermutlich eher 10 Minuten beginnt der Hund den Hang runter zu laufen – über einen Spielplatz hoch auf die Straße. Na super. Und mein Hund freudig drumrumhüpfend, die in 95% der Fälle im Spiel vertieft die Ohren auf Durchzug hat – und am Spielplatz lauter rennende Kinder…. Mein Puls geht langsam auf 160 hoch – aber Lena reagiert auf meine Nein zur Schaukel und Karusell und pendelt gemütlich zwischen mir und dem Rüden.
Oben auf der Strasse reagiert sie super auf mein „auf den Weg“ – und was macht der Rüde? Orientiert sich an meinem Hund und läuft endlich auch auf dem Bordstein. Der erste Stein fällt mir vom Herzen. Doch was nun? Beide Hunde nun unangeleint unterwegs in Richtung Innenstadt – und ich hinterher nicht wissend, wo der Rüde hingehört.
Auf mein Rufen in der Strasse wird natürlich nicht gehört und eine Dame am Fensterputzen beantwortet die Frage, ob sie den Hund kennt auch nur ohne hinzusehen mit einem Nein (aber im Tonfall nach dem Motto „was fällt ihnen ein zu fragen“). Lena reagiert fast perfekt auf meine Kommandos (langsam, nein, auf den Weg) und der Rüde gibt zwar weiterhin die Richtung vor, aber bleibt in Lenas Nähe, und damit auf dem Gehweg.
Kurz vor der nächsten Kreuzung endlich ein paar Hilfsbereite Männer. Meine Rufe ob einer von ihnen den Hund kennt werden an einen noch weiter oben laufenden jungen Herrn weitergegeben, der sich erinnert, dass in einem der Häuser dort so ein Hund wohnt!
Vermisst wurde er zwar noch nicht, aber die Besitzern war ohne Ende dankbar, dass der Ausreißer wieder da war und ich auf ihn aufgepasst hatte an der Strasse. Zur Belohnung durfte Lena dann noch mit im Garten eine Runde spielen und den Teich unsicher machen – und mein PERFEKTER Hund ließ sich dann aus dem Spielen abrufen und ging stolz erhobenen Kopfes neben mir her wieder zurück zur Hundewiese!
Ich bin sooo stolz auf meine „Kleine“, dass so eine Aktion mit Straße und unangeleint nach 8 Wochen funktioniert hätte ich nieee gedacht und zeigt mir, dass wir in Sachen Erziehung auf dem richtigen Weg sind.
Respekt an die, die bis hier her gelesen haben. Und an die hab ich auch noch eine Frage:
Was hättet ihr gemacht, wenn der Hund jetzt nicht nach etwa 200 Metern Straße zuhause gewesen wäre. Ich habe mehrfach versucht an ihn heran zu kommen aber er ist immer wieder weggelaufen und ohne Halsband wäre mir auch nur geblieben, die Leine lose um den Hals/Bauch zu legen. Ich hätte den da ja nicht sitzen lassen können – und genauso wenig nach ner Stunde in der Stadt irgendwo lassen können – nur weil wir sein Zuhause nicht finden...?