...hier ein paar Infos zu dem Typ (der hat übrigens nicht nur die Hunde auf dem "Kieker") - ich finde es sehr amüsante, unterhaltsame Satire, die ich nicht wirklich ernst nehme, aber ein Fünkchen Wahrheit ist schon dran ... ich wünsch Euch "VIEL SPASS BEIM LESEN"
ZitatAlles anzeigenZUR PERSON
Achim Achilles ist einer von über zehn Millionen Freizeitsportlern in Deutschland. Er ist nicht mehr ganz jung, nicht mehr ganz schlank, nicht mehr ganz fit. Früher war er gut trainiert. Dann kam der Job, die Familie, der Rotwein. Jetzt fängt er wieder an zu laufen. Nicht weil er es mag, sondern weil er die Sticheleien seiner Frau Mona nicht länger erträgt. Das Gerede vom Spaß am Laufen macht Achim nicht mit. Laufen ist für ihn wie Zahnarzt, man kommt nicht drum herum. Sein Traum: der Ironman auf Hawaii. Leider ist der Weg dorthin beschwerlich. Von seinem Training spürt er nur mordsmäßigen Hunger. Achim lässt SPIEGEL ONLINE an seinen Läufen teilhaben. Er schreibt Tagebuch - jede Woche ein neues Kapitel.
Kampfschaf im Unterholz
Von Achim Achilles
Walker sind für Achim schon schlimm, aber ohne Gefahr. Hunde dagegen machen ihm richtige Sorgen. Sorgen? Die Vierbeiner sind für unseren Giga-Athleten das pure Grauen. Erst recht, wenn sie ihm im Tannenwäldchen auflauern.
Als der liebe Gott den Hund schuf, hatte er keinen guten Tag. Statt eines selbstbewussten klugen Gefährten gab er dem Menschen ein verschlagenes, verfressenes, devotes und schlecht erzogenes Biest zur Seite.
In Sachen Hund hat der Herr sich leider verschöpft, so wie bei Mücke und Kaiman, Kellerassel und Walker. Aber welcher große Mann gesteht schon einen Fehler ein? Seither also müssen wir mit den Kötern leben, die dem Läufer jedes Jahr in neuen Größen, Formen und Farben auflauern, vor allem aber der Erziehungskrise in Deutschland ein bisher unbearbeitetes Kapitel hinzufügt.
Die Biester können noch so blöd sein, aber das Schnappen nach sportgestählten Waden kriegen sie immer hin. Vor allem, wenn das Herrchen auch noch außer Ruf-, Sicht- und Gehorsamsweite ist. Am Wochenende erst habe ich Bekanntschaft geschlossen mit einem besonders perfiden Hundespielzeug: Aus heiterem Himmel fiel mir ein grüner Plastikball vor die Füße, als ich versonnen durch den Tann sprang.
Plötzlich bricht ein schwarzes Kampfschaf aus dem Unterholz und stürzt auf mich zu. Ich schreie, kicke den grünen Ball ein Stück weiter und ziehe das Tempo an. Das Wollungeheuer knurrend hinter mir her.
Ich werde schneller, das Monster auch. Von irgendwoher ein Pfiff. Ohne Folgen. Ich mache: "Jaaa, ist ja gut, jaaja, braves Hundchen." Aber das Schaf will kein braves Hundchen sein. Er riecht meine Panik. Er fühlt sich überlegen. Er ist unfähig zum Mitgefühl. Er schnappt nach meinen Füßen, nach dem grünen Ding. Ich kicke den Ball wie Beckham 100 Meter den Weg entlang. Das Viech wetzt hinterher. Ich biege ab. Gerettet.
Eine Frau in Burberry kommt mir entgegen, in der Hand ein grüner Schleuderstock. Damit kann man Bälle weit und vor allem unkontrolliert durch die Gegend pfeffern. "Haben Sie einen schwarzen Hund oder einen grünen Ball gesehen?", fragt sie in einem Ton, als müsse ich mich für meine Anwesenheit im Wald entschuldigen. "Ach, ein Hund war das?", entgegne ich, "vielleicht spendieren Sie ihm hin und wieder mal eine Dose Chappi, bevor er sich freilaufendes Fressen im Wald reißt." Die Burberry-Braut ignoriert mich. Wahrscheinlich war die Töle der Trendhund des Frühjahrs, nur ich habe es wieder nicht gemerkt.
Immer sonntags um zehn trifft sich eine komplette Hundestaffel am Parkplatz Fischerhüttenweg, Schnauzerclub Zehlendorf. Ich dachte immer, "Der will nur spielen" sei die dämlichste Sprucherfindung seit "Wie geht's? Muss ja!".
Stimmt aber nicht. Sie sagen es wirklich. Solange bis ihre Killer mit einem Bein im Maul nach Hause kommen. Heute ist wieder Übungsstunde, die einfachste Lektion: Halt den Schnauzer. Es gibt zwei Sorten von Leinenträgern. Die einen schnarren knappe Kommandos. Und ihr Fiffi reagiert tatsächlich, wie mit dem Joystick gesteuert.
Die anderen wedeln hilflos umher und erteilen sechs Kommandos in fünf Sekunden, während ihre Vierbeiner kläffend umher springen, bevorzugt an unschuldigen Läufern empor. Oder sie zerren halbe Bäume aus dem Dickicht, um damit den ganzen Weg zu versperren. Hunde gehen nie aus dem Weg, selbst, wenn man den Showdown wagt und bis zur letzten Millisekunde auf sie zuläuft. Unmittelbar vor der Kollision schütteln sie sich fünf Hektoliter Seewasser aus dem Fell, dessen Geruch noch den übelriechendsten Läufer toppt. Den albern lachenden Besitzern sollte man ihre nassen Tiere einfach links und rechts um die Ohren hauen.
Geht aber nicht, weil in Deutschland ja diese Süß-find-Pflicht herrscht, der man sich nicht entziehen kann ohne unter Herzlosigkeitsverdacht zu geraten - erst recht bei Welpen. Neulich erst sprang so ein tapsiges Etwas über den Weg am See, wirklich putzig. Frauchen in Begleitung von drei fülligen Hundeversteherinnen probierte offenbar zum ersten Mal die Schnappleine am lebenden Tier aus. Weder Besitzerin noch Trottelwelpe kannten sich damit aus, weshalb sich ein meterlanges Stolperband über den Weg spannte.
Sie fummelte hektisch an der Kurbel, der Hundezwerg hoppelte umher, und ich kam mit den Füßen direkt in die Leine. Beim Entwirren muss ich dem Hundebaby, ehrlich, völlig unabsichtlich, einen leichten Kick gegeben haben. Jedenfalls jaulte das kleine Weichei zum Gotterbarmen.
Und vier empörte Muttis machten Jagd auf mich. Natürlich war ich schneller. Aber ich hörte ihre Rufe noch über Kilometer. "Haltet den Tierquäler!", brüllten sie durch den Wald. "Hundeschänder!" und "Polizei!"
Interessant: Hundebesitzer haben offenbar einen Synapsenfehler im Hirn. Bei ihnen sind die Begriffe "Täter" und "Opfer" einfach vertauscht.
Sicherheitshalber bin ich keine weitere Runde um den See gelaufen. Die Hundemamis warteten bestimmt auf mich, mit Knüppeln und Hunderten von Verbündeten. Gegen Köter und ihre fanatischen Besitzer ist selbst die Krone der Schöpfung, der Läufer, völlig machtlos.
Grüsse,
schluschlu