Hallo,
vielen Dank für Eure rege Anteilnahme. Herzlichen Dank an Burgit für den nochmaligen Tipp mit der Schilddrüse. Es wurden seinerzeit alle Werte ausgetestet und sie waren o.B. Ich habe heute morgen mit unserem TA telefoniert und der meinte nun auch, dass wir das sicherheitshalber wiederholen sollten. Hunde neigen ja bekanntlich gerne zur Unterfunktion. Wobei so manches an Peggy eher auf eine Überfunktion deuten würde, was extrem selten vorkommt, aber wir werden sehen und ich werde berichten. Wieso, liebe Burgit, fandest Du meinen Hinweis auf Peggys Größe und Gewicht bedeutsam?
Liebe Kathrin, wie zwingt man einen Hund zur Ruhe? Peggy schläft ausreichend und problemlos, wenn sie müde ist und sie schläft auch tief und entspannt, auch nachts. Aber wenn sie munter ist, blitzen ihre Äuglein halt recht unternehmungslustig und wie energiereiche Kinder auch sucht sie sich selbst eine Beschäftigung, wenn es keine anderen Angebote gibt. Diese Beschäftigungen sind nicht immer nach meinem Geschmack.
Dauert die für sie öde Zeit zu lange, wird sie richtig gehend ungeduldig und nervig - wie ein unzufriedenes, quengelndes, nicht beachtetes Kind. Dann komm ich nicht mehr zu ihr durch und es kommt schon mal zur Eskalation. Wütendes, nicht abstellbares Bellen, keine Reaktion auf Ablenkungsmanöver etc. Mutter ist genau so!
Ich habe eine große Faltbox im Wohnzimmer stehen. Da geht sie gerne mal hinein, solange sie offen bleibt. Insbesondere wenn ich Leckerlis oder Futter reinstelle. Aber nur so lange sie offen bleibt! Offenbar hat Peggy Angst vorm Eingesperrtwerden. Bei 2 Versuchen hat sie zwei 2 große Faltboxen schon erledigt und bei einem weiteren von einem Metallkennel ein Seitenteil herausgerissen. Es nützt auch nichts, mich ganz nahe dazu zu legen oder hinzusetzen oder den Raum zu verlassen. Peggy wird panisch bis zum Erbrechen, sie würde sich die Krallen blutig kratzen. Ich werde mich hüten Peggy noch einmal räumlich zu beengen oder länger alleine in einen Raum zu bringen.
Timeout klappt gut, weil sie gleich wieder zu uns darf. Hier beginnt eben eine weitere Schwierigkeit. Um z.B. für Ruhe zwischen den beiden Hunden zu sorgen, muss ich stets Leah in einen anderen Raum bringen, was diese nicht immer als gut empfindet, sondern vielmehr als Strafe. Bis Peggy kam, war sie's gewohnt, sozusagen als Einzelkind, immer um und mit uns zu sein. Peggy kann ich in keinen anderen Raum schicken, die hält das nicht aus!
Ich seh schon, derart geballte Information von meiner Seite vermittelt leicht den Eindruck, als hätten wir nur den ganzen Tag einen tobenden, unlenkbaren Hund im Haus. Das ist sicherlich nicht der Fall und wie ich schon mehrmals sagte, 80% davon sind sicherlich schon abgestellt, aber die restlichen 20% machen mir/uns immer noch zu schaffen.
So hat Peggy aus Freude übers Wiedersehen, einem meiner auswärts wohnenden anderen Söhne, so nach dem Arm geschnappt, dass der Ärmste über 14 Tage 3 große blaue Beulen hatte.
Darum meine Anfrage nach Tipps von HHs, die ähnlich betroffen waren/sind.
Vielleicht interpretiere ich aber falsch oder übersehe etwas. Deshalb noch ein paar Nachfragen: Wo siehst Du das Bespaßungsprogramm, liebe Kathrin? Wir Menschen in der Familie spielen mit Peggy überhaupt nicht, weil sie da sofort aufdreht und das Beissen geradezu provoziert wird. Ich lob sie nicht mal laut, sondern immer nur mit leiser, ruhiger, nach unten fallender Stimme - wie ich schon schrieb.
Alternativen??? für einen Tagesablauf.
Mit Leah darf sie spielen, solange die auch damit einverstanden ist und das Spiel in Art und Lautstärke freundlich und moderat bleibt. Ansonsten kommen beide im Haus an die Leine und Peggy bleibt bei mir, Leah bei meinem Sohn oder eben weit genug von Peggy weg. Das geht allerdings nur bei Hausarbeit und Freizeit, wenn ich beruflich arbeite, kann Peggy nicht bei mir sein und dann muss notfalls wieder Leah in einen anderen Raum wie die Kleine und für Peggy brauche ich eine weitere Person - außer sie schläft. Wobei Peggy lauthals und penetrant nach Leah bellt, wenn sie getrennt werden.
Bitte erläutert mir mal, was ihr bei mir so an Programm seht? Vielleicht erkenne ich etwas einfach nicht. Und wenn ich etwas weg nehmen soll, bitte was? Mit dem pauschalen Hinweis auf Reduzierung tu ich mich schwer.
Morgens holt mich Peggy, geht freudig und Schwanz wedelnd zu der Stelle, an der ihre Leine hängt und dann gehen wir beide ganz gemütlich los. Wir haben 1/4 Stunde zu gehen (Autos, Verkehr), bis wir in ein ruhiges und beruhigendes Landschaftsschutzgebiet kommen. Mein Auto habe ich nicht immer zur Verfügung. Früh morgens, ist aber auf der Straße und auf den Bürgersteigen am wenigsten los. Nur 1/4 Stunde in der Stadt herum laufen, wollen wir allerdings nicht, das wär nichts für Peggy.
Wir sind beide sehr gerne in dieser herrlichen Natur. Peggy kann hier weitgehend ohne Leine laufen. Sie tut das auch völlig Problem los, freut sich, schnüffelt, guckt usw. Zwischendurch ruf ich sie mal zu einem "Hier", einem "Sitz" und jetzt auch mal zu "Platz und bleib". Belohnt wird mit Leckerlis.
Wenn sie sich allerdings über irgend etwas erregt, oft nicht mal erkennbare Kleinigkeiten, neigt sie dazu, sich an mir abzureagieren (auch zu Hause). Ihr Beissen ist meistens eine eindeutige Entlastungsreaktion, um Spannung oder Frust loszuwerden. Manchmal beisst sie aber auch aus blankem Übermut und unbändiger Freude, wie Menschen andere Menschen oft viel zu heftig umarmen oder drücken.
Zur Dauer unserer Spaziergänge: Wenn es Peggy nicht ausreichend ist und wir zu schnell umkehren, wird sie ein bisschen unwirsch, bzw. wenn wir mit dem Auto zu unserem Walk gefahren sind, mag sie nicht einsteigen, wenn es ihr nicht genug war. Überfordert ist sie bestimmt nicht. Peggy springt und schnappt selbstverständlich auch zu Hause, mehr als unterwegs! Das hat nichts mit der Auswärtsaktivität zu tun. Zuhause muss sie sich oft mit mehr überfordernden Dingen gleichzeitig auseinander setzen.
Wieder daheim, schläft sie dann erst einmal zufrieden (wir waren 1 - 1,5 Std. unterwegs mit An- und Abfahrt, Her- und Zurücklaufen, sauber machen, einpacken usw.) Der Morgenspaziergang fällt flach, wenn ich zu viel Arbeit habe. Peggy ist darüber allerdings nicht sehr glücklich. Sie akzeptiert es aber mittlerweilen und wartet mehr oder weniger geduldig darauf, am Nachmittag endlich hinaus zu kommen.
Nachmittags sind wir entweder auf dem Hundeplatz (Mo Do und Sa jeweils 30 Minuten) oder wir gehen Di, Mi, Fr und So noch einmal woanders hin: Strecken über Wald, Flur, Bäche usw. am liebsten bei nicht so schönem Wetter, weil uns dann nicht so viel begegnet. Peggy guckt, schnüffelt, wuselt herum mit und ohne Leine. Sie ist sehr Leinen führig, hört aber auch sehr gut ohne.
Sie mag beides, freut sich, wenn sie abgeleint wird und macht keine Probleme, wenn sie wieder angeleint wird.
Ein bisschen "Sitz", "Hier", "Platz", "Bleib", immer nur mal zwischendurch auf dem Weg - ohne Stress. Allerdings bestehe ich auf Erfüllung des Kommandos. Wir haben aber in dieser Zeit keinen Druck oder andere Zwänge, weil sie uns alleine gehört. Dauer des Spaziergangs, je nach Wetter, Lust und Laune und freier Zeit 1 - 2 Stunden. Manchmal sitzen wir davon 1/4 Stunde auf einer Bank und schauen einem Bach und den Vögeln zu. Manchmal treffen wir auch einen passenden Hund, mit dem sie spielen darf. Betonung liegt auf passend, wenn dem so ist, hat Peggy eine Riesenfreude beim um die Wettelaufen. Da arbeitet sie sich aus und heizt sich nicht negativ auf. Danach ist sie freundlich und zufrieden.
Es geht uns in der Regel beiden gut, weil wir Zeit für einander haben.
Bei "unangenehmen" Begegnungen ist das anders. Radfahrer und Autos fangen, wäre jetzt gerade ihr Hobby - daran arbeiten wir natürlich auch.
Geclickert wird zuhause höchstens mal 5 Minuten. Peggy macht das Spaß, sie konzentriert sich sehr gut und geht ganz klasse bei Fuß. Geclickert wird aber eher bei sehr schlechtem Wetter, anstelle von Spazierengehen, wenn ihr sichtlich fade wird, damit das Köpfchen etwas zu tun hat.
Was davon ist Eurer Meinung nach zu viel? Was soll ich ändern oder weg lassen? Nur bitte, versteht mich nicht falsch, ich will niemanden, der sich um unsere Probleme bemüht, zu nahe treten aber dennoch eindeutig festmachen: Bitte keine theoretischen Vorschläge, sondern solche aus der Praxis und aus eigenem Erleben! Und denkt daran, Peggys Mutter ist alles andere als eine Schlaftablette. Genetisch habe ich hier einen äußerst energievollen Hund, der gefordert werden möchte, wie Mama auch, sonst wird ihm fade und dann sucht er nach ungeeigneten Ersatzbeschäftigungen!
Ich bin durchaus bereit, Lebensumstände auch hier zu verändern, aber Experimente, die uns wieder zurück werfen, mache ich nicht.
Entwicklung: Peggy kam mit 9 Wochen zu uns. Die ersten 2 Wochen hat sie das Haus überhaupt nicht verlassen. Dann erst einmal 10 Minuten pro Tag. Mit ca. 12 Wochen besuchten wir versuchsweise eine Welpengruppe, haben es gleich wieder bleiben lassen, weil ich sah, dass sie dort völlig überfordert war und ihre Nerven viel zu dünn. Fazit: Eine total zerrissene Jacke, Knurren und Bellen und kein Herankommen mehr an sie.
10 Minuten draußen waren Peggy schnell zu wenig, so wurden 20 daraus. Dann mit 4 Monaten 1/2 Stunde. Die ersten Male zusammen unterwegs mit Leah, 1 Stunde. Das habe ich aber wieder bleiben lassen, weil das für beide nicht gut ist. Peggy orientiert sich dann zu sehr am großen Hund und Leah hört auch nicht mehr so gut als wenn sie solo ist. Außerdem war der große Hund viel zu schnell für die Kleine, die Bedürfnisse einfach zu unterschiedlich.
Das Problem des Anspringens, Beissens und Bellens, war vom ersten Tag an da und hat sich nicht erst entwickelt. Im Gegenteil, es wird ja besser. Ganz klar, habe ich nicht sofort erkannt, wie weitreichend Peggys Probleme waren und sicherlich häufig falsch reagiert, weil ich die Situation nicht einschätzen konnte. Ich reagiere auch heute, nahezu täglich, oft mehrmals falsch, weil ich gerade nicht anders kann, aufgrund der Situation. Ich kann mich nicht halbieren oder vierteln und überall sein. Da bin ich jedes Mal unzufrieden und weiß, dass ich es doch nicht ändern kann, obwohl ich es gerne besser machen würde.
Als perfekte Hundetherapeutin bin ich leider nicht geboren und ich habe nicht nur einen Hund. Erst im Laufe ihrer Entwicklung konnte ich Peggys seelische Defizite deutlicher erkennen und beurteilen. Zunächst dachte ich mit recht großem Optimismus mit viel Liebe und Konstanz, dem kleinen Hund bald die nötigen Sicherheit vermitteln zu können.
Dann folgten etliche verkehrte Trainer, Hundepsychologin zur Unterstützung, Mutlosigkeit, Erschöpfung - denn manches kann ich einfach nicht ändern. Ich kann z.B. nicht Leah abschaffen, damit Peggy hier keinen Stress hat und ich kann Leah nicht zwingen Peggy so zu behandeln, wie es am besten wäre... Ich kann auch meine Berufstätigkeit nicht an den Nagel hängen und habe keine 6 Arme und Hände.
Jetzt sind wir aber - so denke und fühle ich - an der richtigen Stelle. In unserem Verein finden wir Annahme, Wohlwollen, echtes Interesse und drucklose Unterstützung und Förderung. Hier trainiert auch Leah mit meinem Sohn in der regulären Gruppe für die BH und in der fortgeschrittenen Agilitygruppe mit viel Spaß.
Warum Peggy lernen soll sich unter Ablenkung ruhig zu halten? Natürlich deshalb, weil ihre Übersprungsreaktionen eben in erster Linie dann auftreten, wenn für sie unliebsame Geräusche, Menschen (Nordic Walking-Terror, Jogger, Radfahrer, Spaziergänger, Autos, geschäftlicher und privater Hausbesuch usw) Hunde die bellen oder nicht so freundlich gestimmt sind, andere Tiere usw. dazu kommen. Wir wollen nicht den Rest unseres Lebens nur noch zuhause verbringen und wir haben auch viele Nachbarn und jeden Tag Leute im Haus. Die treffen zwar nicht auf Peggy, aber mir verursacht das einen gewaltigen Stress, in der Unsicherheit, ob sie nicht gerade gleich anfängt irgendwo fürchterlich zu bellen.
Peggy schläft z.B. im Haus und hört ganz in der Ferne in unserem Wohnviertel leise einen Hund bellen. Das ist Grund genug für sie, sofort sich aufzurappeln, schlaftrunken in den Garten zu wackeln und eine wütende Bellkanonade los zu lassen. Schließlich muss sie ja auch auf Distanzen von Luftlinie 100 m und mehr, ihr Heim verteidigen. Leah interessierte das selbst gar nicht, nur jetzt, wenn Peggy bellt, kommt sie auch dazu und kläfft mit.
Das kommt jetzt noch dazu. Beide Hunde zusammen verhalten sich wesentlich negativer, als jeweils einer allein. Leah z.B. ist ein ausgeglichener, freundlicher Hund. Mit Peggy zusammen kläfft auch sie wie ein Leinenrüpel, wenn uns ein anderer Hund begegnet.
Ich habe bereits mit Peggy, den ganzen Winter über, auch bei scheußlichstem Wetter, den Großteil des Tages und des Abends im Garten verbracht, damit sie dort ihre Geschäfte erledigte. Normalerweise tut sie das auch. Die Wohnzimmertür ist deshalb immer geöffnet, weil Peggy sich selten meldet oder einfach irgendwo steht und bellt und keiner weiß, was sie gerade will und wenn nicht jemand sofort reagiert, ist es schon passiert.
Sie macht aber auch ganz einfach ihre Geschäfte lieber auf die Terrasse, auf Teppich und Polster als ins Gras, wenn sie nicht beobachtet wird. Mache ich die Türe zu, erledigt sie ihre Hinterlassenschaften in unbemerkten Momenten in der Diele oder im Wohnzimmer. Oft auch nicht, dann geht sie bei offener Tür freiwillig in den Garten. Gefährlich ist Regenwetter!Ich kann nicht auf Schritt und Tritt hinter ihr her sein.
Über Tische und Bänke geht sie nur, wenn sie sich draußen nicht auslaufen konnte. Auch in meinem Beisein, springt sie dann blitzschnell hoch und "grinst" auffordernd herab. Klar, muss sie gleich wieder herunter.
Wir leben mit Peggy auf keiner Insel und weil der Hund und wir beide zusammen und die ganze Familie mit ihr alltagstauglich werden müssen, gehen wir ins Training, um unter Anleitung Verhaltensweisen zu üben, die den Hund ruhig halten oder schnell wieder werden lassen. Außenstehende sehen viele Situationen gelassener als ich selbst und andere Situationen wieder viel dramatischer als ich. Dadurch zeigen sich auch neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten.
Ich will auf alle Fälle nicht mehr Ziel ihrer Attacken sein, wenn sie etwas erlebt, was sie beschäftigt. Weil das Abstellen alleine sehr schwierig ist, nehme ich erfahrene Hilfe in Anspruch. Was spricht da dagegen?
Wo ist der Punkt Corinna, aus dem Du entnimmst, ich würde nicht am Problem, sondern nur an den Symptomen etwas ändern wollen? Bin ich auf dem falschen Dampfer, wenn ich glaube, kontinuierlich am Problem zu arbeiten? Sehe ich etwas gar nicht oder verkehrt? Was habt Ihr für Erfahrungen?
Ich hätte sehr gerne dennoch zusätzlich hilfreiche Tipps allein fürs Symptom, weil Springen, Beissen und unkontrolliertes Bellen immer wieder Stresssituationen heraufbeschwören, die einen Missklang und negative Gefühle in unsere Beziehung bringen. Frust, Verletztheit und Zorn auf beiden Seiten. Gelänge es mir schneller, mit effizienten Mitteln auf die schnappende Peggy zu reagieren, wäre der Teufelskreis wahrscheinlich leichter zu durchbrechen. Mir macht's auch keinen Spaß, den Hund zwangsweise ins Platz zu befördern, was bis jetzt die einzig wirkungsvolle Methode ist, nicht fester gebissen zu werden und sie wieder zu beruhigen.
Jetzt habe ich allerdings wirklich einen Roman verfasst und möchte es nun dabei bewenden lassen. Für neuerliche Antworten wäre ich Euch aber noch einmal sehr dankbar. Vieles war ohnehin schon dabei, von dem ich mir denke, dass es die Situation verbessern könnte. Mal sehen!
LG
Maria