Weißt du, du kannst ja eigentlich gar nicht beurteilen, ob Tilly stur oder nicht so helle ist, dir fehlt der Vergleich zu anderen Hunden auf gleichem Ausbildungslevel.
Und vermutlich ist dein Hund einfach normalklug, das ist zumindest wahrscheinlicher, als von Hoch- oder Minderbegabung auszugehen.
Wobei ich dir zustimmen muss, ist, dass es manchmal sehr anstrengend sein kann.
Ich hatte immer Hunde die irgendwo zwischen sehr klug und "passt schon" waren. Die Kleinschrittigkeit und Stetigkeit ihnen etwas beizubringen, musste nicht nur variieren, sondern z.T. auch komplett unterschiedlich angeleitet werden. Denn Gehorsam hängt eben nicht nur von Intelligenz ab, sondern auch vom individuellen Charakter.
Während einer meiner früheren Rüden Leinenführigkeit sehr schnell durch "nicht überholen, sonst steht da mein Bein im Weg" lernte, war das für eine Hündin überhaupt nicht nachvollziehbar. Bei ihr ging es nur darüber, sie dafür zu loben und zu belohnen, wenn sie es zwischendurch mal zufällig richtig gemacht hat.
Beide Hunde waren klug, brauchten aber unterschiedliche Ansätze.
Und nun hab ich da Smutek. Smutek ist kognitiv eher am unteren Ende der Fahnenstange. Er hat 6 Monate für "sitz" gebraucht. Nun arbeiten wir seit 3 Wochen an "Pfote". Wir sind jetzt so weit, dass er weiß, dass das Wort bedeutet, dass ich gleich seine rechte Pfote anfasse und deshalb nimmt er schon mal das Gewicht von dem Bein und verlagert den Körperschwerpunkt.
Das ist für uns mega. Ich freue mich sehr darüber, dass er bald - er ist seit Februar bei uns - sein sechstes Wort kennt, wobei eines davon sein Name ist.
Anfangs dachte ich, dass ich das nicht hinkriege, dass das einfach nicht mein Typ Hund ist und das doch sonst immer schneller ging. Und jetzt liebe ich den wie verrückt und bin total dankbar dafür, dass er mir beibringt, wie ich in seinem Tempo mit ihm arbeiten kann. Ich kann daraus total viel lernen.
Und ich kann auch ihn besser kennenlernen, weshalb wir inzwischen ein sehr starkes Vertrauensverhältnis zueinander haben. Beziehung hat immer was mit Einlassen zu tun. Ohne Einlassen auf dein Gegenüber, das grundsätzlich andere Vorstellungen vom Leben hat als du, gibt es keine Beziehung.
Ohne Beziehung ist eh alles Mist.
Ich war ne lange Zeit Lehrerin. Gaub mir, wenn ich sage, Erziehung und Lernen funktionieren sehr viel besser auf der Grundlage von Beziehung und belastbarer Bindung, bei Menschen und Hunden.