Aber umbringen mag ich sie nicht ...was also tun ?
... ich glaube, du hast nur die drei Möglichkeiten, behalten und Freunde werden, umbringen oder umsiedeln.
Ich bin inzwischen unter die Mörder gegangen, muss ich mit Schuldgefühlen zugeben.
Hier ist es im Garten eine Gefühlsachterbahn. Raus mit den Pflanzen, rein mit den Pflanzen, extrem optimistisch schon einiges fest einpflanzen und dann mit bleichem Gesicht den Hagelschauer bestaunen.
Aber es gibt auch diese schönen kleinen Einblicke.
Mein Schattenbeet hinterm Haus kommt so langsam in die Gänge, trotz Sandboden und Mäusen wächst da alles schön zusammen und wird irgendwann von anderen Pflanzen in der Blüte abgelöst, wenn alles klappt.
Vor dem Haus mit Blick gen Süden wachsen Ginster und Nelkenwurz auf.
Nelkenwurz hab ich einfach üüüüberall, zum Teil Zuchtformen, überwiegend aber die Wildform, die sich hier so richtig doll breit macht.
davor schieben sich eine Schafgabe, eine Zwillingsgladiole und ein paar Ringelblumen aus der Erde, flankiert von verschiedenen Nelkenarten, die auch schon Blüten entwickeln.
Und überall dazwischen: Erdbeeren. Die sind auch irgendwie ganz schön invasive Scheißerchen.
Gegen Westen meine anderen kleinen Breitmacher: Vergissmeinniocht kommen aus jeder Ritze und wenn jemand Geld für Storchschnabel ausgeben wollen würde, ich könnte eine reiche Frau sein. Dahinter eine weiße Akelei, die richtig hübsch ist, aber schon fast allebelüht.
Die anderen dagegen, die auch an jeder Ecke herauskommen, wollen noch ein bisschen länger durchhalten.
Und überall stehen Fingerhüte in den Startlöchern, es wird sehr wild und bunt hier diesen Sommer. Ich mochte der Vergleich zum Spice Girls Video, der hier gezeichnet wurde - das ist mir ab jetzt Leitbild in der Gartengestaltung.
Dem werde ich mich dann endgültig widmen können, wenn ich reich geworden bin durch den Verkauf von Nelkenwurz, Beinwell, Erdbeeren und Hahnenfuß.
Meine Ghislaine-Rose trägt auch schon Knospen, ich bin total begeistert, dass die im ersten Jahr schon blühen will. Aber bisher macht sie noch keine Anstalten, sich an den Baum zu kuscheln, wie ich es vorgesehen hatte. Muss ich die vielleicht doch erst mal binden?
Und dann gibt es da noch das Thema Dahlien. Ich fand Dahlien immer spießig. Nun kam ich wie die Jungfrau zum Kinde an gelbe und orangefarbene Dahlien. Und dann hab ich noch Mignon Dahlien-Samen auf dem Parkplatz gefunden und die keimen tatsächlich alle. Und dann hab ich gerade bei Kleinanzeigen "Dahlien" eingegeben weil - weiß nicht, nur so. Und daaaaann war da eine Anzeige, eine Minute veröffentlicht, bevor ich die Suchanfrage rausgeschickt habe: "Ein Eimer voll Dahlienknollen zu verschenken, rot und gelb."
War nicht so weit weg, was soll ich sagen, spice up your life, ich habe nun noch mehr Dahlien.
Mal schauen, wie ich das so hinkriege mit denen und was das für welche werden wollen und ob ich die unspießig arrangiert kriege. Wird sich jedenfalls schön beißen mit dem pinken Fingerhut und allem, was da sonst noch so wachsen wird.
An den Knollen kann man nicht ablesen, ob die hoch werden, oder?
Aber es gibt ja auch immer Leid. Eine meiner Tomaten ist schwer erkrankt, gestern war sie noch fit, heute ist sie in Quarantäne weil sie innerhalb von Stunden die Blätter eingerollt hat und ganz übel aussieht. Sie wird's wohl nicht schaffen und wird dann im Pflanzenhimmel mit meinem Apfelbäumchen auf einer Wolke sitzen und Krautfäule auf ihre Geschwister regnen lassen.
Ganz schön emotional, so ein Gartenjahr.