Sooo, die OP ist gestern eine Woche her, und ich fand die Woche
verdammt anstrengend.
Wir durften im Aufwachraum bei ihr sein (ging ausnahmsweise), haben
mit ihr geredet und mit ihr gesprochen, aber auch nach über zwei
Stunden kam sie noch nicht auf die Beine, wollte auch gar nicht, obwohl
sie ansprechbar war. Die Tierärztin uns dann hat mit ihr gehen lassen,
obwohl sie eben noch nicht gehen oder stehen konnte.
Die kleine Maus machte einen total traumatisierten Eindruck, obwohl sie
Valium zur Narkose bekommen hatte und wir sowohl beim Einschlafen
als auch Aufwachen bei ihr waren.
Den restlichen Abend haben ein sehr verzweifeltes Frauchen und Herrchen
auf einer Matratze auf dem Boden verbracht, wenn einer von uns nur mal
kurz aufstand, um was zu holen, robbte/schleppte sie sofort zum anderen
hin. Kontaktliegen war ihre allergrößte Sorge, sie konnte gar nicht genug
Nähe bekommen und war den Rest des Abends sehr drönig.
Nächster Tag bei der Nachuntersuchung war alles bestens, schon kein
Nässen mehr, keine Schwellung, sie ließ sich sogar hochheben, ohne
Schmerz anzuzeigen.
Tja, aber sie ist seitdem immer noch total durch den Wind.
Sie geht nicht mehr freiwillig Gassi - sie hält so lange ein, bis sie vor Not
zittert, sagt auch nicht mehr Bescheid, will trotz Frage nicht raus, versucht
sich dann direkt zu verkriechen.
Dann muss man sie wirklich gegen ihren Willen raussetzen, ein zwei Versuche,
wieder an einem vorbei reinzustürmen, abwehren, das böse Rabenfrauchen
spielen und dann macht sie auch.
Sie frisst zwar, aber nur mit Überreden, also mit Hand füttern.
Würde ich normalerweise nicht machen, aber sie musste ja ihre Tabletten
bekommen und ausserdem kotzt sie, wenn der Magen zu lange leer ist, von
daher haben wir es jetzt halt so gemacht.
Das gleiche mit Trinken - sie trinkt nicht mehr von alleine - nur noch wenn
man (bzw. mein Partner) es ihr unter die Nase hält. Dann hat sie auch oft
wirklich Durst, säuft wie ein Loch, aber von alleine zum Napf gehen? Nein,
seit einer Woche nicht mehr.
Wenn wir allerdings rausgehen, Mini-Gassi-Runde dann schnuppert sie, markiert,
vergisst das alles mal für nen Moment, bis auf die Tatsache, dass sie alles und
jeden ankläfft. Sie kann sich auch ein bissl freuen, wenn mein Partner von der
Arbeit heimkommt, will sich aber dann sofort wieder allein ins Bett verkriechen.
Und sie beschwichtigt nur noch - wenn man sie anguckt, wenn man sie
streichelt, wenn man mit ihr redet. Sucht aber weiterhin engen Kontakt,
wenn man bei ihr sitzt oder liegt.
Vorgestern haben wir in einer fast einstündigen Arbeit das Bauchpflaster
abgelöst (unter massivem Leckerlieinsatz und zwei Mann), Body ist noch
dran, sieht alles gut aus darunter, soweit ich das beurteilen kann.
Bis auf Rasurbrand und Pflasterallergie. :)
Da ich aber den Body etwas aufmachen muss, damit sie überhaupt pinkeln
kann, ist es jetzt noch schwieriger, weil sie alle drei Schritte stehenbleibt,
sich beißen oder kratzen will, weil der Bodyrand dann natürlich an der Wulst-
naht scheuert. Sie guckt nur noch todtraurig, rührt sich stundenlang nicht
vom Fleck, friert, lässt sich zudecken. Ich sehe es schon als positiv an, dass
sie gestern mal wieder auf dem Sofa gescharrt hat und meinen Freund endlich
mal wieder zum Kraulen aufgefordert hat.
Fieber hat sie aber keins, ich kontrolliere die Narbe täglich, es sieht tatsächlich
gut und unentzündet aus - zumal sie ja auch die ganze Zeit Schmerzmittel und
Antibiose bekommen hat - heute die letzte Dosis.
Ich bin echt fertig mit den Nerven, weil ich meinen Hund kaum wiedererkenne,
und sich das Verhalten mit dem Zustand widerspricht.
Es ist ja nicht so, dass ich sie nur noch beobachte, tagsüber muss ich arbeiten
und kümmere mich nicht groß um sie, auch wenn ich mich in der Wohnung aufhalte -
aber sie liegt dann eben stundenlang unbeweglich am Fleck, frisst nicht, trinkt
nicht, geht nicht Gassi.
Morgen werden Fäden gezogen, dann erfahre ich vielleicht auch schon das
Ergebnis, bin sehr nervös. Ich hoffe, dass sie, wenn die Fäden weg sind und
der Body ab kann, wieder etwas auftaut. Sitzstreik durch Mantel kenne ich,
nur halt nicht so. Ich habe aber immer noch die leise Hoffnung, dass es eben
auch daran liegen könnte. Nur - wie ausdauernd kann ein Hund in den passiven
Widerstand gehen, wenn es um nen blöden Body geht?
Ich habe ihr extra schon Rescue-Tropfen gegeben, in der Hoffnung, dass
sie den ganzen Schock dann ein wenig besser verarbeitet, sehe aber kaum
eine Änderung.
Und ich hoffe, dass das morgen beim Fäden ziehen kein allzugroßes Theater
wird, die ist erstmal bedient.
Also noch mehr OP hätte ich ihr beim besten Willen nicht zumuten wollen -
weder noch mehr Milchleiste weg, die Narbe ist so schon 10cm lang an
diesen 30cm Hund.
Naja, kann nur besser werden, hoffe ich.
Nun muss nur noch das Ergebnis gut sein.