Huhu,
ich antworte mal als "Schoßhundbesitzer und Hundeanfänger", ich hoffe, das ist nicht zu anmaßend.. (nagut, aber Mücke ist jetzt 3 und insofern fühle ich mich tatsächlihc nicht mehr als blutiger Anfänger)
Für mich und meinen Mann war es ganz klar, dass wir als Hundeanfänger eine sogenannte "einfache" Rasse suchen - wenn man bei null startet, dann ist das einfach sicherer, das war uns nach der Lektüre der ersten Hundebücher dann schnell klar.
Ich wollte keinen Hund, der regelmäßig austestet, ob ich noch das Sagen habe, ich wollte keinen Hund, der viel Jagdtrieb hat (hatten zu der Zeit auch noch einen freifliegenden Vogel), wollte einen schmusigen und eher anlehnungsbedürftigen Hund, keinen Hund, den ich täglich 4 Stunden auslasten muss, damit ich auch mal ein wenig Ruhe habe.
Dazu kommt, dass ich nicht so richtig gesund bin und einfach nicht immer *kann* wie ich will - ein pures Energiebündel an Hund würde da auch einfach leiden.
Ich wollte einen Hund, den ich mit meinen Anfängerfähigkeiten trotzdem dazu erzogen kriege, dass ich ohne Leine Gassi gehen kann, dem Hund so viel Freiheit wie möglich lassen kann, und auch einen "immer dabei Kumpel" bekomme.
Dies alles haben wir uns von einer "leicht erziehbaren Begleithunderasse" erhofft und auch bekommen, klar war Arbeit damit verbunden, aber im Vergleich zu dem, was ich hier bei aktiveren und Arbeitshunden lese, war das ein Klacks und quasi Training "nebenbei" bei jedem Spaziergang und Spieltraining in der Wohnung zu schaffen.. und einfach nur durch Konsequenz.
Klar, das sind sicher auch zum Teil Vorurteile, aber ich sehe hier doch einige Leute, die mit ihrem z.T. oder ganz Jagdhund NUR an der Leine laufen - weil sie die nicht so erzogen kriegen, dass ein verlässlicher Abruf möglich wäre.
Diese Hunde tun mir sehr sehr leid - mein Hund darf, auch wenn er sicher im Vergleich zu großen, robusten Rassen "wenig" Hund ist, mit Fusselfell im Winter friert, bei Regen nicht rauswill und so weiter, trotz allem "Hund" sein.. sie darf sich einsauen, wälzen, buddeln, voller Laub und Stöckchen sein, sie wird dann halt hinterher abgebraust, durchgebürstet und dann ist gut.
Bei unseren Spaziergängen ist sie immer von der Leine - sie hört gut auf mich, auch wenn sie manchmal trödelt, läuft vor mir, neben mir, hinter mir, je nach Laune, aber selbst im Naturschutzgebiet mit herumkreuchendem Viehzeugs kann ich mich darauf verlassen, dass sie an dieser "unsichtbaren" Leine meist dicht bei mir bleibt bzw. auf Abruf sofort alles liegenlässt (nagut - manche Hundebotschaften riechen zu interessant, da schaltet sie auf Durchzug, aber das gestehe ich ihr zu).
Vor dem Haus an der Straße hört sie so gut, dass wir zum reinen Gassi keine Leine mehr braucht, das ist auch toll, aber sie war von Anfang an halt sehr bereit, Befehle zu lernen und anzunehmen, ich musste das nicht groß trainieren oder durchsetzen.
Wir haben hier einen Podenco in der Nachbarschaft, einen Beagle und noch nen kleinen Terrier, die sind nie ohne Leine! O-Ton Herrchens: die sind dann weg, die kann ich nicht von der Leine lassen.
Was ist das für ein Hundeleben?
Und wenn man bedenkt, was wir trotz pflegeleichtem gefallsüchtigem Schoßhund schon alles in der ersten Zeit falsch gemacht haben (natürlich haben wir auch ganz viel richtig gemacht), da möchte ich nicht wissen, wie das bei einer anspruchsvolleren Rasse ausgesehen hätte, die eben nciht so leicht Herrchen und Frauchen als die Tonansagenden akzeptiert.
Wir wollten da einfach kein Risiko eingehen - erster Hund und dann ärgert man sich nur, weil man mit den Problemen als Anfänger nicht klarkommt? Nein danke.
Mein Mann hatte als Kind einen Hund, Rasse unbekannt, war aber wohl ein Schnauzer drin, hatte ein paar Traumatisierungen durch Quarantäne für einige Monate als Welpe, der ging auch ganz gerne mal stiften, und da wurde sooo viel falsch gemacht. Rückblickend musste mein Mann das zugeben, gut, er war damals ein Kind, aber was wurde da geschimpft, wenn der Hund dann nach 20 Minuten Gebüsch wieder auftauchte?
Grade mit Terrierrassen kenne ich sehr viele Leute, die sich das "einfacher" vorgestellt haben - oder wieviele "Überfälle" es in letzter Zeit von seiten von den schönen Border Collies auf Kleinhunde gab, teilweise mit tödlichem Ausgang - sind ja soo tolle und schöne Hunde.. die leider bei ungenügender Erziehung und Auslastung amok laufen.
Sogar Mücke wurde einmal völlig unerwartet von einem angegriffen - kam schwanzwedelnd an und stürzte sich dann (gottseidank an der Leine) von einer Sekunde auf die andere auf unsere Kleine. Seitdem sind schwarzweiße Hunde untendurch.
Wir haben grade schon wieder Freunde, die sich, wenn, uuuunbedingt einen Border Collie holen wollen, die waren in Schottland und das sind ja so tolle ruhige Hunde, die nur gelassen und ruhig herumliegen....
Mein Eindruck ist einfach, dass sich viele Leute ziemlich blauäugig auf Hundekauf begeben - dass die Hunderassen größtenteils auf "Verwendungszwecke" hingezüchtet wurden, die Charaktereigenschaften, das Wesen, darüber machen sich viele keine Gedanken.
Wenn man sich einen Familienhund wünscht, sollte man sich eine passende Rasse suchen, genauso wie mein kleiner Bolonka Zwetna sicherlich nie in die Hundeschutzstaffel aufgenommen würde.
Ich will nicht sagen, dass eine anspruchsvollere Rasse nie ein guter Familienhund werden kann, auch bei den Bollis gibt es einige, die durchaus Jagdtrieb haben, aber damit kann man eben auch als Anfänger fertig werden, während es ungleich schwerer ist, einen Jagdhund unter Kontrolle zu bringen.
Und andersherum tun mir die Bobtails so leid, die so einen "gemütlichen" Eindruck machen und kaum ausgelastet werden, dabei sind das so tolle Sportskanonen und die Bobtails, die ich kennengelernt habe, machten meistens schon einen ziemlich resignierten und depressiven Eindruck beim Herumliegen.. das ist nicht hundegerecht, meine Meinung.
Es ist halt die Frage, was man sihc zutraut an Arbeit zu leisten, was man bereit ist zu leisten, und auch ob man realistisch einschätzen kann, was da geleistet werden muss.
Und da Männe und ich unbedingt einen "pflegeleichten Familienhund" wollten, keinen Schutzhund, keinen, der im Garten die Maulwürfe erlegt, fiel unsere Wahl eben auf etwas kleines, liebes.
Ich denke mal einfach, dass das schon vom Hundehalter abhängt, wozu er den Hund möchte - es gibt ja sicher auch Leute, die schon immer davon geträumt haben, nur noch draussen mit Hund herumzustromern und auch als Mensch lieber gefordert werden, mit einem fordernden Hund.
Wir waren nicht so, wir sind nicht so, und haben jetzt eben einen Hund, der sich nahtlos in *unser* Leben einfügt, nicht andersherum.
Mittlerweile liebäugeln wir mit einem Zweithund, aber das traue ich mir ehrlich gesagt, noch nicht zu - ich bin ja hier diejenige, die die Haupterziehungsarbeit leistet. Es wäre so schön, aber ganz ehrlich weiß ich nicht, ob ich das gleiche bei einem anderen Hund ebenso hinbekomme.
Und zwei Hunde interagieren einfach schon ganz anders an der Leine und draussen, als einer..
Tja.. ich persönlich würde jedenfalls immer einen groooßen Bogen um Jagdhunde sowie Terrierrassen machen, weil ICH sie MIR nicht zutraue.
Es gäbe wahrscheinlich Frust - auf beiden Seiten.
Wobei - letztens habe ich eine Frau mit zwei Scotch Terriern getroffen, von den beiden war ich schwer beeindruckt. Zurückhaltende, souveräne Hunde, die dann aber nach einer Weile beide zu mir ankamen und sich dann im gleichen Maße, wie sie vorher die abwartenden Unnahbaren gespielt haben, meinen Streicheleinheiten hingegeben und mir gezeigt haben, dass sie mich mögen. Fand ich sehr beeindruckend, absolute Charakterhunde.
LG,
Monica