Wenn ich diese doch eher traurigen Geschichten lesen, dann wird mir wieder einmal bewusst, wieviel Glück ich doch mit meinem alten Barry hatte...
Barry kam in unsere Familie, als ich sieben Jahre alt war. Eigentlich sollte er ja eine falbenfarbene Hündin werden, aber die Leute, die ihn eigentlich haben wollten, sprangen kurz vor dem Übergabetermin ab und anscheinend wollte damals niemand einen wolfsgrauen Rüden haben. Nun, wir wollten (mir war es eh egal, hauptsache Hund) und so zog Barry mit knapp neun Wochen bei uns ein.
Barry war einer der unkompliziertesten Hund, die mir je begegnet sind. Meine Mutter als "Haupterzieherin" staunte über seine rasche Auffassungsgabe, er begriff unheimlich schnell und gab sich immer Mühe, auch ja alles richtig zu machen. Er machte auch im Zahnwechsel so gut wie nichts kaputt (eine Zeitung, eine Kerze und Bleistift mussten dran glauben...) und vertrug sich von Anfang an ganz prima mit unserem damals einjährigen Kater Micky. Die beiden verband 14 Jahre lang eine echte Männerfreundschaft ;).
Mit neun Jahren übernahm ich die Versorgung der beiden, ging täglich mit Barry spazieren und erlebte so manche ziemlich haarige Situation, Barry brachte mich jedoch immer wieder heil nach Hause. Er war mein Ticket in die Freiheit, der Wald war für mich eigentlich verbotene Zone, aber wo ich mit dem Hund spazieren ging, war meiner Mutter dann doch relativ egal... Einen guten Teil meiner Jugend verbrachte ich in den Donau-Auen, stundenlang unterwegs und nur mit Barry als Gesellschaft. Es war eine tolle Zeit!
Barry war der perfekte Kinderkumpel, ein Hund, der wirklich jeden Quatsch begeistert mitmachte. Er zog Schlitten und Bollerwagen, bewachte Zelte und Iglus, war "Jagdhelfer" oder "Beute" (je nachdem, welches Spiel bei uns Kindern gerade angesagt war), Wächter, Beschützer und vollwertiges Mitglied unserer Clique.
Mit 13 Jahren verlor er relativ schnell sein Gehör und zog sich immer mehr von der Familie zurück. Er bekam nicht mehr mit, wenn Micky nach Unterstützung im Kampf gegen die Nachbarkatzen rief, hörte den Warnruf der Amseln nicht mehr, kein Türklingeln oder Rufen von uns. Er lag in irgendeiner Ecke oder dämmerte stundelang im Garten herum. Bis Amy kam. So sehr sie ihm auch auf die Nerven ging, er hatte doch sehr schnell heraus, sie als "externe Ohren" zu benutzen. Fortan behielt er Amy immer im Blick, wenn sie Alarm schlug, dann ging er mit. Amy erlöste ihn von der Flexileine, wenn er auf Abwege gerient, konnte ich Amy schicken, um ihn wieder einzusammeln.
Er ging gerne mit auf den Hundeplatz, wo ich mit Amy trainierte. Er konnte zwar nur wenige Dinge mitmachen, aber er genoss die Aufmerksamkeit, die er von den Zuschauern bekam, ließ sich stundenlang knuddeln und mit Leckerlies verwöhnen.
Bis ins hohe Alter blieb er verspielt und lernfreudig. Seine große Leidenschaft waren Quietschfußbälle, ich weiß nicht mehr, wieviele von den Dingern ich ihm gekauft habe... Die letzten Bilder, die ich wenige Wochen vor seinem Tod von ihm machte, zeigen ihn mit Quietschball, meine letzte Erinnerung an ihn ist die, wie er, so schnell es seine alten Beine zuließen, hinter seinem Quietschball herrannte. Er wurde mit kanpp 16 Jahren eingeschläfert, als ich in Würzburg zum studieren war, sein Herz wollte einfach nicht mehr.
Barry ist an allem Schuld - an Amy, meinem Biologiestudium, meinem doch mittlerweile extrem ausgeuferten Fellfarbenhobby und meiner Liebe zum Eurasier. Ohne ihn wäre mein Leben wohl vollkommen anders verlaufen.
Danke für alles, Dicker :fondof:
LG,
Susanne