Es gibt beim Hund mindestens vier verschiedene Varianten von "Weiß", die alle einen anderen genetischen Hintergrund und dadurch auch andere gesundheitliche Auswirkungen haben können.
1. Weiß über den Extension-Lokus: Die einzige in dieser Hinsicht relativ unbedenkliche Variante ist das "Weiß" beim BBS, Akita, oder, wo wir schonmal dabei sind: West Highland White Terrier, Samojede, weißer Zwergschnauzer, aber auch Golden und Labrador Retriever (klingt komisch, ist aber so ).
Verursacht wird diese Fellfarbe durch das rezessive Allel der Extension-Serie, liegt es reinerbig vor, wir nur der Gelbe/rote farbstoff Phäomelanin in die Haare des Hundes eingelagert. Ein weiteres Gen sorgt für die starke Aufhellung, so dass der eigentlich gelbe Hund "weiß" oder creme erscheint. In die Haut (zumindest die unbehaarte) jedoch wird ganz regulär das schwarze Pigment Eumelanin eingelagert, daher haben Hunde mit dieser Fellfarbe auch schwarze Points (Pfotenballen, Lefzen, Nasenspiegel und Augenlider) und dunkle Augen. Hör- und Sehsinn ist bei diesen Hunden völlig normal ausgebildet.
Anders steht es mit den drei übrigen Formen von Weiß, bei ihnen handelt es sich ausschließlich um Pigmentierungsdefekte! Alle diese Formen können mehr oder weniger ausgeprägte Gesundheitsschäden mit sich bringen.
2. Scheckung, MITF-Lokus. Scheckung entsteht durch die Abwesenheit von Pigmentzellen in der Haut, dadurch kann logischerweise weder Eumelanin noch Phäomelanin ins Haar eingelagert werden, es bleibt farblos, als weiß. Streng genommen beginnt Scheckung schon mit winzigen weißen Abzeichen an den Pfoten oder der Schwanzspitze, gefährlich wird es dann, wenn das Pigment im Bereich der Sinnsorgane, besonders dem Innenohr fehlt. Das Ergebnis nennt sich sensorineurale Taubheit, betroffen sind hiervon klassischer Weise Hunde mit extrem ausgeprägter Scheckung (Weißanteil über 75%): Dalmatiner, Dogo Argentino, weißer Bullterrier oder Boxer, Parson Russel Terrier, aber auch Englischer Setter und Australian Cattle Dog. Das Aufkommen von ein- oder beidseitiger Taubheit variiert von Rasse zu Rasse.
Dies ist übrigens einer der Gründe, weshalb bei vielen Rassen, bei denen Scheckung vorkommt (z.B. als weiße Abzeichen), im Standard die Ausdehnung des Weißanteils genau geregelt und beschränkt wird.
3. Double Merle, M-Lokus. Ein Hund der reinerbig Merle trägt ist fast immer taub und/oder sehbehindert, zum Teil verursacht durch den Pigmentmangel, zum Teil aber auch als Folge von Pleiotropie, also direkt durch das Merle-Gen verursacht.
4. Albinismus. Hierbei befinden sich zwar genügend Pigmentzellen in der Haut, diese können jedoch keine (oder nur sehr wenig) Pigment herstellen. Es gibt verschiedene Formen von Albinismus, welche nun genau beim Hund auftritt, ist bisher unklar. Oft ist ein albinotischer Hund nicht reinweiß, sondern leicht cremefarben mit blauen Augen.