Zitat
Den Eurasier kann man mit Fug und Recht als einen der ersten Designer Dogs bezeichnen.
Na, das ist aber ein wenig zu viel der Ehre...
Mir fallen da einige ein, die noch weitaus früher dran waren.
Seit es Hunde gibt hat der Mensch sie an seine Bedürfnisse angepasst, entweder durch Selektion aus einem mehr oder weniger geschlossenen Genpool, oder aber durch Kreuzung verschiedener Schläge/Rassen (oder beides auf einmal). Und nicht immer war der Grund für diese Züchtungen die Anpassung eines Arbeitshundes an sein spezifisches Umfeld, sehr oft stand auch nur die persöhnliche Vorliebe eines Züchters im Vordergrund, der eben eine Vorliebe für eine betimmte Farbe hatte (z.B. Lord Tweedmouth), der eine ausgestorbene (!) Rasse wiederauferstehen lassen wollte, die ihren Verwendungszweck bereits längst verloren hatte (z. B. Captain Graham), der das Wappentier einer Stadt in Hundeform erschaffen wollte (Heinrich Essig), oder weil er eben einen familientauglichen Begleithund in Schlittenhundeoptik haben wollte (Julius Wipfel). Gründe gab und gibt es viele und wenn manche aus heutiger Sicht unsinnig und überflüssig erscheinen - die daraus resultierenden Rassen sind es mit Sicherheit nicht.
Rassen werden den aktuellen Bedürfnissen angepasst, in sehr vielen Fällen hat das eher negative Auswirkungen, alte Gebrauchshunde werden zum anspruchslosen Kuschelhund umgemodelt und der ursprüngliche Typ bleibt auf der Strecke. Da wird der Siberian Husky vom Schlittenhund zum Plüschbomber umgebaut, der Deutsche Schäferhund vom Hund zum Frosch, der Labrador Retriever vom unermüdlichen Apportierer zur fetten Showtonne und der Yorkshire Terrier muss aufpassen, dass er nicht zur Beute seiner Beute wird .
Bevor man also alte, bewährte Rassen bis zur Unkenntlichkeit umzüchtet, ist es da nicht der bessere und ehrlichere Weg, neue zu erschaffen? Solange dies mit Sinn und Verstand passiert und nicht einfach jeder seinen Struppi auf Nachbars Fifi hüpfen lässt und das Ergebnis dann als Rasse verkauft, ist das nicht zwangsläufig eine schlechte Sache (und das sage ich als eingefleischte VDHlerin!). Wobei man auch noch unterscheiden muss, ob es sich um eine reine Kreuzung handelt, bei der die F1-Generation bereits das Endprodukt darstellt und daher immer neu aus den Ausgangsrassen zusammen gemischt werden muss (so etwas kann per definitionem niemals als Rasse anerkannt werden), oder aber um ein durchdachtes Zuchtprogramm, dessen Ergebnis nach etlichen Generationen als eigenständige Rasse bestehen kann.
Und bevor ich es vergesse: Hier sind einige der Rassen, die gezielt aus anderen, bereits etablierten Rassen entstanden sind. Sie alle bereichern unsere Hundewelt ungemein und als überflüssig würde ich sie nicht bezeichen, auch wenn keine davon zu meinen speziellen Favoriten gehört...
Da wären z. B. der Schwarze Terrier (Riesenschnauzer, Airedale Terrier, Rottweiler und noch ein paar andere), der deutsche Jagdterrier (Welsh Terrier, Old English Black and Tan Terrier, Foxterrier), der Irish Wolfhound (Scottish Deerhound, Deutsche Dogge, Barsoi und ein paar Mischlinge undefinierbarer Abstammung), Golden Retriever (Wavy Coated Retriever, Tweed Water Spaniel, Irish Setter, Bluthund) und der Leonberger (Landseer, Bernhardiner, Pyrenäenberghund).
LG,
Susanne