Wow... vielen Dank für diese ausführliche Antwort, Shoppy.
Hat mir sehr geholfen sein Verhalten besser zu verstehen-
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z.B.: der Berner wäre KEIN geeigneter Trainingspartner für den Anfang – der Cocker schon ehr.
Du hast auch geschrieben, dass Du nicht immer weißt, ob Du ihn konfrontieren sollst oder nicht: Die Frage kann Dir Joker doch sehr leicht beantworten - Du musst nur auf seine Körpersprache achten: Versuch zu beobachten, wie er aussieht BEVOR er anfängt zu bellen – er also gerade die aller ersten Anzeichen von „sichtbar Angst“ zeigt. NÄHER solltest du dann nicht an den anderen Hund heran gehen: das ist eine gute Entfernung zu der in dem Buch beschriebenen „Gegenkonditionierung“ und Desensibilisierungs-Methode.
Okay... dann heißt das wohl, dass ich mich von meinem Hund ''leiten'' lassen soll, je nachdem ob er Kontakt aufnehmen will oder weggehen will.
Was mich in dem Buch irritierte ist, dass da steht, dass man immer unter der Angstschwelle arbeiten soll, bei der Desensibilisierung, d.h. ihm dann Leckerlis geben soll (bzw. auf andere Weise ihm ein positives Erlebnis bescheren soll), wenn er noch gar keine Angstreaktion zeigt. Meiner aber zeigt immer eine Reaktion (durch Anstarren), soll ich ihm dann trotzdem Leckerlis geben?
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Hätte er sich getraut zu schnappen, WENN Du in der Nähe gewesen wärst?
Dass meint zumindest dieser Hundetrainer.
Ich glaub das aber langsam nicht mehr. Wenn er wollte, hätte er es auch geschafft...
Gestern habe ich tatsächlich den Rhodesian Ridgeback meines Onkels besucht. Ich hab meinem Joker immer die Wahl gelassen, ob er sich zurückziehen wollte oder nicht. Der Ridgeback ist ausgesprochen friedlich, aber wohl auch aufgrund seines jungen Alters (7 Monate) extrem aufgedreht und agil und hat immer wieder versucht meinen Joker zum Mitspielen zu animieren. Am Anfang hat meinem das gar nicht gefallen. Er hat sich hinter Blumentöpfen versteckt und die Zähne gefletscht, wenn der andere zu aufdringlich wurde. Er hat auch immer wieder in die Richtung des Rhodesian Ridgebacks geschnappt. Aber es sah nicht so aus, als wollte er ihn wirlklich erwischen.
Eine Stunde hats gedauert, bis er nicht mal mehr die Zähne fletschte. Eine Weitere Stunde bis er tatsächlich mit ihr völlig ausgelassen rumgetollt ist. War schon wirklich schön anzusehen, dass er endlich jemanden zum Spielen gefunden hatte. Da ja weder der 10 Jahre alte Berner noch unsere Katze mit ihm spielen will...
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Dein Hund hat eine negative Assoziation mit fremden Hunden geknüpft. Um diese zu lösen MUSST Du desensibilisieren und Gegenkonditionieren. Das „Sozialisationsfenster“ ist zu!
Natürlich musst Du ihn mit anderen Hunden zusammen bringen, aber zu den Bedingungen, die Joker Dir stellt: es müssen Hunde sein, mit denen er neue, gute Verknüpfungen abspeichern kann. Mit „zu möglichst vielen Hunden führen“ ohne Plan und Konzept ist kontraproduktiv und wird mit großer Sicherheit voll nach hinten losgehen.
Okay, ich werde ihn also genauso wenig zu Kontaktaufnahmen zwingen, noch ein weiteres mal zu dieser Hundeschule zu gehen.
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Steht das so in dem Buch? Ich kenne nur das englische Original – die Übersetzung habe ich noch nicht gelesen. FALLS das da so drinnsteht, ist das ziemlich missverständlich übersetzt.
Angst IST eine Emotion. Knurren, Schnappen, Bellen sind Verhaltensweisen – diese können auch ohne die Emotion „Angst“ ausgeführt werden. Wenn Das in Jokers Fall so wäre, würdest Du einfach nur ein alternatives Verhalten trainieren müssen, und das wäre sehr leicht, weil er ja in diesen Situationen gar keinen Streß hätte, sondern „einfach nur“ knurrt oder bellt.
Den Eindruck kann man aus den Schilderungen des Verhaltens von Joker allerdings nicht schließen.
Ganz so stehts nicht im Buch. Ich dachte halt, dass man eine Emotion nicht wirklich erlernen kann, sondern nur das Verhalten, dass möglicherweise angstbedingt ist.
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Desensibilisieren“ heißt auf Deutsch Gewöhnen. Wird es damit etwas klarer?
Der eine Trainer meint, dass Du ihn gewöhnen sollst. Allerdings ist er sich ganz offenbar nicht wirklich darüber im Klaren, was das in Eurem Fall wirklich bedeutet – was er beschreibt ist ehr wie Flooding….
Hier ein Beispiel: Stell Dir vor Du hast Angst vor Schlangen. Die Anweisung dieses Trainers würde lauten, dich in die Schlangenabteilung des Zoos zu begeben – und nicht als Zuschauer hinter der sicheren Glasscheibe, sondern rein in die Terrarien, Schlangen füttern, pflegen, Terrarien säubern und Schlangen anfassen Sofort und möglichst viele und zwar den ganzen Arbeitstag lang – gehen darfst Du erst, wenn Du keine Angst mehr vor den Schlangen hast.
Ich würde Dir die Empfehlung geben, Dir erst mal alles Mögliche über Schlangen durchzulesen, Filme darüber zu sehen, dann vielleicht eine Sonderführung im Zoo (Du alleine mit dem Schlangenexperten im Schlangenhaus – keine anderen Besucher, und natürlich alles in sicherer Entfernung) – und wenn Du Angst bekommst, darfst Du selbstverständlich sofort gehen, und Du entscheidest, wann Du für welches Level bereit bist! Welche Methode würdest DU bevorzugen?
In dem Buch von Nicole Wilde steht aber auch, dass Flooding durchaus erfolgreich sein KANN, man aber natürlich auch viel kaputt machen kann. Und diese Methode nur unter Anleitung eines kompetenten Hundetrainers angewendet werden sollte.
Ich dachte eben, dass Flooding vielleicht bei einem jungen Hund, bei dem die Angst noch nicht so fest sitzt, auch zum Erfolg führen könnte.
Wenn eine Angst innerhalb von 12 Wochen aufgebaut wurde, kann es doch gar nicht sein, dass es Monate oder Jahre dauert, diese wieder abzubauen?! (Wie gesagt, dachte ich ;-)
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Wie oben schon mal geschrieben (und wenn Du genau liest, wirst Du parallelen zu den beiden „Schlangen-Annäherungs-Methoden finden): Ohne Leine hat er die Möglichkeit, selber zu entscheiden, wie schnell, langsam, gar nicht oder WIE er sich einem anderen Hund nähert. An der Leine sind seine Möglichkeiten jedoch stark eingeschränkt. Er muss sich mit DEINEM Tempo bewegen, er kann nur innerhalb des Leinenradiuses ausweichen, er kann notfalls gar nicht ausweichen, er kann die benötigten Körpersprachsignale nur begrenzt ausführen. Und – er hat inzwischen gelernt, dass Menschen Hundesprache nicht verstehen. Wenn Jokers Mensch aber Jokers Sprache nicht versteht, kann Mensch nicht darauf reagieren, wenn Joker sagt: „ich würde gerne langsamer oder gar nicht oder nur im Bogen auf diesen großen Fremden Hund zu gehen, der mir gerade gesagt hat, dass er Welpen unmöglich findet, besonderst, wenn sie schnell und geradewegst auf ihn zu gehen!“ OHNE Leine KANN er auf die Kommunikation des anderen Hundes angemessen reagieren – MIT Leine kann er es nicht! Und WEIL „angemessen“ nicht geht, muß er es eben „unangemessen“ tun – und seine gelernte Methode ist „Angriff ist die beste Verteidigung!“
Wäre vielleicht eine lange Leine hilfreich? Das wär meiner Meinung nach ein guter Kompromiss aus meiner Kontrolle über ihn und seiner eigenen Entscheidung, wie weit er gehen möchte.
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Siehst Du: Du hast es sogar schon selber beobachtet: er reagiert vorsichtig auf die Körpersprache der anderen: wenn einer für ihn zu stürmisch ist, geht er in die offensive. Wird er ignoriert, ist „alles gut“. Das Problem ist NICHT einseitig, es ist ein komplexes Kommunikationsproblem zwischen Dir, Joker und dem jeweilig anderen Hund! Lass Dir von Joker sagen, wie viel „anderer Hund“ er verkraften kann, mach diese Begegnungen angenehm für ihn, und er wird das langsam generalisieren.
Bei dieser Begenung mit dem Goldi war das eben schlecht zu kontrollieren. Der andere kam eben mit spielaufforderndem Gebelle auf ihn zugerannt und war 50m von seinem Frauchen entfernt (blieb aber auf Ruf sofort stehen)
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Nein! Schau doch, wie Du Dir selbst widersprichst. ENTWEDER handelt es sich um ein erlerntes Verhalten ohne emotionalen Grund (dann könntst Du, wie oben schon mal geschrieben, einfach ein anderes Verhalten trainieren, generalisieren und dann in jeder denkbaren Situation (also auch dieser) abfragen) ODER es ist ein Verhalten, dass eine Reaktion auf seine Angst ist. Dann MUSST Du den GRUND für seine Angst beseitigen – sonst dokterst Du an Symptomen und nicht an der Ursache herum.
Na gut, es wird wohl wirklich so sein, dass er Angst hat und nicht nur ein bestimmtes Verhalten erlernt hat. Ich wollte das nicht glauben, weil ich nicht verstehe, warum. Meine einzige Erklärung war es, dass er das Verhalten von einem anderen Hund aus seinem Rudel erlernt hat...
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Geh nicht mehr zu der Hundeschule!!
Ganz im Ernst: Dein Hund hat Angst vor anderen Hunden – und du ÜBST gerade fleißig, dass er isch auf keinen Fall auf Dich verlassen kann! Du läßt ihn im Stich. Das ist so, als ob Du Dein drei jähriges Kind auf den Spielplatz schickst. Aus irgend einem Grund, der, wie gesagt, völlig egal ist, hat Dein Kind Angst vor den anderen, und wenn die kommen versteckt es sich hinter Dir. Du hilfst nicht also muß es SICH SELBER VERTEIDIGEN und schlägt nach den anderen Kindern und DAFÜR bestrafst Du das Kind nun, indem Du es auch noch wegschubst. Das ist ein klassischer Teufelskreis!
Mit der Methode dieser Hundeschule lernt Dein Hund, dass sein Mensch ihn in brenzligen Situationen im Stich lässt und er sich selber verteidigen muss. Und dann wird er genau das eben tun! Es ist DEINE Aufgabe, Deinen Hund vor Gefahren zu beschützen, egal, ob das welche sind, die Du nachvollziehen und verstehen kannst, oder nicht!
Hilf ihm zu verstehen, dass andere Hunde NICHT gefährlich sind, und Ihr beide seid das Problem los!
Gut, diese Hundeschule sieht uns nie wieder. Zumal die da auch noch unverschämt teuer sind...
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Der Berner war offenbar genügend gut sozialisiert, dass er Joker nicht gegessen hat. Ob Joker damit eine positive Assoziation geknüpft hat? Ja, vielleicht! Zu EINEM Hund, fehlen nur noch 99 andere!
Aber solange mein Hund Rückzugsmöglichkeiten hat, wird doch der Kontakt zu jedem Hund eine positive Erfahrung, wenn die Begenung nicht gerade in einer ernsten Rauferei endet.
Der Berner ist sehr verträglich gegenüber Artgenossen und auch sehr langsam und behäbig, was ihn meiner Meinung nach zu einem gute ''positive-Erfahrungen-sammeln''-Hund machte.
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Nunja, auch vor 40 Jahren hat man Hunde irgendwie mit diesen Methoden erzogen bekommen. Aber WILLST Du einen Hund, der weiß, dass man sich nicht auf DICH verlassen kann??
Nein, aber es gibt genug Leute, die solche Methoden befürworten (leider), weil man einfach schnellere Erfolge erzielt...
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Gut, da hast Du Dein Trainingsziel, Dein SOLL. Dein IST ist Dir auch bekannt. Nun musst Du noch den geeigneten Trainingsweg von IST zu SOLL finden. Tipp, es hat was mit Verknüpfungen zu tun, mit POSITIVEN Verknüpfungen.
Okay, das Dynamische Duo wird wohl die beste Methode sein
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Solange er das in seinem Tempo, mit seiner Körpersprache tun kann! Belohne ihn IMMER, wenn er einen andern Hund auf diese Weise angemessen begrüßt! Zwing ihm nicht andere Hunde auf, die er ganz offenbar NICHT begrüßen möchte. Arbeite in seinem Lerntempo. Arbeite ausschließlich mit Positiver Bestärkung. Gegenkonditionierung heißt GEGEN…, weil einem Zustand etwas entGEGEN gesetzt werden muß. Ein Bankkonto in den roten Zahlen bekommst Du nicht flott, indem Du noch mehr Geld abhebst, sondern indem Du Geld drauf einzahlst. Dein Hund ist in den roten Zahlen, was „Begegnungen mit anderen Hunden“ anbetrifft: Du musst Guthaben (positive Verknüpfungen) einzahlen, um das in Euer beider Interesse zu verändern!
Ist es dann eine positive Erfahurng, wenn er kleinere Hunde trifft und sich nicht gezwungen fühlt zu knurren, bellen, zwicken? Denn wenn er zwar den Schwanz eingezogen hat, aber nicht offensiv vorgeht, gehe ich immer davon aus, dass es ihm Recht ist, dem anderen Hund zu begegnen.
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Sorg nicht einfach für „irgendwelche“ Hundekontakte – sorge für POSITIVE Hundekontakte!!
Dann werde ich ihm auch bei der Welpenspielgruppe (zu der er heute das letzte mal darf) eine Rückzugsmöglichkeit bieten.
Noch n paar weitere Fragen:
Als ich gestern mit ihm spazieren war, hat er aus etwa 50m Entfernung ein großen Stapel Holz, der mit einer Plane abgedeckt war, gesehen. Er hat ziemlich stark gebellt, ist aber auf diesen Stapel mit erhobenen Schwanz zugerannt. (Wo er dann, angekommen, gemerkt hat, dass keine Gefahr droht) Nach einer Angstreaktion sah mir das also nicht aus.
Änhlich verhielt er sich, als er eine Schafherde gesehen hat. Er ist genauso mit erhobenem Schwanz nach vorne geprescht und hatte sein komplettes Rückenfell hochgesterzt.
Würde er eigentlich die Hunde aus seinem alten Rudel wiedererkennen? Da er ja mit seinen Geschwistern gerne gespielt hat, wollte ich für ein weiteres positives Erlebnis sorgen und die Züchterin eventuell noch mal besuchen