Hallo und Danke, manchmal braucht man einfach diesen Austausch, damit man wieder erkennt, worum es im Wesentlichen geht.
Das klingt schon alles sehr einleuchtend.
Warum er so ist is nicht klar, er kommt aus schlechter, isolierter Haltung und er wurde auch misshandelt früher. Er war nicht sozialisiert und kannte keine Umweltreize. Laut Tierheim ist es Unsicherheit (er war dort auch so und wurde als "Problemhund" vermittelt). Laut Tierklinik ist es nur Ressourcenverteidigung. wir haben Tests gemacht, wenn ich mit ihm durch Wartezimemr ging, ist er voll ausgerastet. Wenn die Ärztin ohne mich ging, war er total brav. Sie meint deshalb, das Problem seien nicht die anderen Hunde, sondern seine Beziehung zu mir. Es geht ihm nur um mich. Es ist tatsächlich so, dass er gestern bei einem Frosch (!!!) im Wald genauso reagiert hat wie sonst bei einem Hund, nur etwas abgeschwächt. Wenn mein Freund ihn an die Leine nimmt, wird er sofort ruhiger (bellt auch, aber weniger). Wenn ich ihn dann nehme, wird er sofort wieder unruhig und nervös, dabei versuche ich wirklich ruhig zu bleiben. Er ist halt auf mich fixiert, weil ich alleine mit ihm wohne.
Was ich klar falsch mache, ist, dass ich wirklich die Leine straff ziehe, wenn ich einen anderen Hund sehe. Total doof und mir völlig klar, dass das falsch ist, aber es läuft oft automatisch ab.
Er reagiert schon sehr extrem, eine Hundetrainerin war mal so geschockt, dass sie gesagt hat, wenn das ihr Hund wäre, würde sie ihn gar nicht mehr in diese Situationen bringen, da er extrem gestresst ist. Er hat auch einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel (Cushing etc. wurde zum Glück ausgeschlossen). Wieder eine andere Trainerin sagt, Hundekontakt ohne Leine nur im umzäunten Bereich und mit bekannten Hunden, die sich nicht so schnell provozieren lassen, weil er direkt pöbelt und dominieren will und das so penetrant, dass andere Hunde im Recht wären, wenn sie ihn massregeln würden. Sie hat mir auch den Tip gegeben, in nasszuspritzen, wenn er ausrastet. Aber das läßt sich auf Dauer nicht umsetzen und brachte auch nichts. Aber man muss ihn leider schon aktiv "wachrütteln", sonst dreht sich die Spirale immer weiter und er hört nicht mehr auf. Mein TA sagt, das geht irgendwann auch sicher auf den Blutdruck. Der TA wiederum meint auch, was er im Welpenalter verpaßt und noch schlimmer, an negativen Erfahrungen gemacht hat, ist nicht mehr gutzumachen und da hilft nur absoluter Gehorsam.
Ich finde, das hört sich immer alles passend an, aber was wirklich dahinter steckt und wie ich es ändern kann, hab ich noch nicht wirklich rausgefunden.
Absitzen hatte ich viele Monate gemacht, aber das verschlimmert alles nur, weil dann bei ihm noch Frust dazukommt. Schnell weiterrennen ist das kleinste Übel, aber ich habe das Gefühl er lernt nix dabei und es ist ne Art Flucht.
Wir machen nach wie vor die "Schau-Methode" in Kombination mit bogenlaufen/umdrehen . Der Abstand war anfangs mehrere hundert m und ganz am Anfang ist er sogar nur durch den Geruch eines Hundes so ausgerastet. Mittlerweile sind es "nur" noch ca. 50-100 m Abstand, je nachdem wie viele Hunde wir am Tag schon getroffen haben. Je mehr Hunde wir am Tag treffen, desto nervöser ist er. Wenn wir nur in den Wald fahren und niemanden treffen, ist er generell ausgeglichener.
Ich will dass er aufs Wort hört und das wird auch viel geübt, aber ich finde ich muss ihm noch deutlicher zeigen, dass ich der Rudelchef bin. ein weiterer Fehler ist, dass ich nicht immer 100% konsequent bin, weil ich den richtigen Moment verpasse oder selber gestresst bin.
Ich denke auch über einen Zweithund nach, da er sich sehr an den ihm bekannten Hunden orientiert. Aber das traue ich mir nicht zu, solange wir noch so viele Baustellen haben.
Manchmal denke ich auch darüber nach, ob jeder Hund therapierbar ist, oder ob man auch irgendwann einsehen muss, dass ein Hund eben seine Macken hat und das Leben danach gestalten soll. Vielleicht gibt es auch Hunde mit so schlechten Erfahrungen (er hat Narben im Gesicht die aussehen, als sei er mal gebissen worden), das sie einfach keinen Kontakt zu fremden Hunden wollen?
Leider kennen wir hier noch keine Leute mit Hund. Früher waren wir in einer Spielstunde für große Hunde, das war recht gut, aber auch nur dort vor Ort, sobald wir aus der Tür waren war er wieder am Ausrasten, selbt bei den Hunden, die er von der Spielstunde kannte. Es hat sich in der Zeit (fast 1 Jahr) null gebessert.
vielleicht soltle ich mir noch mal ne Hundeschule suchen, aber ich habe schon so viel Geld in Einzeltrainings usw. investiert, dass ich dann wieder denke, es bringt doch nichts.
LG