Weil es ja nun wieder früher dunkel wird, gehen Spinner und ich in letzter Zeit die Abendrunde oft im Halb- bis Ganzdunklen im Wald. Man stelle sich das so vor: Ach, ist ja erst sechs, da können wir ja noch durch den Wald. Bis wir halb durch sind, isses aber viertel vor sieben und somit dunkelt es rapide.
Normalerweise geht es um diese Uhrzeit und ich fürchte mich nicht. Aber neulich war das doch anders. Wir kamen an einem großen, sumpfigen Feld voller Schilf vorbei, das wir eigentlich täglich passieren. Auf einmal hatte ich das üble Gefühl, da stehe jemand mitten in dem Feld. Eine helle Frauengestalt. Das volle Programm: Schock, eisiger Schauer, Gedanken überschlagen sich: Was will der da, wie komm ich hier schnellstmöglich weg, HILFE!! Denn wenn jemand mitten im Wald in einem sumpfigen Feld steht, ist das einfach nicht geheuer. Hund war schon dran vorbei, hatte aber nichts angezeigt. Ich schielte also aus den Augenwinkeln nochmal hin, dachte dann hoffnungsvoll, das kann gar kein Mensch sein, es bewegt sich ja überhaupt nicht. Nur diese helle Silhouette gegen den dunklen Himmel, reglos. Ich fasste also all meinen Mut zusammen, kramte die kleine Taschenlampe aus der Jacke, atmete tiiiiiiieeeeeef durch, bereitete mich mental darauf vor, loszusprinten, wenn ich doch eine menschliche Gestalt erkennen sollte, knipste die Lampe an...
... und stand vor einem mannshohen Schilfbusch. Das Ding war wohl schon immer da gewesen, aber bei Licht beachtet man die Dinger ja nicht wirklich. Interessant werden sie erst, wenn man ihnen im Dunklen über den Weg läuft. Da ist mir das Herz dann doch ordentlich in die Hose gerutscht.