Also es ist ziemlich lange her, dass ich meinen Schäferhunden Schutzdienst gemacht habe (bestimmt 20 Jahre, mein Gedächtnis ist schon ziemlich schwach), aber ich kann auch versichern, dass das Ganze auch für meine Hunde nichts anderes als ein ritualisiertes Kampf- und Beutespiel gewesen ist. Das uns allen einen Heidenspaß gemacht hat.
Das ist das gleiche, wie Kinder einen Karatekurs machen zu lassen, die gehen dann auch nicht hin und werden agressiv und machen andere Kinder platt.
Ich glaube, es macht Hunden einfach auch Spaß, ihre Kraft und Geschicklichkeit zu messen und sich mal so richtig mit Schmackes ins Zeug legen zu dürfen. Dadurch, dass alles nach festen Regeln abläuft, die die Hunde lernen und auch einhalten, kann so richtig in die vollen gegangen werden. Das tut den Hunden richtig gut. Nie war Agression im Spiel. Wenn sowas passiert, dann kann und darf mit diesem Hund nicht weitergearbeitet werden.
Begonnen haben wir mit Zerrspielen, dann mit einer Beißwurst, dann wurde mit einem leichten Übungsarm gezackert, damit die Hunde das Objekt der Begierde, ihre Beute Schutzarm, genau kennenlernen. Das ist nichts anderes als dem Hund beizubringen, dass er nicht die teuren Schuhe oder den schönen Pullover zum Spielen nehmen darf, sondern z.B. sein Tau.
Und dann wird das ganze weiter aufgebaut. Stück für Stück wird dem Hund das Ritual beigebracht. Er lernt genau, wie um diesen Arm gekämpft werden darf. Was von ihm erwartet wird. Unerwünschtes Verhalten wird korrigiert, das geht über den Abbruch und ganz einfach so wie alles andere auch über Lob, wenn er sich richtig verhalten hat. Und wenn er alles gut gemacht hat, darf er den Arm haben und ihn vom Platz tragen.
Mein Mann hat mal den Figuranten vertreten, wollte auch mal sehen, ob er sowas kann. Die anderen haben zum Üben einen absolut sicheren Hund ausgewählt und los gings. Unnötig zu erwähnen, dass mein Mann sofort zu Bogen ging, als ihn der Hund ansprang und anbiss. Wir haben dabei Tränen gelacht... Er liess den Arm los und der Hund trug ihn begeistert vom Platz - so wie er es gelernt hat. Mein Mann lag derweil auf dem Rücken und zappelte wie ein Maikäfer. Er hat es nie wieder versucht.
Er wird auch nicht richtig gern daran erinnert...:D
Naja, aber der Hund hat sich überhaupt nicht für meinen Mann interessiert, es ging ihm nur um den Arm. Er war stolz wie Bolle, dass er den Figuranten "überwältigen" und so schnell zum Ziel kommen konnte. Das wars dann aber auch. Egal wie gefährlich das aussieht, wenn die Hunde an den Leinen bellen und toben um zum Figuranten zu kommen und ihn dann mit Schmackes und großer Wucht anspringen, es ist und bleibt ein (raues) Spiel um den Beißarm und alle Beteiligten wissen das auch.
Die Hunde kennen den Schutzanzug des Figuranten (sagt man auch heute noch so?) und können es kaum erwarten wenn der auf dem Platz erscheint.
Also ich würde sagen, diese Schutzdienste sind einfach was für wesensfeste Hunde mit gesundem Selbstbewusstsein, die gehorsam und zusammen mit dem Führer ein sehr gut eingespieltes Team sind. Also es ist nichts für Leute mit unsicheren Hunden oder mit einer Profilneurose.
Es macht einen Riesenspaß, die Hunde powern sich aus und sind und bleiben dabei ganz normale Hunde, die außerhalb des Platzes keinerlei Tendenzen zum Raufen zeigen oder gar agressiv sind. Keiner der Hunde, mit denen ich damals UO und Schutzdienst gemacht habe, war ein Leinenpöbler oder sonstwie agressiv gegen andere Hunde oder andere Tiere. Damals war auch meine Tochter noch klein und es sind in Haus und Garten immer viele Kinder herumgerannt. Wir hatten zudem immer noch mindestens eine Katze.
Ich hab nie Prüfungen gemacht, wollte das nicht, aber Spaß gemacht hat es trotzdem.
Aber es gab natürlich gerade unter den Schäferhundlern eine Menge schwarzer Schafe, die ihre Hunde wirklich über den Platz drangsalierten und deren Hunde eigentlich besser keinen Schutzdienst hätten machen sollen.