Hallo,
es tut mir sehr leid, dass es Eurem Pudel so schlecht geht. Ich möchte Euch gern mit meinen Erfahrungen ein Stück Mut machen und vielleicht helfen:
Meine Rauhaardackelhündin erlitt mit fast 11 Jahren ebenfalls einen Bandscheibenvorfall mit totaler Lähmung. Sie konnte ebenfalls nicht urinieren. Nach der sofortigen Not-OP funktionierte das Pullern auch noch nicht sofort. Die Tierklinik sagte mir damals, dass es meistens nach 3 - 4 Tagen bei den meisten Hunden wieder möglich sei. Aufgrund einer anderen notwendigen OP war sie insgesamt 10 Tage in der Klinik und obwohl sie auch zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht selbständig pinkeln konnte, gab man mir den Hund mit nach Hause. Die ersten anderthalb Wochen bin ich täglich zu meiner TÄ gefahren und einen Blasenkatheder zu legen, da aufgrund der OP-Naht einer weiteren Operation im Bauraum ein Ausdrücken der Blase noch nicht möglich war. Nach dem Ziehen der Fäden zeigt mir dann meine TÄ, wie ich die Blase meiner Hündin täglich mehrmals durch Ausdrücken bzw. Ausstreichen leeren konnte - war absolut einfach und verursacht dem Hund auch keine Schmerzen. Nach ca. weiteren anderthalb Wochen dann stellte sich die Funktion des den die Blase bedienenden Nerves wieder her und sie konnte ihr kleines Geschäft wieder selbständig erledigen.
Es war auch bei ihr so, dass im ersten Monat bei ihr keine oder nur sehr kleine Fortschritte sichtbar waren, doch dann ging es Monat für Monat aufwärts. Mit entsprechender Physiotherapie (zweimal in der Woche Wasserbandlaufen) und täglichen Physio-Übungen zu Hause (die mir alle von der Physiotherapeutin der Tierklinik gezeigt wurden) konnte Daisy dann nach gut 9 Monaten wieder die ersten selbständigen Schritte machen, ohne dass ich ihr per Schal Hilfeleistung geben musste.
Allerdings würde ich den Hund nicht mit im Bett schlafen lassen, denn wenn er in der Nacht versucht, dass Bett zu verlassen, können sehr schnell Verletzungen oder gar weitere Bandscheibenvorfälle auftreten. Am besten, ihr bereitet ihm einen ebenerdigen Schlafplatz zu. Körbchen sind leider am Anfang ungeeignet, da der Hund (kommt jetzt auf die Höhe an) schlecht bis gar nicht hinkommt, solange er in den Hinterläufen gelähmt ist.
Ich denke, es ist schon wichtig, dass Ihr Euren Hund - da er so sensibel ist - so schnell wie möglich nach Hause holt, sofern er insoweit stabil genug ist. Bittet den Arzt in der Klinik, auch das Ausdrücken der Blase zu zeigen, solange Eurer Hund noch nicht selbständig pinkelt. In jedem Fall wird es ihm zu Hause seelisch besser gehen. Schlimm wäre es, er würde jetzt seinen Lebensmut verlieren ...
Wenn Euer Tierheilpraktiker Akkupunktur anbietet, solltet ihr diese Behandlung neben den physiotherapeutischen Übungen mit in Betracht ziehen. Ich konnte damals selbst sehen, was die kleinen Nadeln für eine Wirkung auf die gelähmten Nerven meiner Hündin hatten und wie sie sich langsam wieder regenerierten.
Es gibt Hilfsmittel, um mit den Hund - solange er noch nicht selbständig stehen und laufen kann - trotzdem raus gehen zu können und dem Hund einen sicheren Stand zu ermöglichen. Es handelt sich dabei um eine Hose mit langen Henkeln. Die Hose ist sehr stabil und drückt die Hinterläufe auseinander, damit das Wiedererlernden des Laufens überhaupt möglich ist. Kosten aber, wenn ich mich recht erinnere, so um die 60 - 70 Euro. Ich habe das anfangs mit einem Schal, einem Schutzhöschen für Hündinnen und einer darin eingelegten kleinen dicken Windel zum Auseinanderdrücken der Hinterläufe gehändelt.
Aber auch wenn Euer Hund für immer gelähmt bleiben sollte, ist das nicht das Todesurteil. Es gibt die Möglichkeit eines Rollstuhles für den Hund und viele so gehandicapte Hunde haben noch ein sehr schönes Leben. Denn wie ich selbst erfahren konnte, haben Hunde kein Problem mit der Lähmung, stören sich daran in keinster Weise. Es ist nur die menschliche Umwelt, die oftmals ein Problem mit gelähmten Hunden hat ...
Ich wünsche Euch alles Gute, schnelle Besserung des Zustandes Eures Hundes und vor allem, dass ihr ihn schnell mit nach Hause bekommt!!
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Edit: Auch wenn das jetzt hier ein sehr langer Post wird, aber ich habe vor einiger Zeit in einem anderen Forum auf eine ähnliche Frage einige der von mir zu Hause praktizierten Physiotherapie-Übungen beschrieben. Ich kopiere nachstehend diesen Teil mal hier noch mit rein:
"Beim Schutzhöschen vergrößerte ich die hintere Öffnung so weit, dass sie ohne Probleme urinieren konnte. Da Du einen Rüden hast, müsstest Du wohl im vorderen Bereich eine Öffnung für seinen Schniedelwutz schaffen. Ich habe in das Fach des Schutzhöschen, wo eigentlich eine Art Slipeinlage eingelegt wird, ein zurechtgeschnittenes Windelstück eingelegt. Damit wurden Daisys Beine gespreizt, da aufgrund der Lähmung diese Spreizung von ihr selbst nicht herbeigeführt werden konnte.
Des weiteren nahm ich einen weichen Schal, schlang diesen um ihren Bauch, zur Verankerung einmal durch die Riemen des Schutzhöschen am Bauch und verschloß oben den Schal (Knoten) in einer Höhe, dass ich bequem stehend mit dem Schal in der Hand meiner Hündin die entsprechende Unterstützung zum Laufen geben konnte.
Es gibt auch solche Trageschlaufen zu kaufen, die eine Spreizung der Hinterläufe herbeiführen und wo man die Trageschlaufe in ihrer Länge verstellen kann, allerdings kosten die Teile ab 50 Euro aufwärts ... In der Hinsicht war meine Konstruktion mit der gleichen Wirkung wesentlich günstiger (ca. 15 Euro für Schutzhöschen und Schal).
Ich weiß nicht, wie stark die Lähmung der Hinterhand bei Deinem Hund ist, aber ein paar Tipps von mir, was Du machen kannst:
Wenn Du in Deiner Nähe keine Tierklinik hast, die Physiotherapie für Hunde - wie Wasserlaufen, Massagen, Übungen anbietet -, kannst Du dies im kleinen Rahmen auch zu Hause tun. In der Badewanne kannst Du mit Deinem Hund das Wasserlaufen imitieren. Du brauchst einen Helfer mit dazu. Fülle soviel Wasser in die Wanne, dass die Beine Deines Hundes gerade noch den Boden berühren, ihn also das Wasser trägt. Einer gibt dem Hund Sicherheit, indem er ihn unterhalb des Brustkorbes/Bauches mit den Händen "trägt", der andere lockt am Ende der Badewanne mit einem Leckerlie. Nun muss der Hund versuchen, aus eigener Kraft zum Leckerlie zu kommen. Dies wird er auch und dabei anfangen, seine Hinterläufe zu bewegen - früher oder später, sofern die Nerven nicht irreparabel geschädigt sind. Das scheint ja nicht der Fall zu sein, sonst hätte Dir der Tierarzt nicht den Tipp mit der Trageschlaufe gegeben, sondern Dich auf einen Rollstuhl für Hunde verwiesen.
Eine weitere Physiomaßnahme ist folgende: Lege den Hund auf einer weichen Unterlage auf den Rücken. Dann nimmst Du seine Hinterläufe und fährst mit diesen Fahrrad, heißt, Du machst abwechselnde kreisende Bewegungen, bei denen Du die Beine sowohl an den Körper heran- als auch wieder wegführst. Diese Übung musst Du täglich wiederholen, mindestens eine Viertelstunde lang.
Bei dieser Gelegenheit massierst und streckst Du seine Pfoten, jedes Zehgelenk einzeln, damit die dort vorhanden Sehnen weiterhin geschmeidig bleiben und nicht verkümmernt.
Dann stellst Du den Hund auf seine vier Beine und greifst ihm mit einem Arm zwischen die Hinterläufen bis vor zur Brust. Damit gibst Du ihm Standfestigkeit und spreizt die Beine. Jetzt wippst Du mit dem Arm leicht nach oben und unten, die Hinterläufe sollen aber nicht den Bodenkontakt verlieren, sondern auf dem Boden stehen (eventuell durch einen Helfer die Pfoten ein wenig durchdrücken). Diese Übung soll die Muselspannung beim Stehen wieder aufbauen. Bereits durch die Wasserübung wird diese wieder mit aufgebaut, ohne Wasser ist es für den Hund aber wesentlich schwieriger, da die Schwerkraft unerbittlich ist Auch diese Übung muss täglich gemacht werden (alle Übungen!). Irgendwann kannst Du dann die Unterstützung durch Deinen Arm Stück für Stück wegnehmen, bis Dein Hund von allein wieder stehen kann.
Nach den Wippübungen (immer noch mit dem unterstützenden Arm) nimmst Du erst einen Hinterlauf und imitierst mit diesem übertrieben eine Laufbewegung, also Bein nach oben, im Kreis nach vorn strecken, die Pfote bewusst stark über den Boden nach hinten ziehen bis die Streckung des Beines vollendet ist und wieder das Bein ran. Diese Übung machst Du 20, 30, 40 mal nacheinander, dann wechselst Du das Bein. Wenn Du merkst, dass Dein Hund wieder etwas Kraft in den Hinterläufen aufbaut und er versucht, das Bein selbständig wieder ranzuziehen, solltest Du ihm beim Festhalten einen kleinen Widerstand entgegensetzen, damit die Muskeln arbeiten müssen.
Wenn er soweit wieder ist, dass er allein steht, muss er lernen, das Gleichgewicht zu halten. Dazu musst Du ihn hinstellen und immer mal wieder hinten leicht mit dem Finger anstupsen, dass er sein Gleichgewicht verliert und sich neu ausrichten muss.
Alle Übungen dienen auch dazu, dem Muskelabbau entgegenzuwirken, der rasant einsetzt, sobald die Lähmung sich manifestiert. Dann dauert es sehr lange, um neue Muskelmasse aufzubauen."