Hallo Meli,
ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es Dir geht und welche Gedanken Du Dir machst. Meine vorherige Hündin Daisy war die letzten 2 1/2 Jahre ihres Lebens ebenfalls teilweise gelähmt. Ausgelöst wurde das ganze durch einen Bandscheibenvorfall kurz vor ihrem 11. Geburtstag. Schon vor der OP gaben die Ärzte ihr eine Chance von 50 % ... und in den ersten neun Monaten nach der OP sah es fast so aus, als ob es nichts mehr werden würde, sie also nicht mehr laufen lernen würde. Doch wir haben nicht aufgegeben: wöchtentliche Physiotherapie, die ich nach einiger Zeit jeden Tag zu Hause selbst vorgenommen habe; einen Tierheilpraktiker, der Daisy akkupunktierte ... und ganz viel Optimismus und Übung. Nach neun Monaten stellten sich dann die ersten Erfolge ein, ganz in der Art, wie Du sie jetzt bei euch beschreibst: kurze Strecken, die sie alleine gehen konnte, dann wieder Pause, dann wieder laufen ... und nach und nach bauten sich die Muskeln so weit wieder auf, so dass sie am Ende 500 m am Stück laufen konnte. Dass es keine längere Strecke wurde, war ihrem ellenlangen Dackelrücken geschuldet. Sie hätte wie ein Laster mit Überlänge in der Mitte noch einmal ein paar Stützräder gebraucht. Also hab ich diesen Part mit einem Schal übernommen, mit dem ich ihr draußen bei unseren Spaziergängen - wenn sie müde wurde - die entsprechende Unterstützung beim Laufen gegeben habe.
Daisy bekam ihren Kot auch erst immer kurz zuvor mit ... nun ja, damit haben wir gelebt, falls es in der Wohnung passierte. Ab und an, wenn ich etwas die Zeit verpasst hatte oder am Morgen, passierte auch ein Malheur mit dem Urin. Doch an sich erledigte sie all diese Geschäfte draußen. Und auch wenn Daisy einige Einschränkungen durch die teilweise Lähmung in ihrem Leben hatte, so hatte ich doch nicht den Eindruck, sie würde darunter leiden. Vielmehr war sie bis zu ihrem letzten Tag ein lebensfroher Hund, der gerne spielte, Zeitungen erlegte und noch so manches Plüschtier killte. Ihre Beschäftigung erfolgte dann eben hauptsächlich in der Wohnung mit Such- und Kopfspielen.
Ich möchte Dir mit diesen Zeilen sagen, dass Deine Zweifel völlig normal sind. Die hatte ich zwischendurch auch. Aber wenn Du Deinen Struppi ansiehst und doch noch Lebensfreude bei ihm erkennen kannst, dann lohnen sich alle weiteren Anstrengungen und haben sich die vergangenen gelohnt. Es gibt viele Hunde, die auch gelähmt noch ein gutes Leben führen können. Hast Du schon einmal über einen "Rollstuhl" für ihn nachgedacht? Bezüglich dessen wirst Du im Netz ganz sicher fündig.
Du hast geschrieben, in der Wohnung würde Struppi eigentlich nur robben? Was habt ihr für einen Bodenbelag? Teppich oder Parkett? Sollte der Untergrund zu glatt sein, wird er wahrscheinlich deswegen robben, weil er keinen Halt findet. Wenn es Teppich ist, kann es auch sein, dass er einfach den Weg der geringsten Anstrengung geht. Meine Tierärztin sagte damals zu mir, als Daisy sich anfangs so durchs Leben robbte, dass es eigentlich nur für uns Menschen schrecklich aussieht. Die Hunde sehen ihr Leben viel pragmatischer: Wie auch immer, ich komm voran, ist mir doch egal, auf welche Weise. Und glaub mir, sie war teilweise schneller gerobbt als gelaufen
Einen Rat zur Entscheidung dahingehend, ob Du Deinen Struppi gehen lassen sollst, kann ich Dir leider nicht geben. Ich kenne Deinen Struppi nicht, weiß also nicht, wie gut er mit seiner Behinderung klar kommt. Doch Du kennst Deinen Hund und wenn Du auch nur die geringste Hoffnung auf weitere Besserung hast und/oder den Eindruck, dass er gut mit seinem Leben klarkommt, dann kämpfe weiter mit ihm.