Hallo,
ich habe mich nun lange zurückgehalten und mir selbst Gedanken zu diesem Thema gemacht. Allerdings hat mich gerade eine Reaktion meines Hundes umgestimmt und ich möchte mal Eure Meinungen dazu hören:
Also, vor ca. 3 oder 4 Wochen hab ich im TV eine Reportage über "Problemhunde/Problemherrchen" gesehen. Vielleicht der Ein oder Andere hier auch.
Jedenfalls ging es da u. a. um einen Schäferhund, der mit Frauchen schöne Spaziergänge macht, bei Herrchen aber ständig in die Leine biss. Das konnten sich Herrchen und Frauchen nicht erklären und schalteten diese zwei Hundetrainerinnen ein.
Diese schauten sich die Wohnsituation an und waren bei einem Spaziergang dabei und bildeten sich ihre Meinung.
Dann kam der Hund, wenn Herrchen und Frauchen beide zur Arbeit mussten, zu einer Frau, die so eine Art Hundetagesstätte betrieb. Auch dort gingen die Trainerinnen mit Herrchen und Frauchen hin und sahen sich alles an. Da waren dann zu diesem Zeitpunkt noch ein paar andere Hunde. Nund verhielt sich der Schäferhund zwar zurückhaltend, aber nach meiner Einschätzung nicht ängstlich.
Die Trainerinnen sagten aber, der Hund sei total verängstigt und wäre mit der Situation überfordert. Ihm würde es nicht gut tun, auf sich alleien gestellt zu sein und dann noch mit anderen Hunden spielen. Man müsste diesem Hund (bzw. allgemein allen Hunden) das Denken abnehmen und ihnen alles vorgeben.
Zudem wäre es unverantwortlich, den Hund stundenlang dort in der Gruppe zu lassen, er könne ja nicht zur Ruhe kommen. Für einen Hund wäre es schlimm, wenn er sich über mehrere Stunden (am Stück) bewegen müsste.
In der freien Wildnis würden sich die Wölfe nur zum Beute machen bewegen, alles andere wäre verschwendete Energie.
So, soviel zu diesen Trainerinnen.
Nun kommen dazu meine Gedanken (aber das ist wirklich nur meine Meinung, ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren):
1. Die heutigen Hunde sind keine weildlebenden Tiere mehr! Das widerspricht zwar meinem Grundsatz, dass mein Hund der Natürlichkeit halber rohes Fleisch zu fressen bekommt, aber ich denke die Fütterung ist ein anderes Thema. Duch die Züchtungen oder Mischungen hat sich das Laufverhalten der Hunde doch enorm verändert.
2. Ich fand, der Hund war mit den anderen anwesenden Hunden nicht überfordert. Zudem finde ich, dass einem Hund nicht alles vorgekaut werden sollte. Ich finde es schön, wenn ein Hund auch selber denken kann. Das wird doch auch von Polizei- oder Rettungshunden verlangt, warum dann nicht auch von den "Freizeithunden"?
Natürlich ist klar, dass der Hund wissen muss, wer das Alpha-Tier/Mensch ist und diesem gehorchen. Aber warum sollte er nicht selbstständig denken? Warum gibt es dann z. B. diese ganzen Intelligenzspielzeuge? Warum werden dann so viele Begleithunde oder Fährtensuchhunde ausgebildet?
Oder nehmen wir mal Blindenhunde: Wäre es nicht fatal, wenn diese nicht mehr eigenständig denken dürften?
3. Zu dem Laufverhalten kann ich nur sagen: Ich finde die Aussagen dieser Trainerinnen schwachsinnig!
Ich habe einen Schäferhund-Bernersennen-Wolfsspitz-Mischling und der ist nicht ausgelastet, wenn er nur eine Stunde am Tag raus darf. Unserer ist an normalen Tagen min. zwischen 5 und 6 Stunden draußen und bewegt sich von selbst. Natürlich hat er dort auch die Möglichkeit sich hinzulegen und einfach nichts zu tun. Aber er bietet sich an und dreht selbst seine Runden auf dem Hof, sucht sich selbst Spielzeug und beschäftigt sich damit.
Okay, abends liegt er dann hin und ruht sich aus. Aber nach einer halben Stunde wäre er wieder fit wie ein Turnschuh und würde wieder stundenlang toben gehen.
4. Bei nur einer Stunde Bewegung am Tag, wie soll da ein Hund normalgewichtig bleiben? Wenn ich mir die empfohlenen Fütterungsmengen der Futtermittelhersteller ansehe, dann wird mir schlecht! Ich habe einige Jahre als Tierarzthelferin gearbeitet und zu viele übergewichtige Hunde mit den Folgeschäden gesehen.
Nun hat mich eben eine gerade vorgefallene Situation zu diesem Thema bewegt:
Mein Hund war heute von 10 Uhr bis knapp 19 Uhr draußen, hatte zwischendurch zwei Mal eine Ruhepause von jeweils ca. 1,5 Stunden, die er aber nicht schlafend verbrachte. Also, er war seit 17 Uhr wieder draußen mit mir auf dem Hof, dann wollten wir meine Pferde holen und mussten dazu ein Stück laufen. Als er es nicht abwarten konnte loszurennen und dann auf Kommando loslaufen durfte, ging er ab wie eine Rakete, als ob er heute den ganzen Tag noch keine Bewegung gehabt hätte.
Ich muss noch sagen, dass er schon immer sehr lauffreudig war (er ist jetzt 19 Monate alt). Und es gibt bestimmt auch Hunde, die nicht so lauffreudig sind. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein mittelgroßer Hund mit einer Stunde Bewegung am Tag auskommt und zufrieden ist...
So, ich freue mich nun auf Eure Meinungen. VG