Hallo,
ich möchte mich gerne vorstellen, bevor ich zum eigentlichen Thema komme.
Mein Name ist Jürgen, und ich bin einer der Problemhundetherapeuten bei Hundewelten, die das von Heike beschriebene Problemhundeseminar in Böckstein im Mai diesen Jahres begleitet haben.
Aufmerksam auf Heikes Beitrag wurde ich durch die E-Mail einer Hundehalterin, die diesen Beitrag gelesen hatte.
Nun, ich möchte hier nicht mit einem endlos langen Beitrag den Leser unnötig strapazieren, sondern einige Textpassagen aus Heikes Beitrag hervorheben und dazu Stellung nehmen.
Zitat
Nach langem Suchen und endlosen Diskussionen haben wir einen 3-Tages-Kurs mit dem edlen Slogan: „Der Herr bin ich“ in einer Ferienwohnung in Österreich gebucht. Der Veranstalter des Kurses wurde als der „deutsche Hundeflüsterer G.W.“ angepriesen.
Slogan des Veranstalters: „Das Herrchen bin ich“!
Der Veranstalter: Der Hotel/Pensionsbetrieb in Böckstein, über welchen das Seminar sowie die Unterkünfte zu buchen waren.
Verantwortlich für den Ausschreibungstext zum Seminarangebot: Der Veranstalter !
Zitat
Abends ging es dann das erste Mal richtig zur Sache. Man traf sich (10 Hundehalter + 7 Hunde + 3 Hundeausbilder) in einem „kleinen gemütlichen Raum“ von 20 m².
Jeder stellte sich und seinen Hund vor und natürlich auch das Problem des Tieres.
Dann gingen die 3 Trainer (1 Hundetrainerin, 1 Problemhundetrainer und 1 Azubi) im Raum herum beugten sich über unsere Hunde, sprachen Fach-Chinesisch miteinander, machten kluge Gesichter, nickten weise und setzten sich wieder hin.
„Wir treffen uns dann morgen um 11 Uhr auf der Hundewiese. Planen Sie pro Tag ca. 800 g Fleischwurst in erbsengroßen Stücken ein – und füttern Sie Ihren Hund heute Abend und morgen Früh nicht.“ – sprachen sie und waren weg.
Tatsächlicher Verlauf des ersten Seminar-Abends:
Vorstellung der Hunde und deren Problemverhalten durch die jeweiligen Hundehalter.
Kurzes Resümee unsererseits aus fachlicher Sicht und Erläuterung der Ursachen, welche für das (Problem)verhalten des Hundes verantwortlich sind, und zwar in allgemein verständlichen Worten.
Ziel des Seminars ist es nämlich, dass der Mensch versteht, WARUM sein Hund sich so verhält. Hierfür brauchen wir kein „Fach-Chinesisch“.
Danach wurden einige allgemein bestehende Fehl- und Missverständnisse in Sachen Hund aufgeklärt und es wurde erläutert, WIE wir arbeiten und auch WRAUM !
Zum Schluss des ersten Abends wurde noch der weitere Seminarverlauf besprochen.
Dauer des ersten Abends: ca. 3 Stunden.
Zitat
Am nächsten Morgen um 11 Uhr:
6 Hunde auf den Zimmern, man holt die Schäferhündin: versucht 45 Min. lang, den Hund mit Leckerchen von einem Trainer zum nächsten zu locken. Dann pfeift einer mit ner Trillerpfeife .... das war´s.
Erstens locken wir den Hund nicht und zweitens benutzen wir keine Trillerpfeifen oder ähnliches.
Zitat
So gegen 13.30Uhr war Bruno dran: der Problemhundetrainer holt einen Stahlmaulkorb raus (NylonMaulkorb kennt Bruno – mach ich beim TA immer drum) – ich soll den Maulkorb anlegen:
Frage: Warum
Antwort: nur zur Sicherheit des Trainers, er möchte Brunos Agressionsverhalten prüfen.
Also hab ich Bruno den Maulkorb anglegt und dem Trainer die Leine in die Hand gegeben.
Mein Hund hat gezittert und gesabbert vor Angst.
Wenn man einem angstaggressiven Hund in der Konfrontation keinen Anlass gibt, aggressiv zu reagieren, dann bleibt nur noch die Ursache seines Verhaltens, nämlich die Angst !
Zitat
Meinte der Trainer: das muss sein, Hunde sind nicht nachtragend, die vergessen schnell.
Ich hab meinen GG angeschaut – Frage in meinen Augen – Antwort: versuchen wir es – vll. hilft´s ja
Wir wurden hinter einen Busch geschickt damit Bruno uns nicht direkt sieht.
Sorry, aber auf dem Gelände gab es keine Büsche, hinter welche wir irgendwelche Hundehalter hätten schicken können.
Richtig ist, dass wir das Verhalten im Kontext mit der Anwesenheit bzw. Abwesenheit des Hundehalters testen müssen
Zitat
Dann hat der Trainer versucht, Bruno mit Leckerchen (bitte den Stahlmaulkorb nicht vergessen) langsam zu sich hin zu locken.
Bruno hat den Typ eigentlich ignoriert – er hat ihm den Rücken zugedreht. Daraufhin hat die Trainerin Bruno umgedreht zum Trainer hin. Ich glaube in dem Moment hat Bruno die Nase gekräuselt.
Wie bereits erwähnt, locken wir den Hund nicht.
Bruno konnte mir gar nicht den Rücken zukehren, da ich ihn an der Leine hatte und er als angstaggressiver Hund mir in dieser Situation sicherlich NICHT den Rücken zugekehrt hätte.
Wäre dies der Fall gewesen, hätte Bruno keine Angstaggression.
Es erübrigt sich, denke ich, zu erwähnen, dass meine Kollegin Bruno NICHT umgedreht hat.
Zitat
Nach gut 30 Min. bin ich hin, hab dem guten Mann die Leine und meinem Hund den Maulkorb abgenommen. (Ich hatte die Schnauze voll!)
Die Trainer-Elite meinte dann: Bruno sei zu agressiv – da könne man in 3 Tagen nichts machen – da muss ein privater Trainer von ihnen her – 2 Tage lang – 600 Euro; aber das Problem wäre behoben.
Wir können insbesondere Aggressionen gegen Menschen auf Gruppenseminaren allenfalls antherapieren, da uns hier das häusliche Umfeld fehlt. Genau in diesem liegen aber zumeist die Ursachen.
2 Tage Therapie vor Ort kosteten zu diesem Zeitpunkt 350 Euro.
Außerdem therapieren wir bei Aggressionen gegen Menschen grundsätzlich drei Tage vor Ort. Das kostete damals 450 Euro !
Zitat
Auf meine Frage, warum 1 Trainer in 2 Tagen mehr schaffen soll als 3 Trainer in 3 Tagen habe ich keine Antwort bekommen.
Heike bekam von uns folgende Antwort:
Wir können insbesondere Aggressionen gegen Menschen auf Gruppenseminaren allenfalls antherapieren, da uns hier das häusliche Umfeld fehlt. Genau in diesem liegen aber zumeist die Ursachen.
Zitat
Nach uns kam der AmStaff dran, natürlich auch mit Stahlmaulkorb; der arme Kerl hat gejault und gewinselt, der hat die Welt nicht verstanden.
Am nächsten Tag wurde dann der Staff dran genommen: gesichert mit 2 Leinen und einer Kette !!!!
Der Trainer sah aus wie ein Michelin-Männchen – gepolstert ohne Ende
Dann hat der Problemhundtrainer den armen Hund so lange attakiert, geschrien, ihn erschreckt, Tritte vorgetäuscht usw, bis der gute Staff endlich zugebissen hat .... er ist auf die Füsse des Trainers los.
Dieser Hund ließ sich ganz normal anfassen, solange Frauchen nicht zugegen war.
Nun, was ich entgegen Heikes wüsten Schilderungen tatsächlich gemacht habe war, dass ich lediglich meine Hand auf Frauchens Schulter gelegt habe, um zu testen, welche Rolle hier der Mensch im Verhalten des Hundes spielt. Dies war bereits für diesen Hund genügend Grund, mich unverzüglich zu attackieren.
Ich habe diesen Hund NICHT weiter provoziert und auch NICHT antherapiert, da dies die Halterin in dieser Konstellation völlig überfordert hätte.
Genau dies war auch der Grund, warum wir Bruno auf diesem Seminar NICHT aus seinem Problem hätten herausholen können.
Zitat
Keine 3 Sekunden später kam dann das vernichtende Urteil: der Hund ist aggressiv, er braucht einen privaten Trainer – allerdings 3 Tage – macht 900 Euro.
Nochmal ... 3 Tage = 450 Euro
Zitat
Ich wusste es: Bruno ist ein Schnäppchen
Die nächsten Tage waren Spielerei:
Wie erlange ich die Aufmerksamkeit meines Hundes ?
Futter auf weißen DIN-A 4 Blättern verteilt: Hund dürfen nichts nehmen (Hundi blieb aber an der Leine!)
Leinenführigkeit: da hätte ich mir beinahe in die Hose gepieselt. Die Trainerin nahm den Jagdhund-Mix und wollte Leinenführigkeit demonstrieren – hat aber übersehen, dass die gewählte Route an einem Hasenauslauf vorbei ging ---- nix mit Leinenführigkeit – die 10 jährige Hündin stand da wie eine EINS
Tja Heike, da hast Du offensichtlich nicht aufgepasst ...
Der Jagdhund-Mix wurde gezielt mit dem Hasen konfrontiert, da das Problem dieses Hundes Hetzen und Jagen war.
Zitat
Ach und was ICH noch alles Wichtiges gelernt habe ?
Dank der täglichen 2-stündigen Power-Point-Präsentation weiß ich jetzt:
Hunde spielen nicht
Hunde sind Egoisten
Hunde bauen keine Bindung zu ihren Sozialpartnern auf
Hunde freuen sich nicht – sie handeln nur zweckgemäß
Hunde können bis zu 12 Std. täglich lernen ...
Hunde brauchen keinen Auslauf (10 Min. morgens, 10 Mittags und 10 Abends – das reicht völlig aus)
Hunde sind nicht nachtragend (siehe oben) – aber ... – Bruno hat den Problemhundetrainer immer angeknurrt und sich hinter mir versteckt ... ich weiß, er ist aggressiv, aber dafür liebe ich ihn.
Alles anzeigen
Da stellt sich mir die grundsätzliche Frage, WARUM war Heike dann überhaupt auf diesem Seminar, wenn sie ihren Hund explizit für sein aggressives Verhalten liebt ???
Zitat
Als diese 3 Tage endlich rum waren, hat unser Urlaub begonnen – und er war richtig toll.
Gut, ich habe fast eine Woche gebraucht, um Brunos Vertrauen wieder zu gewinnen und sein Mißtrauen umzupolen ... die 3 Tage Fleischwurst (ich habe 2 Tage lange gekochte Hühnerbrust genommen – dann war der Laden leider leer) hat Bruno noch auf den Rippen.
Aber was soll´s – wir haben den Urlaub ohne größeren Schaden überstanden – und die restliche Zeit genossen.
Hoffentlich trifft das auch auf die Besitzer des AmStaff zu („Vegas“ hieß die Schlabberbacke)
Kurzfassung: das Programm von G.W. liest sich gut. Ich glaube auch, dass er selbst viel von Hunden versteht. Allerdings hat er mittlerweile ein Verkaufsprinzip entwickelt, man findet es unter HundeW.... im I-Net, welches man leider nicht empfehlen kann.
Ich persönlich hatte das Gefühl, man arbeitet nach dem bewährten „Schneeball-System“.
Obertrainer, Problem-Trainer, Trainer, Azubi ... suchen Sie ein neues berufliches Standbein ? Werden SIE Hundetrainer bei HW.
Alles anzeigen
Wer sich einen Eindruck über unsere Arbeit an Hund und Mensch verschaffen möchte, dem empfehle ich, am 20.01.2009 um 23:15 Uhr auf SAT 1 die Sendung „24 Stunden – Die Reportage“ Untertitel „Mein Hund braucht Therapie“ anzuschauen.
Mit hundefreundlichen Grüßen,
Jürgen
( Problemhundetherapeut
im Hundewelten Ausbilderteam )