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Ich finde es ja gut, dass sich hier auch Leute zu Wort melden, die nach der HW-Methode arbeiten. Evtl. können diese mir ein paar Fragen beantworten, die ich mir nach der Lektüre des HW-Forums und PDFs stelle:
Vorweg, ich habe zwar eine Ausbildung bei HW gemacht, habe aber ansonsten dazu keine Verbindung mehr. Die Arbeitsweise, richtig angewandt, finde ich genial, auch wenn ich mich nicht so weit aus dem Fenster legen würde, dass ich jeden Hund innerhalb 3 Tagen therapieren kann. Es funktioniert recht schnell, aber eben immer nur so schnell, wie Hund und Halter mitarbeiten, wie der Halter bereit und in der Lage ist, eigenes Verhalten umzustellen. Nutzt ja nichts, wenn Hundi bei mir "funktioniert" und mit seinem Menschen die alten Spielchen treibt. Das hängt eben immer von den individuellen Möglichkeiten ab, die man vor Ort vorfindet. Aber damit erzähle ich hier, glaub ich zumindest, nichts neues. Ich habe mich einem Verband angeschlossen, in dem einige ehemalige HW-Leute bzw. solche, die dort eine Ausbildung gemacht haben, zusammengeschlossen habe und bin froh, dass ich dort immer noch Möglichkeit habe, mich fortzubilden.
Nichtsdesto trotz werd ich versuchen, die Fragen zu beantworten, soweit mir möglich.
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Hundewelten sagt, dass Sozialkontakt zu Artgenossen für Hunde Stress ist und daher vermieden werden sollte. Wenn dem so ist: warum haben sich die Wölfe (und Hunde) im Laufe der Evolution nicht zu Tieren entwickelt, die nach Erreichen der Geschlechtsreife einzeln jagen? (Gibt es ja durchaus in der Natur.)
Prinzipiell sehe ich das so, dass dort, wo keine Probleme bestehen, Hunde gerne Kontakt untereinander haben dürfe, solange dieser unter der Kontrolle der Hundehalter stattfindet. Damit meine ich, jeder hat seinen Hund im Blick und kann, wenn nötig, rechtzeitig eingreifen, bevor es zu Problemen kommt.
Wenn ich aber einen Hund habe, der Probleme der einen oder anderen Art hat, möglichst auch noch mit Artgenossen, dann ist es besser, dem Hund den Kontakt zu Artgenossen erst mal zu unterbinden, bis der Hund sich am Menschen orientiert und letztlich ihm folgt. Außerdem ist das, was so an innerartlichem Kontakt unter Hunden so stattfindet, wenn mehrere Hund/Halter-Gespanne zusammentreffen ja etwas anders, als was in der Natur innerhalb eines Rudels abläuft. Es würden sich in der Natur nicht das Rudel aus Wald A mit dem Rudel aus Wald B zum gemeinsamen Welpenspiel treffen. Diese würden sich tunlichst aus dem Weg gehen, weil andernfalls mit ziemlicher Sicherheit Blut fließen würde. So gesehen muss der Hund erst mal lernen, dass es in Ordnung ist, wenn man sich so begegnet und dass nicht jede Hundebegegnung immer Aktion bedeuten muss. Es kann ja auch mal Gründe wie Krankheit, Läufigkeit, oder das ich als Halter heute keinen Artgenossenkontakt wünsche gegen den Kontakt sprechen. Dieses also sollte immer durch den Halter steuerbar sein, zumal ich ja auch in der Regel nicht wissen kann, wie der mir entgegenkommende Hund gerade drauf ist. Aus meiner Sicht ist der Kontakt zu Artgenossen ein Privileg, welches ein Hund gerne haben kann, wenn er keine Probleme hat, was er aber nicht unbedingt benötigt. Wichtiger für ihn ist der Kontakt zu seinen Menschen, welche letztlich seine (Rudelähnliche) Gemeinschaft bilden und in der seine Sozialkontakte hauptsächlich ablaufen.
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Hundewelten sagt sinngemäß, dass Hunde "seit 15000 Jahren menschliche Gewohnheiten (Schwächen) beobachten und daraus lernen". Das impliziert ja eine Vererbung der Erfahrungen. Wäre demnach auch ein verwilderter Hund, der ohne Prägung auf den Menschen aufwuchs, per genetischem Gedächtnis dazu in der Lage, mit Menschen zusammenzuleben und diese gar zu dominieren bzw. kontrollieren? Falls nicht, wie können dann Mensch und Hund ein Rudel bilden? (Rudel ,nicht Sozialgesellschaft.)
Ich denke eher, dass nicht die Erfahrungen vererbt werden, sondern die Fähigkeit, diese Erfahrung zu machen und sich entsprechend darauf einzustellen. Würden die Erfahrungen vererbt, dann wäre es für den Hund absolut nötig, dass alle Menschen sich in jeder Situation gleich verhalten, was für den Menschen genauso wenig zutrifft, wie für einen Hund. Aber ein Hund kann die Körpersprache eines Menschen lesen lernen, egal, ob dieser (der Mensch) nun gesund ist oder z.B. im Rollstuhl sitzt. Ich wähle jetzt mal einen krassen Gegensatz, weil hier am deutlichsten wird, dass beide Menschen ein unterschiedliches Bewegungs-/Motorikpotenzial zur Verfügung haben, aber der Hund ist in der Lage, sich auf beides einzustellen. Ob verwilderte Hunde wirklich ganz ohne Prägung in Bezug auf Menschen aufwachsen, wage ich zu bezweifeln. Oft leben diese Rudel an wilden Hunden ja in der Nähe von Ortschaften, wo sie zumindest Erfahrungen mit Menschen machen werden, und wenn es nur die ist, dass man von der einen oder anderen Futterquelle weggeprügelt werden könnte. Also machen auch diese Hund ein gewisses Maß an Erfahrungen. Die wenigsten leben gänzlich ohne Kontakt. Es mag hier auch Ausnahmen geben. Ich denke, gerade aufgrund dieser zumeist nicht so tollen Erfahrungen mit Menschen ist es für verwilderte Hunde mitunter sehr schwer, in Beziehung zu einem Menschen zu treten und Vertrauen zu fassen, für manche wird es nie ganz gelingen. Es hat eben auch immer mit den Führungsqualitäten des jeweiligen Menschen zu tun, und bis zu einem gewissen Grad werden diese Hunde immer unabhängig vom Menschen sein, weil sie gelernt haben, dass sie auch alleine klar kommen können.
Per Definition können Mensch und Hund kein Rudel bilden, denn ein Rudel ist ein Gruppe blutsverwandter Tiere die ständig zusammen leben. Somit wird man maximal immer nur eine Rudelähnliche Gemeinschaft zwischen Hund und Mensch haben. Wie gut die funktioniert, und wer da letztlich wirklich die Führung, auf die der Hund ja existenziell angewiesen ist, übernimmt, dass liegt dann immer in der individuellen Konstellation zwischen Hund und Halter.
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Wie sieht das Zusammenleben mit dem Hund nach den HW-Prinzipien aus? Was wird vom Hund erwartet, und was erwartet der HH vom Hund?
Das hängt dann auch wieder von der individuellen Situation ab. Dem Hund werden zunächst erst mal Grenzen abgesteckt und Dinge wie Kontrolle, Ressourcenverteidigung oder oder oder abgenommen und ihm dafür ein alternatives Verhalten angenommen. Ich würde es so sehen, dass zum einen Einschränkungen die gesetzt werden, auf jeden Fall wieder aufgelöst werden müssen, weil sonst der Hund irgendwann am Rad drehen würde und dass dann auch so schnell wie möglich. Privilegien, die ich dem Hund erst mal entzogen habe, kann er, solange er damit klar kommt, nach und nach zurück bekommen. Aber man wird feststellen, dass der Hund vielleicht auf das eine oder andere freiwillig verzichten wird. Oftmals ist es so (will hier aber keine Regel aufstellen), dass der Hund es z.B. vorzieht, in der Nähe seines Menschen zu bleiben, als den Kontakt zu fremden Artgenossen zu suchen.[/quote]
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Meine Hauptkritikpunkte in Bezug auf HW sind folgende:
"Wissenschaftliche" Arbeit: Forschung setzt voraus, eigene Thesen zur Diskussion zu stellen. Dies findet nicht statt, kritische Kommentare werden nicht objektiv beantwortet, sondern lächerlich gemacht oder gelöscht. Ergebnisse anderer Wissenschaftler werden durch die Bank weg als Schwachsinn abgetan.
Wortwahl: Pubertär, emotional, unsachlich. Sätze wie "...und morgen ist Weihnachten" haben in Fachliteratur jeder Art nichts verloren.
Fehlende Quellenangaben: Es ist unklar, woher genau die Rückschlüsse von HW stammen. Eigenstatisitiken sind kein Beweis! Offenbar fanden keine Gegenproben von Nicht-HW-Mitgliedern statt.
Ich fände Beiträge hierzu interessant - natürlich nicht nur von HW-Fans!
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Kann ich nachvollziehen, aber dazu werde ich mich bedeckt halten, denn auch wenn ich mit vielem nicht einverstanden bin, so sind es doch ehemalige Kollegen, mit denen ich mich bei Bedarf persönlich auseinandersetze, nicht aber in einem solchen Forum.