"Mein" Wolfsspitz, mit dem ich im Tierheim Gassi-gehe ist in etwa genauso... Kein Jagdtrieb, kein Spieltrieb, kein Apportiertrieb, aber dafür umso extremerer "Schnüffel-Trieb" und "Kuschel-Trieb". :^^: :^^:
Spazieren-Gehen macht mit folgender "Vereinbarung" zwischen uns richtig Spass: Wenn nichts dagegen spricht, dann bestimme ich "nur" den generellen Weg - der wird nicht verlassen und wir gehen auch nicht rückwärts - ausser um umzukehren. Wo er am Wegesrand schnüffelt und wie lang und wie schnell oder langsam wir uns fortbewegen, dass bestimmt normalerweise er, es sei denn, ich habe es eilig oder ich finde ihn an manchen Tagen zu faul. (Ich finde auch es auch wichtig, dass er auf den Spaziergängen wenigstens etwas Gelegenheit bekommt, seine anscheinend extrem gute Nase auszulasten. Im tierheim geht das sonst nicht. Wenn es "meiner" wäre, würde ich auch jenseits vom Gassie-Gehen unbedingt seiner Nase anspruchsvolle Aufgaben geben wollen.)
Aber: Ich möchte dabei noch so laufen können, dass die Leine immer durchhängt. Wenn es richtig zieht, weil der gnädige Herr sich mal wieder entschieden hat, aprupt die Richtung zu wechseln oder so, dann gibt es zuerst ein wütendes "Nein" (reagiert er leider nicht drauf - wahrscheinlich weiss er nicht, was das richtige zu tun ist). Dann "stopp" oder "komm". Das funktioniert mittlerweile meistens - wenn ich rechtzeitig reagiere und er nicht schon zu abgelenkt ist (Wenn die Spur schon zu heiss geworden ist, dann nimmt er mich nicht mehr wahr.) . Aber es gab auch schon manche Tage, da hat er dann erstmal 10 min mitten auf dem Bürgersteig platz genommen... Aber das hat ihm nicht weitergeholfen. Ich rufe dann auch - ungeduldig und sauer - 50 oder 100 mal "komm" - bis er kommt und dann natürlich für das Aufgeben seines Spitz-Kopfes besonders gelobt wird.
Ich habe den Eindruck, dass wirklich das besondere an Spitzen zu sein scheint, dass ein Komando eigentlich nie 100%tig sicher funktioniert. "Mein" Wolfsspitz ist wirklich eigensinnig!! Wenn er keine Lust (mehr) hat, dann ... braucht es manchmal bei den einfachsten Komandos ca. 50 oder mehr Aufforderungen.
Ich mache wie gesagt alles, was konkretes Verhalten belohnt - und das hilft. Z.b. wenn er nah bei mir läuft, dann reicht plötzlich meine Hand bis an seinen Kopf - und kopfkraulen, das liebt er wirklich. Ich denke, so wird er langsam lernen: ich freue mich mehr, wenn er nah bei mir ist, als wenn er zieht...
Zu anderen Hunden - besonders Rüden - will er auch immer hin.
Die versuche ich also, zu entdecken, bevor er zieht. Dann rufe ich "komm" oder "stopp", umarme ihn fest und stelle mich zwischen ihn und den anderen Hund (Beschwichtigung!). Damit beruhigt er sich schnell immer mehr - wofür ich ihn wiederum ausgibig lobe.
Das hilft auch dem generellen Vertrauen, wie ich finde die wichtigste und schönste Grundlage unserer Zusammenarbeit extrem. Ich habe den Eindruck, er spürt so am meisten, dass er sich auf mich und meine Kommandos verlassen kann, dass es gut für ihn ist, mir zu folgen und dass ich "hinter ihm" stehe und ihn liebe. (ja wirklich, auch wenn ich ihn leider nicht haben kann...)
Was mir noch geholfen hat: Das Wissen um die Selbstständigkeit dieser anhänglichen Hunde. irgendwo stand, dass man bei einem Kommando einem Wolfsspitz erstmal bis zu 5 sekunden Zeit geben muss, sich fürs Ausführen zu entscheiden. Bei meinem ist das so!! Wenn ich das vergesse und manchmal in 5s 3x rufe, dann ist er eher genervt oder verwirrt und tut oft - gar nichts oder nimmt endgültig erstmal ganz entspannt Platz...
Wenn ich ihn Lobe und mich deutlich freue über ihn, lernt er schnell und ist meistens gehorsam. bei Strafe kommt so richtig seine Selbstständigkeit und sein Selbstbewusstsein zum tragen. Er scheint dann zu wissen: Die behandelt mich nicht gut... - es ist besser, mich auf mich selbst zu verlassen.
Fazit: Ich glaube, Wolfsspitze sind die besten Team-Spieler, die man sich vorstellen kann: Selbstbewusste Mitdenker, statt unterwürfige Befehlsausführer. Bei schlechter Behandlung arbeiten sie schlecht. Aber bei guter Behandlung, d.h. wenn "meiner" weiss, dass auf mich absoluter Verlass ist und dass seine Arbeit mir Freude bereitet, dann bekomme ich das mind. 10fach zurück: dann tröstet er mich, ist ein ganz grosser Clown, beruhigt mich, passt auf mich mich auf, teilt mir mit, was ich sonst nicht mitbekomme, ...
Viel Spass Euch zusammen,
Wolfsspitzfan