Beiträge von Nocte

    Wie ist das eigentlich mit Schweinen. Werden die auch von Wölfen angegriffen? Können die sich besser wehren oder wehren die sich eher?


    LG
    Sacco

    Ausgewachsene Wildschweine sind sehr wehrhaft. Ich denke, dass Wölfe da nur dran gehen, wenn die Gelegenheit günstig oder die Zeiten hart sind. Ich kenne auch nur Fotos, von Wölfen mit Frischlingen im Maul. Schweine im Freiland sind bei den Haustieren kaum anzutreffen. Mal ein paar in Hausnähe, aber nicht im Grünland. Die meisten Schweine sind in Mastställen oder Aktivställen untergebracht.

    Chris, die Rassen spielen eine Rolle. Ich habe verschiedene Rassen. Umso näher man an der Urform ist, umso eher suchen die Schafe ihr Heil in der Flucht. Die Kamerun werden erst in großen Gruppen ruhiger. Unter 60 Alttieren ist fast schon zu klein. (Heißt nicht, dass man 60 oder mehr Kamerunschafe halten muss). Das heißt, ab diesem Punkt hat man einen Herdenverbund, der zusammen läuft. Geraten die Kamerunschafe in die Enge, dann ist deren "point of no return" eher erreicht, als bei meinen anderen Schafen, aber er ist auch anders geartet. Bei denen heißt das Kopf runter und dampframmenmäßig einen Ausweg bahnen oder springen und das wirklich beeindruckend hoch. Wirklich gezielte Angriffe sind das aber nicht.


    Die Ouessantschafe haben einen hohen Grad an Umstellungen in der Haltung durchwandert. Auf der Insel wurden die Tiere frei gesetzt und z.T. wohl auch früher in Anbindehaltung gehalten, bis der Winter kam. In der Wolle, der Trittsicherheit, dem Ablammveralten sieht man das auch. Die sind robust und entwickeln auch andere Strategien, um den Hund auszutricksen. Da es auf der Insel aber keine solchen Bedrohungen und Zäune gab, wie hier, gab es da aber keine Strategie für Wildtierabwehr und heute (auf dem Kontinent) hat man ein XS-Schaf, das schlau ist, sehr wendig und flink. Das Herdenverhalten finde ich bei meinen schon bemerkenswert. Die Väter werden in den Lämmerdienst ebenso eingebunden, wie die Auen. Es trabt nicht zwingend das Lamm neben seiner Mutter her, das dazu gehört, sondern es gibt einen Kindergarten, in dem immer mindestens 2 Schafe abgestellt werden, um sich um die Kleinen zu kümmern. Lammt eine Aue ab, dann geht sie abseits, aber 2 Altschafe und ein Bock sind in der Nähe und wachen, bis Aue und Lamm stehen. In dieser Zeit dürfen sich Fremde nicht nähern. Die Böcke greifen dann gemeinsam an und haben eine kurze Lunte. Auch später achten sie noch darauf, die Damen abzuschirmen, aber dann bekommt man eine Warnung, wenn man die kritische Distanz unterschreitet. Ein Schaf ist immer zum Wachen am höchsten Punkt der Weide postiert. Es ist immer das gleiche Schaf und der Job wird umgehen weitergegeben, wenn dieses Schaf die Weide verlässt oder krank ist.


    Meine Milchis sind wieder ganz anders - die Mutter bleibt bei ihrem Lamm und werden die älter, dann rufen sie ab und an mal ein "Wo bist du?" "Bin hier?" . Diese Schafe sind im ganzen viel schwerfälliger und machen eher mal Front. Dabei bleibt es dann aber auch. Geraten die in Wallung, dann rennen sie als dichtes Wollfeld los und das erinnert am falschen Ende der Herde an eine Reihe Footballspieler, die einen umwalzen. Ich kann euch sagen, man geht schnell zu Boden. Hab das ausgetestet. Wenn die in Panik sind, würden mit Sicherheit auch Jungtiere niedergetreten werden, wenn eines einen falschen Schritt macht und fällt. Aufsplitten tun sie sich nur unter Zwang und die Lämmer bleiben immer dran. Die Soay oder Kamerun legen sich ab wie Kitze.


    Die GGH haben in allem eine kurze Lunte - Damen wie Herren und die greifen alles deutlich eher an, als alle meine anderen Rassen. Dabei können die erstaunlich gut zielen. Springen können die auch gut, aber mit Zwillingen oder gar Drillingen an Bord, geht ihnen die Bewegungsfähigkeit auf den dünnen Stelzen im letzten Drittel der Tragzeit verloren. Da die Damen wie die Herren praktische Henkel haben, tut es auch bei beiden gleich weh, getroffen zu werden .... tut aber auch ohne Hörner weh.


    Die Skudden .... durchgeknallte Hektiker. Die kennen nur Flucht und brauchen eine sehr große Distanz. Die sind in allem kaum mal wirklich tiefenentspannt. Beim Fressen, Laufen etc. es wird immer die Umgebung gescannt und Fehlalarm gibt es bei denen nicht - Rennen geht immer, vorsichtshalber, nur zur Sicherheit, also immer. Denen würde ich neben den Kamerunern auch die größten Chancen einräumen auf der Flucht davonzukommen. Sie sind recht trittsicher und durchaus in der Lage mehrere "Hindernisse" zu umgehen. Meine kommen aber aus einer Haltung, in der sie nahezu ohne menschlichen Kontakt verwildert lebten. Die bei mir geborenen Lämmer sind zutraulich. Im Gefahrenfall - also eigentlich 23 h am Tag - rennen die natürlich auch mit den anderen. Was es bei den Skudden gibt es, wenn sie in die Enge getrieben werden, ein Schaf, dass quasi den Ausweg mit brute force finden muss. Ich schätze, dass wäre dann im Angriffsfall ein red shirt oder allen gelingt die Flucht. Bei uns ist das Jolly Jumper. Sie hätte tatsächlich Chancen auf der Flucht ein anderes Tier auszumanövrieren.


    Ich schätze aber, dass in Deutschland nur die Schafe eine Chance hätten, denen das Überwinden der Zäune und Umschiffen aller anderen Gefahren gelänge. Die Zäune - erst recht die aufgerüsteten - stellen eine echte Hürde dar, die das Überleben als Weidetier einem Wildtier gegenüber ziemlich erschwert.

    Meine Herdwickschafe haben vor ein paar Jahren einen jungen Podenco(mix) übel verletzt.
    Der Hund ist über den Zaun gesprungen und hat sich an 2 schlafende, gerade wenige Tage alte Lämmer, regelrecht angeschlichen. Ich glaube wirklich, dass er sie nicht identifizieren konnte, und deshalb so langsam auf sie zu ging. Da hat ihn die Mutter attacktiert, bei der Flucht kam er noch zwischen ein anders Lamm und dessen Mutter, die ihn auch boxte.
    Ich hatte gesehen, dass der Hund auf die Weide sprang und kam angerannt, eigentlich um die Schafe zu schützen, und habe dann den Hund gerettet.
    Ausgeschlagene Zähne, gebrochene Rippe, lange, tiefe Wunde auf dem Oberschenkel, riesen Bluterguss auf der Schulter....
    ABER: wäre der Hund in Hetzmodus schnell auf die Schafe zugerannt, wäre alle geflüchtet.

    Genau wie bei dem Fuchs. Das war es, was ich meinte. Schön beschrieben.

    Mal noch als Nachtrag zu den Wölfen und stoßenden Schafen. Wer einmal gesehen hat, wie unsere Hütis den stoßenden Schafen oder Rindern ausweichen, der weiß, dass ein Wolf das mit Sicherheit auch könnte, wenn die Schafe denn eine Tugend aus "Angriff ist die beste Verteidigun" machen würden. Daneben funktioniert das auch nur, wenn kein Angriff von zwei Seiten erfolgt und Wölfe sind keine Einzeljäger. Die gehen strategisch vor und nutzen räumliche Gegebenhgeiten. Also selbst eine mobile Einsatztruppe der Sorte "Black Sheep" würde da vermutlich "abk*****".

    Können und tun sind zweierlei Paar Schuhe. Schafe sind in erster Linie Fluchttiere. Ist der Impuls zu rennen ausgelöst, dann sind die bei einer echten Gefahr ziemlich kopflos. Meine Schafe schauen sich die Bedrohung an. Das setzt aber voraus, dass die "Gefahr" Abstand hält und eingeschätzt werden kann. Bei fremden Hunden, die sich reinstürzen, rennen die kopflos in die Zäune oder Netze. Fühlen sie sich in die Enge getrieben, gehen die Köpfe runter. Schafe stampfen als Drohung auf. Danach folgt ein Angriff. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass Schafe bei einem Wolf auf Beutezug angreifen würden. Die Phase des Kuckens und Austestens würde wahrscheinlich nicht mit einer Konfrontation enden und ist der Wolf dann auf Jagd, ist alles vorbei. Die meisten meiner Schafe, die bei Attaken gestorben sind, sind im Zaun mit Herzinfarkt oder Genickbruch gestorben. Die Gerissenen wurden mit einer Ausnahme verschleppt. Da findet man nicht mehr viel von. Die sind aber auch sehr klein. Meine Böcke stellen sich gegen fremde Hunde oder Füchse. Einen haben sie durch die Zaun geprügelt, als der Lammbraten als Mittagssnack wünschte. Dem ging es danach nicht mehr soooooo gut. Die Muttern stellen sich auch und schlagen drauf, aber sind alles mehr oder minder zivilisatorische Gegebenheiten. Der Reaktion meiner Schafe auf Huskys nach, dürfte der Wolf nicht mit einem Angriff zu rechnen haben.


    Schafe sind recht fragil und Kühe auch. Die haben eine Schwachstelle in der Halswirbelsäule (meine 3. und 4. HW) Ein Treffer dort oder ein Aushebeln in ein Gitter, selbst ein Schlag, kann ein Rind oder ein Schaf töten. Ist nicht selten und habe ich schon life miterlebt.


    Es gibt Schafe, die noch näher am Wildtier sind. Meine Kameruner oder noch mehr die Soay suchen ihr Heil in der Flucht und dabei lassen sich die Lämmer fallen und die Alttiere versprengen sich. Das ist kein Verhalten wie bei anderen domestizierten Rassen und ich vermute, dass diese Schafe erst in einer sehr großen Gruppe anfangen auf Masse zu setzen und gemeinsam zu fliehen. Die Kameruner, obwohl sie uns teilweise seit ihrer Geburt kennen und keine schlechten Erfahrungen mit uns gemacht haben, sind erst in der Wintergruppe mit um die 60 Tieren etwas entspannter und folgen der Herde z.B. beim Aufstallen ohne dass man die 2m in der Luft hat.

    Aber, wenn ich mir das "Video" mit Bär gegen Simmentaler Kühe so ansehe, fiel mir auf, dass den Kühen wohl nicht bewusst ist, dass sie keine Hörner tragen....anders kann ich mir die Haltung mit dem Kopf voran gegen den Bären zu gehen, nicht erklären
    :ka:

    Das macht schon Sinn. Die Schädelplatte ist sehr hart und verursacht auch ohne Hörner ordentlichen Schaden. Außerdem ist jede andere Stelle viel gefährdeter. Schafe - wenn sie sich gegen etwas stellen - machen das auch so und ebenfalls unabhängig von Hörnern. Selbst kleine Schafe machen damit großen Schaden, wenn sie die richtige Stelle teffen.

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    Habt ihr das schon gelesen? :ka:

    Ja, da wird aber nichts bei rumkommen, als einem Shitstorm gegen die Besitzerin. Die DNA-Proben werden nichts als Hund ergeben und der Frau wird nicht geglaubt. Auf FB gibt es schon die entsprechenden Kommentare, dass der Hund mit Leine nicht gebissen worden wäre und das ohnehin nicht überlebt hätte.


    Man wird sehen.