Sorry, ich hatte vermutlich zu viel Vorkenntnis in Sachen Jagd-Gebrauchshundezucht voraus gesetzt.
Du wirst keinen Züchter von Jagdgebrauchs-Schweißhunden finden, der seine Welpen an Nichtjäger abgibt. Aber parallel zu dieser offiziellen Zucht gibt es Vermehrer, die mit Schweißhunden züchten, die für den Gebrauch aus Wesens - oder Gesundheitsgründen nicht gut genug waren und aussortiert wurden. Diese Hunde sind, wenn die Wesensmängel das nicht ausschließen, als Familienhunde gut geeignet. Als Jagdhunde dann allerdings nicht mehr.
Was die Vorstehhunde angeht: Vorstehhunde müssen, wenn sie gut werden sollen, jeden Tag arbeiten. Und zwar nicht an Dummis, sondern in der Praxis. Fehlt ihnen diese Praxis, stellen sich sehr schnell Probleme ein.
In den vergangenen ca. 25 Jahren haben sich in Folge veränderter landwirtschaftlicher Bedingungen die Wildvorkommen dramatisch verringert. Daraus folgend, nahm der Absatz an Vorstehhunden ab. Um das abzufangen, kamen einige Züchter auf die Idee, ihre Würfe auf dem freien Markt abzusetzen. Damit war es erforderlich, diese Hunde im Wesen "leichter" zu züchten.
Leichter deshalb, weil deutsche Vorstehhunde generationenlang im Zuge der Entwicklung ihrer Vielseitigkeit darauf selektiert wurden, Zwang und Starkzwang nicht nur mental auszuhalten, vielmehr wurde aversive Führung zur conditio sine qua non. Ohne sie ging und geht es vielfach nicht.
Diese aversive Führung ist von vielen Nichtjägern nicht zu erwarten, sie sind damit überfordert oder lehnen sie aus persönlichen Gründen ab. Was durchaus zu begrüssen ist, fehlerhafte aversive Führung macht jeden Vorstehhund zum Todekandidaten.
Im Ergebnis: Magyar Vizsla, Weimaraner, Labrador und Golden Retriever, Setter, Spaniel, Teckel u.a. waren ursprünglich reine Gebrauchshunde. Inzwischen hat sich neben den Gebrauchszuchten eine erheblich grössere Parallelzucht entwickelt, die den Markt der Nichtjäger bedient. Übrigens mit zum Teil irrer Entwicklung. Ein Golden Retriever kostet beim "Hobbyhund"-Züchter 1500 bis 2000 Euro. Ein Golden Retriever, vom Jäger für den Jäger gezüchtet, kostet 600.-