ZitatAlles anzeigenAlso, ich hab meine Hoover vor 3 Monaten aus Kreta bekommen. Sie wird auf ca. 1,5 Jahre geschätzt und hat dort als Strassenhund gelebt.
Das erste Mal abgeleint:
Am 3. Tag!
Und es war die richtige Entscheidung. Ich war mit ihr an der Isar, keine Autos weit und breit, dafür einige andere Hunde. Ich hatte sie an der 5 m Schlepp, sie wollte so gerne zu den anderen Hunden hin und spielen. Also hab ich mir den Besitzer eines super erzogenen Goldies ausgesucht und ihm die Situation erklärt. Mein Gedanke war, wenn sie mit anderen Hunden spielt, wird sie nicht abhauen.
Darauf der Goldiebesitzer: "Lein sie ab. Entweder sie bleibt bei dir, weil sie dich "auserkoren" hat oder sie haut dir auch in 3 Jahren noch ab!"
Diesen Rat berherzigt hab ich meine Maus mutig abgeleint. Sie konnte es kaum fassen. Sie hopste ein paar mal um mich rum - und dann ab durch die Mitte.... ca. 20 m und dann in großem Bogen wieder zu mir zurück! Das war bisher einer meiner schönsten Augenblicke mit ihr!
Und dann hat sie mit dem Goldie gespielt. Ewig lang. Hinterher war sie richtig platt.
Ich hatte und habe das Gefühl, dass dieses Vertrauen, das ich in sie gesetzt habe, belohnt wurde. Ich vertraue ihr heute noch blind, das sie mich "begleitet" wenn sie im Freilauf ist, auch wenn sie für mich manchmal außer Sicht ist.
Genauso bzw. sehr ähnlich haben wir es auch gemacht.
Unsere Hündin (vmtl. Hovawart-Schäfer-Mix) haben wir selbst mit ca. 1-1,5 Jahren in Spanien von der Straße aufgelesen, sie war total verschüchtert und hat sich kaum anfassen lassen. Trotzdem es unser erster Hund ist, habe ich gefühlsmäßig sofort auf "Handfütterung" gesetzt (wir waren ja noch in Spanien unterwegs und ich konnte mir keinen deutschsprachigen Hunderatgeber besorgen). Wir haben sie am Tag 3 im Ebro-Delta (sehr vorteilhaft: ein Feldweg in der Mitte und rechts und links Wasser, da kommt selbst Hund nicht sehr weit) bereits abgeleint.
Da sie total mager und dementsprechend meist recht hungrig war, zog zunächst das "Zurückkommen bzw. bei uns bleiben gibt Futter".
Entweder sie hat uns tatsächlich ausgewählt oder ist besonders gelehrig, zumindest hat das von Anfang an gut geklappt. In Deutschland stellte sich dann heraus, dass sie ein extremes Jagdproblem hat. Autos, Fahrräder aber natürlich auch jede Art von (Nieder-)Wild (schließlich hat sie es vermutlich früher als Nahrungserwerb jagen müssen). Das alles haben wir ohne Schleppleine und nur durch Ablenkung und positive Verstärkung (Futter, Spiel) gut in den Griff bekommen.
Katzen und Eichhörnchen gehören aber immer noch auf die Bäume
Mein Rat für euch würde ebenfalls lauten:
Anhänger mit Name und Telefonnummer um den Hals, überschaubares Gelände (bei dem die nächsten Straßen möglichst weit weg sind) suchen (vielleicht Koppel oder Pferch vom Bauern in der Nähe - oder man spricht mal Bekannte oder wen auch immer mit einem großen Grundstück an - oder z.B. irgendwelche Betriebsgelände?) und dann ab mit der Leine.
Das mit dem "Situationen spielen" finde ich auch gut, also z.b. ein paar dem Hund nicht bekannte Freunde bitten den Radfahrer, männlichen Fußgänger etc. zu spielen und dann mal schauen wie sie reagiert. Immer wenn sie sich an euch orientiert (also schon beim Gucken - loben), wenn sie von allein kommt - noch besser - Leckerlie), wenn sie auf Rufen kommt erst recht. Aber anfangs vielleicht auch nicht zu viel rufen, das nutzt sich auch irgendwann ab. Das wichtigtse ist m.E., dass ihr Vertrauen in euren Hund habt und bekommt.
Das was ihr ihm entgegen bringt, bringt er, wenn die Beziehung stimmt, euch auch zurück.
Meine ist auch oft weit weg, so dass ich sie manchmal nicht mehr sehe - ich bin mir aber sicher, dass sie genau weiß, wo ich bin und folgt. Wenn ihr euch ein paar Mal bei Unaufmerksamkeit von ihrer Seite wirklich gut versteckt und sie (fast panisch) suchen muss: sei dir sicher - die behält dich im Auge.... Das auch noch als Tipp: nicht ständig nach dem Hund sehen bzw. umdrehen - du bist der Chef und bestimmst den Weg und deine "Gefolgschaft" muss/wird nachkommen.
Und ganz als Abschluss: was ist denn die Alternative? So einen jungen Hund für Monate und Jahre an der Leine führen? Entschuldige, aber wenn die Straßenhunde dann frei wählen könnten, wüsste ich nicht, ob sie nicht ihre Freiheit auf der Straße wieder vorzögen.....