Hallo liebe vwoelfin,
erstmal: ich finde es nicht schlimm, dass ich euch für die Abgabe an sich entschieden habt. Denn wenn das Gefühl wirklich nicht gut ist, ist eine Abgabe besser als ein noch längeres rumquälen.
Den Züchter hätte ich persönlich seltsam gefunden, und ich persönlich hätte vermutlich auch einen Trainer geholt, um mit dem Hund unter Aufsicht zu arbeiten, aber das kommt ja immer auf die Umstände (zB andere Familienmitglieder wie deinen Vater) an.
Falls ihr euch nochmal für einen Hund aus zweiter Hand entscheiden solltet, und das nicht nur, falls es so ein sensibelchen wie ein Dobi ist:
Eine Eingewöhnungsphase ist eine schwere Zeit, ... ein Hund mit 9 Monaten hat generell eine schwere Zeit...
wenn aus unseren Augen alles so schön aussieht, wie zum Beispiel der kleine Junge der mit dem neuen Hund spielt und kuschelt, die Gassigänge die Erziehungsfortschritte zeigen (Leine ziehen) und der Anblick ins Wohnzimmer, wie endlich wieder ein Vierbeiner auf seinem Körbchen liegt...
Für den Hund jedoch sieht die Welt meist anders aus. ALLES ist Stress! Manche stecken es besser weg als andere, aber Anspannung und Aufregung ist es immer. Auch das gutgemeinte -und meiner Meinung nach sinnvolle- Erziehen von Anfang an, ist für manche Hunde nicht so leicht wegzustecken. Secondhand Hunde haben sich ja schon einmal Muster angewöhnt, und müssen nun alles über Bord werfen! Dazu noch die neue Umegbung, Reize die man davor vielleicht nicht kannte, oder noch viel schlimmer: die man kannte, aber einem ein anderes Verhalten beigebracht wurde.
Ich vermute, dass der Dobi a)erschrocken ist, als das Kind reinkam und b)versuchte, seinen Zweck, seine Aufgabe, zu erfüllen.
Also: "Attacke, auf sie mit Gebrüll". Vielleicht hätte es nur ein Verbellen werden sollen...vielleicht auch nicht, man waases ja net!
In dieser emotionsreichen Situation (wir erinnern uns: neue Umgebung, neue Muster, neue Menschen, Wachhund sein) kommt jetzt eine körperliche Maßregelung dazu. Denn auch ein Festhalten, generell ein Einschränken ist eine körperliche Maßregelung.
Meist macht ein zurückhalten alles noch schlimmer, wenn großes Getobe angesagt ist (betrunkene Männer die versuchen sich zu prügeln, und von ihren Freunden zurückgehalten werden -> steigender Lautstärkepegel + "Kollateralschaden" )
Der Hund konnte ja die Körpersprache noch nicht deuten! Gerade wenn er von der Züchterin in den Nacken gepackt wurde mit böser Intention, hat er nicht gedacht "ok ich werd grad festgehalten" sondern vermutlich sowas wie "ach du kacke ach du kacke. den kenn ich ja nicht mal, GEFAHR. Angriff!". Ich hau meinem Freund auch jedes Mal eine, wenns dunkel ist, und ich mich vor ihm erschrecke. Ich kenn ja die Intention des "Fremden" nicht, und geh dann lieber mal auf Angriff
Das würde auch erklären, wieso der Hund mehrmals zugebissen hat, und sich auch wirklich festbiss. Es war kein Warnschnappen (den das warnen ist ja unbeliebt, außerdem war die Aktion "spontan"), sondern ein richtiges Verteidigen. Aus Hundesicht musste er deinen Papa festhalten, um nicht festgehalten zu werden, und da wars dann ja irgendwie schon zu spät, und die Verknüpfung ist da. Zusätzlich verändert dein Vater noch seine Körpersprache (Angst, Wut) und das nachtragende Trauma ist geschaffen.
Also, für die Zukunft:
-passende Rasse aussuchen, wenn der Hund schon vom Züchter ist .und zwar nicht einfach das, was einem als erstes in den Sinn kommt, wenn man an lieb und süß denkt ->Labrador, Golden Retriever, Beagle, Malti, JRT (Klischee Rassen eben, die man so kennt). Sondern richtig recherchieren
-Auch wenn alles gut scheint auf Nummer sicher gehen, gerade dann, wenn der Hund echt erst seit kurzem da ist.
-Fehler zulassen und tolerieren (Feilen kann man auch später noch)
-nicht überfordern
-Türen zu! Keiner kommt einfach rein!! basta! Das könnt ihr in en paar Monaten machen, und außerdem gibts ja ne Klingel. Alternative: Hund nicht im Zimmer mit der Tür haben
-ERST Vertrauen aufbauen wie blöde, und dann erst körperlich stoppen!!!
Körpersprache à la Blick, vorlehnen etc. JA, stoppen, zurückhalten,wegdrängen NEIN.
Für die meisten Hund ist Körpersprache was sehr, sehr intensives. Dafür muss also ein Maß an Grundvertrauen vorhanden sein.
Mein Vorgeschichten-Sensibelchen-Rumbeissen-Hilfe-alles-geht-den-Bach-Runter-Tier war nach einer Woche Eingewöhnung auf dem Peak-Point angelangt. Ich hab selten so viel geheult!
Der Unterschied war halt, dass die Chemie trotzdem stimmte. Aber wenn das bei euch nicht der Fall war, gibt es nicht wirklich eine Rettung, denn irgendwo muss die Motivation auch herkommen, und ohne diese, ist es eh kein schönes Miteinander.
Ich wünsche euch, dass ihr die richtige Rasse für euch findet und vielleicht etwas langsamer an die Sache rangeht, egal op Welpe oder Secondhand
Liebe Grüße
Lisa