Hallo ihr Lieben,
Ich bin gerade zu Besuch bei meinen Eltern, mein Vater hat mich Sonntag besucht, und gestern sind wir gemeinsam nach Deutschland gefahren. Hundi ist in Belgien geblieben.
Die, die uns bereits kennen, kennen ja bestimmt auch ein bisschen die Beziehung zwischen Alfons und meinem Vater, die, die uns nicht kennen bräuchten aber nochmal etwas Eckpunkte, nehme ich an.
*Alfons ist ein Tierheimrüde, circa 2007 geboren, unkastriert
*Er lebt seit Ende März 2009 bei mir (mein Vater wohnte im gleichen Haus, aber in einer seperaten Wohnung)
Die Beziehung zwischen den beiden war nie sonderlich einfach. Am Anfang war mein Papa der unsichere "Händewedler", der nicht wusste, wie er mit dem Hund umzugehen hat, und Alfons hat jeden an der Haustür verbellt.
Nach der Zeit legten sich beide Verhalten etwas, und mein Papa konnte durch mehr Entspanntheit den Hund auch mal streicheln, füttern, ärgern, rufen, an die Leine nehmen etc.
Dies passierte aber nicht so häufig, vielleicht alle 2 Wochen mal für kurze Zeit.
Ab hier werde ich also das für die Verhaltensdeuter wichtige schreiben:
das hündische Verhalten habe ich kursiv gesetzt.
Im frühen Sommer diesen Jahres waren wir dann soweit:
Mein Papa wurde nur kurz angeblafft, wenn er in den Garten kam, in dem wir uns gerade befanden. Nach dem "ah du bist es", gabs Ruhe und eine Begrüßung. Die Sitatuion läuft folgendermaßen ab:
Mein Vater betritt den Garten, Alfons hört die Tür, blafft kurz, rennt mit erhobener Rute und geducktem Kopf zum Eingang. Von mir kommt ein verbales korrigieren, da er die Tür nicht bewachen soll. Fonsie bleibt also stehen oder läuft zu mir zurück, meistens setzt er sich hin.
Kommt mein Vater rein, sagen wir uns Hallo und Alfons bekommt ein "geh mal gucken". noch recht angespannt und zum wegrennen bereit trabt er dann zur Gartentür. Mein Papa brabbelt dann mit ihm "Na du Stinker, alles klar bei dir?...." und läuft die Treppe zum Rasen hoch.
Alfons Körperhaltung entspannt sich hier, die Ohren gehen nach vorne, die Stirn runzelt sich (Ridgebackmix), Kopf wird schief gehalten, die Rute wedelt ein bisschen und wird im unteren Drittel gehalten.
Mein Papa -etwas grobmotorisch muss ich gestehen- streichelt ihn dann im vorbeigehen, bringt mir meist etwas wie zB ein Getränk, und setzt sich zu mir (ich bleibe die ganze Zeit entspannt sitzen). Wenn wir uns "eingerichtet" haben, wird Alfons, der bis zu dem Zeitpunkt mit "Spielgesicht" um uns her trippelt, wieder beachtet und bekommt eine Krauleinheit von einem von uns.
Bei beiden reagiert er gleich:
Er hält seinen Kopf in die Luft gestreckt, grunzt, peitscht mit der Rute hin und her und schiebt seine Schnauze meist unter die Beine oder in die Armbeuge. Dort wird inhaliert. Meistens fängt er noch an, die Arme zu putzen und zu beknabbern
Wenn man ihn auf die Sonnenliege bittet, legt er sich mit drauf.
Bei meinem Vater legt er sich nicht so schnell drauf, wenn er aber liegt, legt er seinen Kopf laaaaang gestreckt auf Papas Arm. so liegen sie dann "wie ein Pärchen" und Papa krault Alfons Bauch. Alfons schläft ein.
In der Wohnung ist Alfons wesentlich reservierter, mein Vater aber auch angespannter. Alfons wirkt tollpatschig, hektisch, unvorsichtig. Der Schwanz wedelt (nervös) und die Lefzen sind meist etwas angezogen, die Ohren sind sind im "Würstchenmodus": nach hinten, und eingerollt.
In diesem Zustand sucht er Aufmerksamkeit und ist extrem schreckhaft (steht einer auf, zuckt er zusammen und bellt gelegentlich nochmal richtig los)
Wenn mein Papa ihm entgegenkommt, während Alfons frisst wird geknurrt. Einmal hat er sich (in der Ecke liegend und Kauknochen fressend) erschrocken, weil mein Vater plötzlich nach ihm langte, und ging nach vorne, hat in den Arm geschnappt.
Die Situation war doof, das wussten wir alle, deshalb halten wir sie nicht für sonderlich tragisch. Das mit dem Essen verteidigen möchte ich natürlich noch üben, nicht, dass mal jemandem etwas passiert. Aber zur Zeit haben wir einfach andere Baustellen.
Jetzt in Antwerpen lief das so:
Als ich Papas Auto hab einparken sehen, habe ich ihn mit Alfons an der Leine abgeholt.
Alfons hat meinen Vater gesehen, sich dabei etwas angespannt, als wir näher kamen wurde er hibbelig und hüpfte herum, zog zu meinem Papa hin. Zur Begrüßung hat mein Papa ihn ignoriert, denn Alfons sprang ihn an, und war aufgedreht Wir sind dann noch eine kleine Runde Laufen gegangen, und als sich Alfons nicht mehr so gestresst hatte (er musste auch mal ganz dringend), hat mein Vater ihn kurz gestreichelt Alfons wollte das nicht, und ging weg, setzte sich hinter mich
Wir liefen gemeinsam heim, mein Papa musste das Auto nochmal umparken, und packte viele Mitbringsel aus. Lief also mehrmals rein und raus ins Haus.
Hier habe ich Alfons angeleint gelassen, da die Haustür offenstand, und ich nicht wollte, dass er rausrennt.
Die Leine gibt ihm zusätzlich übrigens Sicherheit, falls das noch von Interesse seien sollte. Er weiss, dass er nix zu regeln hat, mit Leine dran.
Als die Tür zu war, leinte ich Alfons hab und mein Papa setzte sich auf den Teppich. Alfons legte sich sofort zu ihm mein Papa lehnte sich weit nach hinten, stützte sich auf seinem Arm auf, ich saß nebendran. Alfons hatte Platz zum wegrennen, falls es ihm zu bunt wird. Papa streichelte Fonsie, der sich dann sofort auf die Seite legte und die Äuglein schloss. Als mein Papa den Bauch kraulte, warf er sich noch etwas weiter auf den Rücken, was er nur sehr selten tut. Die Rute war entspannt Mein Vater kuschelte sich seitlichliegend an den Hund und hatte seine Hand in Nähe des Halses liegen, seine neue Position versperrte den "Fluchtweg". Alfons knurrte, mein Papa dachte er schnarche, schnarchte künstlich um sich darüber lustig zu machen Alfons riss die Augen auf, zog den Schwanz ein und knurrte nochmal leise
Dann hatte Paps es verstanden, und zog -etwas beschämt- den Kopf zurück und liess die Hand vom Hals ab.
Die Situation war wieder entspannt.
Dann legte sich Papa auf den Rücken, Alfons wieder in die Pärchenposition und schlief ein. Mein Papa stand nach circa 10 Minuten auf, liess den Hund langsam vorm Arm runtergleiten und ging an den Esstisch. Er wurde nun von hinten beleuchtet und war schlecht zu erkennen.
Alfons wurde von einem Geräusch wach, polterte los und bellte meinen Vater an. ein HEY von mir löste die Situation zwar, allerdings knurrte er dann mich an, und schnappte in die Luft
Ab da war es sehr angespannt und wieder so, wie es normalerweise in der Wohnung war:
hektisch, kontrollierend, irgendwo auch unterwürfig,frustriert,schreckhaft, knurrend...
Jetzt weiss ich nicht so genau, wo der Knackpunkt lag...
Ich hatte mir überlegt, ob mein "Hey" der Fehler war, ich Alfons von selbst hätte merken lassen müssen, dass es einfach nur mein Papa ist, und er sich grad zum Affen macht (so wie ich es bei unseren "robusten" Freunden mache).
Ich wollte das meinem Vater, der ja selbst etwas unsicher ist, aber nicht zumuten, denn er kompensiert seine Unsicherheit immer mit aufgesetzter Coolness (erst recht mit dem Hund kabbeln, obwohl er eigentlich grad Angst hat, mit geschwollener Brust in jeden Raum laufen, obwohl er eigentlich leise die Türen öffnet), die Alfons nochmehr stresst, und so kommt man irgendwie in einen Teufelskreis.
Jetzt kommen meine Eltern an Weihnachten zu uns, und ich möchte natürlich die Chance nutzen, solche Situationen besser lösen zu können, und "ein für alle mal" aus dem Weg zu schaffen.
(meine Mama verehrt er schon, geht alleine mit ihr Gassi und pennt bei ihr im Zimmer. manchmal hat er Angst, wenn sie sich über ihn beugt)
Frage
Was glaubt ihr, wie ich mich in den Situationen besser verhalten könnte.
Welche Übungen könnten wir noch machen?
Was hilft zum Vertrauens aufbauen zwischen Paps und Alfons?
Sollte ich für bessere Belichtung sorgen (doof an Weihnachten) oder sollte Alfons das selbst rausfinden?
Ich habe das Gefühl, dass wir schon sehr weit gekommen sind, und wir kurz vor dem Ziel sind, und bin bestens motiviert, mir eine tolle Mama-Papa-Alfons-Lisa Zeit zu Weihanchten zu gönnen :)
Ich würde mich also sehr über Inspiration, Einsichten, Motivation, Tipps und Tricks, Kritik und sonstwas freuen!
wir arbeiten übrigens mittlerweile auch mit dem Clicker (eigentlich für Tricks), also so etwas könnten wir auch ausprobieren.
Offen für alles,
Lisa