Hallo Ginablümchen,
so spontan fallen mir als Informationsquellen noch caritative Einrichtungen ein, die sich um Obdachlose kümmern. Dort wird man sicher über jede Menge persönliche Erfahrungen verfügen. Vielleicht hast du ja die Möglichkeit mit Mitarbeitern einer solchen Einrichtung Kontakt aufzunehmen und diesen auch zu interviewen.
Oder Streetworker, die ja auch täglichen Umgang mit vor allem jugendlichen Obdachlosen haben. Eventuell kannst du ja einen Streetworker mal bei seiner täglichen Arbeit begleiten.
Oder wie wäre es mit den Tiertafeln?
Gerade dort sind doch sicher viele Obdachlose anzutreffen, weil es für sie eine Möglichkeit ist, Futter und teilweise auch ärztliche Versorgung für ihre Hunde zu bekommen.
Aber ich denke mal, dass du für alle diese Möglichkeiten schon eine größere Stadt als Anlaufstelle haben solltest, da in so ländlichen Gegenden dieses "Problem" nicht so wirklich besteht.
Generell finde ich die Idee mit den Interviews sehr gut, da es einen subjektiven Einblick in das Leben eines Obdachlosen-Hundes gewähren würde. Allerdings stelle ich es mir schon schwierig vor für dich, so ganz alleine jemanden zu finden, der sich zu einem Interview bereit erklärt.
Ich komme aus einer etwas größeren Stadt und hier kann man tagtäglich Obdachlose mit ihren Hunden in der Fußgängerzone antreffen.
Hier mal zwei eigene "Erfahrungsberichte" von mir:
Über viele Jahre hinweg saß ein älterer Obdachloser immer neben dem Eingang der Sparkassenfiliale in der Fußgängerzone. Ich habe diesem Mann so gut wie immer etwas in seinen Sammelbehälter gegeben, wenn ich grade Geld geholt hatte. (ob das jetzt gut oder schlecht ist, lassen wir mal dahingestellt sein, es war mein Geld und ich habe es gerne gegeben, okay?
Und jedesmal habe ich auch so einige Worte mit ihm gewechselt, so belangloses Zeug halt.
Nach einiger Zeit hatte dieser Mann dann einen kleinen Hund. Ein Welpe damals noch. Ab dem Zeitpunkt hatten wir dann ein richtiges Thema zum unterhalten
Ich hatte ihn darauf angesprochen, was es denn für ein kleiner Welpe sei, wie alt etc.
Ich hatte damals noch keinen eigenen Hund und es sollte auch noch viele Jahre dauern, bis ich soweit war, dass ein Hund bei mir leben konnte.
Ich habe dann angefangen, ihm mehr oder weniger zweckgebunden etwas Geld zuzustecken, weil ich halt wollte, dass es dem kleinen Hund auch gut geht. Viele meiner Freunde und Bekannten haben mich damals ausgelcht, so nach dem Motto: Ach, der versäuft das doch eh nur, der Hund ist nur "Druckmittel" damit die Leute ihm mehr Geld geben ......
Aber nein, ich habe die Erfahrung gemacht, dass er wirklich das Geld so eingesetzt hat, wie ich es mir gewünscht hatte.
Vernünftiges Halsband, eine gute Leine, eine Thermodecke, damit Hündchen schön warm und trocken liegen kann.
Ich habe diesen Hund bei dem Obdachlosen groß werden sehen. Und ich war sehr beeindruckt davon, wie gut er sich um den Hund kümmert und wie liebevoll sein Umgang mit ihm war.
Irgendwann war er dann einfach verschwunden und so sehr ich auch in der Zeit danach Ausschau gehalten habe, ich habe ihn leider nie wieder irgendwo gesehen. Ich hoffe heute noch, dass es sowohl ihm wie seinem Hund gut gegangen ist.
Und nun die anderer Seite dieser Medaille
Vor einiger Zeit hatten wir hier in der Fußgängerzone ein massives Problem mit jugendlichen Obdachlosen, die mit ihren Hunden immer einen bestimmten Platz aufgesucht haben. Diese Hunde waren groß und nicht wirklich freundlich. Die Passanten wurden massiv bedrängt um eine "kleine Spende" - und wenn dann so einige große Hunde dabei sind, dann war das manchmal nicht mehr lustig. Das ging soweit, dass sich immer öfter bedrängte Passanten in die Geschäfte geflüchtet haben, weil sie auch Angst vor den Hunden hatten.
Mehrmals musste diese Gruppe von der Polizei des Platzes verwiesen werden. Sogar die Polizei hatte Probleme mit den Hunden, da diese sehr angriffslustig waren (mal so ganz vorsichtig formuliert)
Bei diesen Obdachlosen war der Umgang mit ihren Hunden alles andere als freundlich oder gar liebevoll. Da wurde rumgebrüllt, getreten, hin und her geschubst.
Ganz ehrlich, wenn ich nicht selber viel zu viel Angst vor den Leuten gehabt hätte, dann hätte ich sicher etwas dazu gesagt, aber so mutig war ich dann doch nicht.
Außer meiner Sicht gibt es daher auch bei den obdachlosen Hundebesitzern nicht nur die, die in einem Hund einfach eine Bereicherung sehen, sondern den Hund als "Prestigeobjekt" oder "Waffe" benutzen. Ganz genau wie bei Otto-Normalverbraucher eben auch.
So, ist jetzt zwar sehr lang geworden, aber da ich als Nicht-Clubmitglied keine PN schreiben kann und du keine mail-addi freigeschaltet hast, musste ich halt hier den Thread zutexten
Ich hoffe, meine Anregungen helfen dir weiter und ich drücke dir die Daumen für deine Diplomarbeit.
Liebe Grüße
Cavalier
Hallo Cavalier,
herzlichsten Dank für deine lange Nachricht 
Ich bin stark motiviert nicht nur theoretisch über dieses Thema zu schreiben, sondern auch wirklich auf die Straße zu gehen und befragungen durchzuführen! Ich glaube auch das es schwierig werden wird und vorallem habe ich keine Ahnung wie ich das am besten aufbaue. Hab noch nie so eine Diplomarbeit geschrieben, und habe ehrlichgesagt keine Ahnung wie ich es strukturieren soll. Bzw. wo ich anfangen soll... 