So, jetzt muss ich auch was zu dem Thema los werden.
Ich selbst bin mittlerweile seit 15 Jahren in dieser Branche selbständig. Die ersten Jahre habe ich Josera im Heimlieferservice vertrieben. Durch Anfragen habe ich dann mein Sortiment um Kauartikel, Leckerli usw. erweitert. Nach einigen Jahren habe ich einen Laden eröffnet, den ich 5 Jahre lang betrieb.
Und ich kann Dir sagen: Unterschätze bitte die Kosten nicht. Bevor überhaupt 1 Cent übrig bleibt, benötigst Du:
- Ware (heute musst Du fast überall im Vorleistung treten, keine Firma wird Dir auf Kommission Ware überlassen),
- Miete (80 m² Gewerberaummiete sind nicht zu verachten),
- Nebenkosten (Strom, Heizung, Wasser etc.),
- Versicherungen (Du benötigst mind. eine Haftpflichtversicherung, gut wäre zusätzlich eine Warenversicherung sowie eine Rechtsschutzversicherung. Versicherungen für Gewerbetreibende sind immer teurer als für Privatmenschen),
- Kosten für Werbung, Flyer etc.
- Kosten für Buchhaltung, Steuerberatung etc. (ich glaube nicht, dass Du in der Lage bist, Deine jährliche Steuererklärung dann noch selbst zu machen).
Das sind die Kosten, die mir jetzt spontan einfallen. Kann sein, dass ich noch was vergessen habe, mehr fällt mir jetzt aber grad nicht mehr ein.
Solltest Du den Laden hauptberuflich betreiben, musst Du an Deine Krankenversicherung, Altersvorsorge auch noch denken. Ich habe den Laden nebenberuflich geführt, da war ich also mit diesen Kosten schon mal außen vor.
So, bis nach all diesen Kosten überhaupt was hängen bleibt, müssen seeeehr viele Kunden zum Einkaufen kommen.
Des Weiteren benötigt man als kleiner "Fachhändler" enorm viel Wissen in Sachen Tierernährung. Das erwarten die Leute einfach von Dir. Sonst können Sie ja gleich in den Supermarkt oder zu Fressnapf fahren, wo man keine vernünftige Beratung erhält. Kennst Du Dich denn z.B. in Sachen Allergien beim Hund aus? Denn sehr viele Leute werden zu Dir kommen, deren Hunde ernährungsbedingt Probleme haben und die um Rat bei Dir suchen. Kannst Du denen wirklich mit Fachkompetenz weiterhelfen? Weißt Du, wie sich ein wirklich gutes Hundefutter zusammensetzen sollte?
Es genügt im heutigen Futterdschungel einfach nicht, schön aussehende Futtersäcke im Regel stehen zu haben und darauf zu warten, dass die Leute sie kaufen. Genauso ist es mit Zubehör. Hast Du Ahnung, was wirklich sinnvoll ist? Kennst Du Dich mit Erziehungshilfen wie z.B. Clicker aus? Hast du Ahnung, was ein gutes Brustgeschirr ausmacht?
Oder im Katzenbereich: Du kennst nur die gängigen Supermarkt-Futter? Da wirst Du aber bei anspruchsvolleren Kunden (und nur die gehen auch in ein kleines Lädchen, um Katzenfutter zu kaufen) nicht weit kommen.
Der Kleintier-Bereich ist da schon etwas einfacher, aber auch hier werden genügend Fachfragen auf Dich zukommen. Und was das Schlimme ist: Gerade die kleinen Läden leben hauptsächlich von Mundpropaganda!! Hast Du ein- zweimal keine Antwort auf Lager oder musst zugeben, Dich nicht auszukennen, oder (noch viel schlimmer!!) gibst falsche Tipps und Ratschläge, bist Du - das kannst Du mir glauben - schneller unten durch als Du gucken kannst.
Du musst Dich in der heutigen Zeit wirklich auf den Hintern setzen und Dir Fachkompetenz aneignen, musst Wissen zusammentragen und sammeln und Dich immer wieder fortbilden, um auf dem neuesten Stand zu sein.
Bestes Beispiel: Für Barfer eine Kühltruhe mit Frischfleisch. Glaubst Du, die Leute kommen einfach und kaufen Fleisch und gut ist. Was meinst Du, was da Fragen auf Dich niederprasseln. Z.B.: Wie stelle ich die Ration zusammen, damit er mehr Gewicht zulegt. Oder: Mein Hund ist so hibbelig, eine Freundin hat gesagt, das liegt an der Fleischsorte, die ich füttere. Stimmt das?? Oder: Ich habe einen 9 Wochen alten Welpen und möchte barfen. Was muss ich beachten?? Oder oder oder. Mal ganz ehrlich, kannst Du darauf kompetent antworten?
Ich betreibe mein Geschäft mittlerweile nebenberuflich im eigenen Haus, spare somit viele Kosten, aber reich wurde ich bislang davon noch nicht. Vielleicht auch deshalb, weil ich einem Kunden auch mal von einem Kauf abrate, wenn es offensichtlich nicht das Richtige für dessen Hund ist. Vielleicht bin ich da zu ehrlich. Aber nur um des Verkaufens Willen geht es mir halt nicht.
So, der Beitrag ist recht lang geworden. Ich wollte Dir nur ungeschönt aufzeigen, an was man alles denken sollte, bevor man ein solches Unternehmen startet. Und klar, sollten auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorhanden sein. Die hatte ich am Anfang auch nicht und bin ziemlich blauäugig in die Sache gestartet. GsD habe ich eine Freundin, die mich in Steuerangelegenheiten sehr gut unterstützt, somit spare ich auch hier eine Menge Geld.
Ich möchte nur sagen: Überlege Dir gut, wie Du die Sache angehst. Vielleicht kannst Du erst mal eine Nummer kleiner einsteigen, nicht gleich mit eigenem Laden, der doch sehr kostenintensiv ist.
LG
Svenja