Ich hätte jetzt mal eine Frage: Warum soll man einen Hund nicht hauptsächlich über positive Bestärkung erziehen können? Ein Hund ist ein Lebewesen mit Gefühlen, Ängsten und Empfindungen. Warum sollte er nicht positiv auf ruhige Ansprache und netten Umgang reagieren? Klar ist ein Hund auch ein sehr großer Egoist, da wollen wir uns doch mal nichts vormachen. Aber meist ist es der Hundehalter, der sich mit seiner menschlich inkonsequenten Art vom Hund ausnutzen lässt, um sich dann hinterher über dessen "Unarten" aufzuregen.
Hunde sind eigentlich nicht viel anders als Kinder. Werden diese nicht konsequent erzogen, werden sie zu unausstehlichen Plagen (genügend Beispiele gibt es ja wohl überall). Aber letztendlich sind da doch Hundehalter sowie Eltern gleichermaßen selbst daran schuld.
Ich erlebe bei uns im Hundeverein viele Leute, die mit ihren neu angeschafften Hundis freudestrahlend zum Training erscheinen mit der Meinung "nu ja, jetzt gehen wir einmal in der Woche zum Hundetraining und dann wird das schon". Wenn sie dann aber erst mal merken, wieviel harte Arbeit (vor allem Mitdenken und vorausschauendes Handeln) von ihnen abverlangt wird, damit Hundi erst gar nicht auf blöde Gedanken kommt, sind sie ebenso schnell wieder verschwunden. Man hört dann irgendwann mal wieder, dass der eine Hundi nicht von der Leine kann, da er allem und jedem hinterherjagt, ein anderer macht alle fremden Hunde nieder, die er trifft, ein dritter macht sich selbständig, so oft er kann (und das ist dann seeehr oft). So, und da kann selbst der beste Hundetrainer nicht gegen an. Es kommt immer auf den Hundehalter an, ob er bereit dazu ist, mitzumachen, um seinen Hund gut zu erziehen.
Bei anderen Hundehaltern kann man sich den Mund fusselig reden und zeigen und erklären, die sind einfach zu blöd, um es zu kapieren (ja, auch diese Variante gibt es. Und es lag nicht am Trainer, da diese Damen schon einige Trainer durch hatten.). Diese Variante sagt immer nur "ja ja" und kapiert nix. Wieder andere versuchen, ihre mangelnden Führungsqualitäten als Rudelchef durch Schreien und Hektik zu übertünchen.
Meiner Meinung nach hat es auch ein guter bis sehr guter Hundetrainer nicht leicht, gute Arbeit zu leisten. Macht das Gegenüber (der Hundehalter) nicht mit, beißt auch er auf Granit.
Für mich persönlich sehe ich in AL eine gute bis sehr gute Ausbildungsmethode. Natürlich würde ich auch nicht alles 100 %ig übernehmen, aber einen großen Teil davon schon. Ich habe durch AL gelernt, dass man durch souveränes Verhalten zu einem guten Rudelchef werden kann, der sich nicht durch Geschrei oder sinnlose Strafmaßnahmen durchsetzen muss. Sicherlich gibt es auch bei meinen Hunden verbesserungswürdige Dinge. Wir arbeiten daran.
Was mich allerdings beim Lesen dieses Freds etwas schockiert hat, ist die vereinzelte Meinung, dass ein Hund zu 100 % funktionieren muss. Hallo???? Funktionieren denn auch alle Schreiber hier immer zu 100%???? Ich dachte immer, es sei allen Lebewesen vorgegeben, auch mal Fehler machen zu dürfen. Oder ist dies nur der menschlichen Spezies vorbehalten?