Nachdem ich mich sowohl hier, als auch im Ursprungsthread recht kritisch geäussert habe will ich jetzt aber doch mal ne Lanze für die gewerbliche/professionelle Hundebetreuung in Gruppen brechen...
Ich habe mir heute viele Gedanken zu diesem Thema gemacht und hoffe, dass ich das hier einigermaßen geordnet aufführen kann...
Ihr wisst, ich bin Gassigänger, ich lebe hauptberuflich davon, geh mit bis zu zehn Hunden in EINER Gruppe spazieren, betreue Hunde von Stammkunden auch bei mir zuhause etc.
Ich mache da bestimmt viele Dinge, die einigen hier die Haare zu Berge stehen lassen:
- auch bei mir werden manchmal soviele Hunde ins Auto gepackt, dass da kaum noch ein Blatt Papier zwischen passt...die Individualdistanz des einzelnen Hundes wird also völlig unterschritten
-wenn ich zehn Hunde für irgendwas bestärken will, dann kriegt nicht jeder einzeln ein Leckerchen, sondern ich werfe eine Handvoll auf den Boden und alle sammeln es ein
-ich füttere Hunde frei in der Gruppe - OHNE eigenen Napf!
-ich werfe für 6/7/8 Hunde EIN Spielzeug
All das hat ein unglaubliches Konfliktpotenzial.
Aber ich weiß das und baue das schrittweise auf.
Jeder neue Hund bekommt einen Einzelplatz im Auto...
Jeder neue Hund bekommt einen eigenen Napf...
Bei keinem neuen Hund werfe ich auf den ersten Spaziergängen ein Spielzeug...
Der Hund soll erstmal ankommen...mit den anderen Hunden ein bisschen warm werden und dann guck ich einfach was geht und was nicht geht...
Bei manchen geht nicht alles...aber das muss man erkennen und einfach Management betreiben!
Ich hab Hunde dabei, die laufen schon seit ewigen Zeiten völlig problemlos in der Gruppe, aber die kriegen immer noch einen Einzelplatz im Auto...die kriegen immer noch einen eigenen Napf...einfach weil es anders zu riskant wäre.
Aber das ist völlig in Ordnung für mich...UND...das sind Einzelfälle!
Natürlich ist es für Einzelhunde eine ziemliche Umstellung plötzlich Ressourcen zu teilen, ständig die eigene Individualdistanz unterschritten zu wissen etc.
Aber die können das lernen...in kleinen Schritten mit Anleitung meinerseits...
Und ich bin immer wieder so erstaunt wie gruppenfähig doch die meisten Hunde sind...sind halt doch Rudeltiere!
Aber sie müssen sich kennen, es müssen einigermaßen feste Gruppen sein und die Hunde müssen sich als Einheit verstehen.
Das ist in vielen Einrichtungen leider nicht so! Da sind die Gruppen viel zu groß, es herrscht ein ständiger Wechsel...wie soll sich da ein "Wir-Gefühl" herausbilden?
Ich habe dieses "Wir-Gefühl" und ich hab alles dabei...souveräne Althunde und jugendliche Pöbeler, Rüde-Hündin, kastriert- unkastriert, jung-alt, distanzlose Jagdhunde-distanzierte Hütehunde...und das klappt...klar gibt es auch bei mir hin und wieder mal Auseinandersetzungen...aber warum sollten die sich dabei denn verletzen wollen? Das ist doch EINE Gruppe?
Vielleicht bin ich naiv...vielleicht kommt irgendwann das "böse Erwachen"...aber ich mache das jetzt schon seit Jahren...eigentlich kann ich die oben genannten sechs Punkte auf zwei zusammenschmelzen lassen:
Ich muss wissen was ich da tue und die Hunde kompetent anleiten und managen und ich brauch ne feste Gruppe...mehr eigentlich nicht!
Natürlich kann man dadurch ein etwaiges Verletzungsrisiko nicht auf Null setzen, aber man kann es minimieren und ich bin der festen Überzeugung, dass man eine Hundetagesstätte oder einen Gassiservice betreiben kann, dass man davon leben kann, die Hunde eine gute Zeit haben, hinsichtlich ihrer Sozialkompetenz etwas lernen können und die Besitzer ihre Tiere ohne schlechtes Gewissen dort abliefern können...
Das ist möglich...wenn ich daran nicht fest glauben würde müsste ich mir einen neuen Job suchen!