Hallo Wakan!
Deinen Beitrag hab ich mit Interesse gelesen.
In meinem Zuhause, leben 3 Spanier, eine kommt jeden Tag zu uns zum Dogsitting.
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"Einige dieser Hunde haben erhebliche Probleme. Sie sind angstaggressiv, extrem ängstlich, neigen zu überproportionalem Fluchtverhalten und vieles mehr. "
Dies trifft meiner Erfahrung nach lediglich auf bereits ausgewachsene Hunde zu, welche nicht die Möglichkeit hatten gut sozialisiert (auf Mensch, Umwelt, andere Hunde) zu werden. Unsere "Ersthunde" kamen als Welpen zu uns, sie waren weder verhaltensauffällig noch schwierig im Umgang. Die Erziehung konnte, wie bei einem Hund vom Züchter, ganz normal mit positiver Verstärkung vorgenommen werden.
Zitat
"Einige, die solche Hunde haben bemühen sich intensiv, oft schon sehr lange und mit mäßigem Erfolg, die Hunde so weit zu bringen, das diese hier ein weitgehend normales Hundeleben führen können.
Die User in diesem Forum sind in den meisten Fällen auch ehrlich und konsequent darum bemüht. Sonst wären sie auch nicht in diesem Forum. Das dies ein representativer Durchschnitt ist, ist aber kaum anzunehmen. Im Gegenteil. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass etliche solcher Hunde an die TSV's zurückgegeben werden, im TH landen oder zum Wanderpokal werden."
Erfahrungsgemäß sind das Junghunde (ab 5 Monaten) oder aber bereits erwachsene oder alte Hunde. Hier besteht in der Tat ein Risiko, dass diese Tiere bei nicht fachgerechter Betreuung nie handelbar werden, oder dass die neuen Halter einfach überfordert sind und die Tiere so tatsächlich weitergegeben werden oder in einem Tierheim oder aber zurück zum Ausgangsland wandern. Wobei nicht ALLE dieser Tiere so verstört sind, dass man (mit Hilfe, eigener Erfahrung etc) dem Tier nicht doch noch ein schönes, hundgerechtes Leben bieten könnte. Grunsätzlich kann ich Dir hier aber nur zustimmen! Siehe unser eigenes Desaster mit Ben und seine positive Entwicklung später. Ich war kurz davor aufzugeben, aber ich habe durchgehalten und heute einen wirklich zuverlässigen, treuen Gefährten an meiner Seite.
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"Ist es im Grundsatz überhaupt zu verantworten solche Hunde nach D zu holen? Ich meine damit nicht den generellen Import von Hunden, sondern nur die Hunde, die besonders traumatisiert sind, schon in der Xten Generation als Streuner leben, schon seit Jahren irgendwo in der Pampa an der Kette lebten u.ä. Hunde also, die eigentlich nur unter ausgesprochen fachkundiger Erziehung und Pflege eine annähernd realistische Aussicht auf ein ansatzweise normales Leben hätten."
Erstmal muss ich hier anmerken, dass nicht alle aus dem Ausland vermittelten Hunde Streuner waren/sind. Im Ausland werden Hunde an der Kette gehalten oder sogar aus Familien abgegeben. Natürlich gibt es auch die Streuner, die einen großen Freiheitsdrang haben und schwerlich dazuzu bewegen sind sich hier einem Menschen anzuschließen- ungeachtet eventueller Angstneurosen oder andere auffälligen Verhaltensweisen. Für die von Dir geschilderten Tiere, jedoch, kann ich Dir zustimmen. Diese Tiere sind zum Teil so in ihren Verhaltensmustern gefangen, dass wirklich nur erfahrene Hundhalter überhaupt eine kleine Chance haben, dieses aufzusprengen und dem Hund zu helfen. Der "Anfänger" kommt ohne Zeit, Geduld und fachliche Hilfe hier sicher nicht alleine weiter.
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"Wäre es nicht im Sinne der Hunde besser, nur solche Hunde nach D zu vermitteln, die hier auch normal leben können und die schwer vorgeschädigten Hunde nur an fachlich versierte Menschen zu vermitteln"
Diese Idee ist sicher gut! Nur wer will das zum Einen prüfen und wer entscheidet über die "Eignung" der Personen die ein Tier adoptieren wollen? Meines Erachtens liegt das Problem darin begründet, dass die Tiere a) nicht korrekt beschrieben werden b) es keine Informationen (außer zu Krankheiten) über die Verhaltsauffälligkeiten und keine Hilfestellung dazu gibt. Wären die Organisationen hier etwas ehrlicher und würden wirklich genaue Informationen rausgeben und würden entsprechende Vorkontrollen sich nicht nur darauf beschränken dass Futternatpf, Körbchen und Pflegeartikel da sind, dann würde hier bereits eine Einschränkung als potenzieller Vermittlungsplatz stattfinden. Dies ist aber nicht der Fall. Die Adoption von Welpen ist meist wirklich unproblematischer. Bei erwachsenen Hunden wäre eine solche Prüfung jedoch in meinen Augen sinnvoll.
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"bzw. ihnen in ihrer Heimat ein ihren speziellen Bedürfnissen angepasstes Domizil/Gnadenhof zu bauen? "
Mein Ben kommt von einem solchen Gnadenhof für alte Tiere in Fuerte Ventura. Es gibt solche Gnadenhöfe (meist sind es private Fincas) die besonders auffälligen oder alten Tieren ein relativ gutes Leben ermöglichen. Diese Idee sollte wirklich gefördert werden, denn die alten Tiere haben meist so viel erlebt, dass es für sie recht schwierig wird, sich auf ihre alten Tage noch so anzupassen. Das ist der reinste Kulturschock! Ein Kettenhund, der keine Ansprache kannte, der sich nicht frei bewegen konnte, der plötzlich Freiheit hat mit der er erstmal nichts anfangen kann... Das könnte ich ewig fortführen.
JA. Ich muss Dir leider in vielen Punkten Recht geben. In meinen Augen (ich hoffe ich werde jetzt nicht gesteinigt) ist es auch völlig falsch verstandener Tierschutz wenn Leben im Ausland um jeden Preis gerettet werden müssen/sollen. Tiere mit Schwerstverletzungen, unheilbaren Krankheiten oder schweren Verhaltensproblemen sollte ein Weiterleben unter diesen Voraussetzungen nicht auferzwungen werden. Die Vermittlungschancen für solche Tiere sind fast Null und nehmen den Platz der "einfachen" oder gesunden Tiere weg. Das klingt zwar hart, aber ich hatte -nur als Beispiel- von einem Hund mit verkrüppelter Wirbelsäule gelesen, eine Mischung aus Dogge und noch irgendetwas größerem, es stand dabei: er wird nur wenige Monate zu leben haben, weil wenn er wächst wird das Knochenmark abgedrückt und er wird gelähmt sein.. Wer gibt dem armen Kerl ein Zuhause? ÜBER soetwas kann ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln!
WAKAN: ich für mich ganz alleine, habe mich entschieden wenn wir irgendwann wieder einen Hund haben möchten, dann wird es wieder ein alter Hund aus dem Ausland sein. Inzwischen traue ich mir das zu. Unser Problem -weshalb wir überhaupt auf den Auslandshund gekommen sind- waren die deutschen Tierheime. Die uns (beide berufstätig, eigenes Haus und Garten) leider keinen Hund (älter und als Zweithund) vermitteln wollten. Vielleicht sollte man erst mal hier ansetzen und in Deutschlands Tierheimen etwas abrücken von veralteten Vorstellungen. Ein Sozialhilfeempfänger bekommt eher einen Hund als die (wie die Meisten hier) arbeitende Bevölkerung. Was ist aber bitte das kleinere Übel? Im Tierheim dahin zu vegitieren, als alter Schäferhund mit wirklich NULL Chance auf Vermittlung? Oder zu einer Familie als Zweithund zu kommen, die sich zwar nur abends mit ihnen ausgiebig beschäftigen, ihnen aber Liebe, Zuwendung und Beschäftigung geben können?
Nur zur Anmerkung: ich arbeite zwei Tage die Woche von Zuhause aus und meine Großeltern wohnen auch hier im Haus. Die Tiere sind also nicht 10 Stunden ohne Ansprache.
Nachdenkliche Grüße
Indi