Hallo Stubenwolf!
Erst mal herzlich Willkommen hier im Forum!
Deine Idee einen Zweithund aus einer Tötungsstation zu nehmen finde ich mutig und gut!
Ich selber habe einen 13 Jahre alten Bardino Rüden aus einer Tötungsstaion zu mir geholt, am 17. Januar diesen Jahres.
Nun ich versuche mal zu beschreiben was auf Dich zukommen kann:
1) Die Hunde aus der Tötungsstaion weisen oftmals gesundheitliche Defizite auf. Die da wären:
*Muskelschwäche / Abbau
*Hautkrankheiten (Prasitär- oder Futterallergiebedingt)
*Befall mit Mittelmeerkrankheiten
*Befall mit anderen Parasiten
*Knochenveränderungen aufgrund schlechter Ernhährung und Haltung
2) Hunde aus der Tötung sind in aller Regel (wenn bereits älter als 7 Monate) ängstlich gegenüber Männern und aller Wahrscheinlichkeit (kommt auf die Haltung DAVOR an, von der man ja nichts weiß) generell ängstlich bei allen Dingen des täglichen Lebens, wie Autos (Auto fahren), Strassen, laute Geräuche etc.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass die Meisten dieser Hunde gut verträglich mit anderen Hunden, Kindern und sogar Katzen sind. Dies ist aber nicht zwangsläufig der Fall.
Die Angst ist meines Erachtens eher das Problem bei diesen Hunden. Je nach Charakter ziehen sie sich zurück wenn´s brenzlig wird oder aber sie gehen nach vorne. Damit umzugehen ist nicht sshr einfach und kann einen schon ganz schön überfordern. Hier zahlt sich Geduld, Hundeerfahrung und ein vorhandener souveräner Ersthund wirklich aus. Aber auch das ist kein Garant dafür dass sich der Neue gut einfügt. Grundsätzlich kann sich jedere Hund -auch ein älterer!- auf seine neue Umgebung einstellen. Selbstverständlich benötigt dies beim älteren Hund mehr Einfühlungsvermögen und Zeit.
Ich würde Dir empfehlen, zumindest ging das bei meiner Orga, Kontakt aufzunehmen und Fragen zu stellen. Mein Ben wurde zum Beispiel mit Katzen konfrontiert und mal für mehrere Tage ins Haus gelassen. Er machte sich nichts aus Katzen und hat nicht ins Haus gemacht! Ich hatte Glück dass er schon sauber war.
Diese Hunde habe meist unglaublich viel Leid ertragen müssen und können einfach nicht verstehen dass es Menschen gibt die ihnen Gutes wollen. Es ist sehr schwer einen Zugang zu bekommen, wenn das Tier bereits "aufgegeben" hat. Das läßt sich leider auf die Entfernung nicht sagen.
Auch sind die Angaben zu den Tieren meist derart unpräzise bis falsch. Das reicht vom falschen Alter (meiner sollte 9 Jahre sein, ist aber mindestens 13!) bis hin zu falschen Aussagen hinsichtlich der Gesundheit des Tieres (Ben hat HD, Arthrosen und was weiß ich nicht alles) und seines Charakters.
Deshalb ist ein Auslandshund IMMER ein Überraschungspaket. Man weiß nie genau welchen Charakter sie haben, wie alt sie genau sind, was sie erlebt haben und wie sie gehalten worden sind (Streuner?).
Grundsätzlich bin ich mit meinen Ausländern immer gut gefahren. Es war keiner dabei (auch im Bekanntenkreis nicht) der sich nicht mit anderen Hunden vertragen hätte und der sich nicht eingelebt hätte. Alle Hunde sind mehr oder weniger gesund gewesen (Lotteriespiel), aber keiner meiner Bekannten oder ich hätten das Tier deswegen zurückgeschickt. Seltsamerweise bewahren sich die meisten dieser Tiere trotzdem eine Freundlichkeit, Unaufdringlichkeit und sind sehr anhänglich.
Ich empfehle Dir einfach, Dich nochmals mit der Orga in Verbindung zu setzen und genau nachzufragen, vielleicht können sie Verträglichkeit (Hund, Katze, Kinder) testen. Das würde schon ein wenig weiterhelfen. Charakterlich kann man das Tier dann ein wenig besser einschätzen.
Aber -ohne desillusionieren zu wollen- sind diese Tier in der Anfangszeit -je nach dem was sie erlebt haben auch länger- nicht einfach. Sie kennen die meisten normalen Dinge nicht, die für uns absolut normal sind. Sie müssen viel lernen und sie benötigen eine sensible Hand, eine sichere Führung und beanspruchen -wie schon gesagt- viel Zeit. Die wenigsten sind einfach Mitläufer, man muss sich schon gezielt beschäftigen und Überforderung vermeiden, was meist eine Gradwanderung darstellt.
Wenn man es aber geschafft hat das dass Tier einem vertraut und lernt seine Ängste abzubauen (TIPP: Bachblüten sind meist unerläßlich und haben unserem Ben sehr geholfen), dann wird man mit Liebe und Dankbarkeit überschüttet!
Wenn Du der Meinung bist diese Herausforderung meistern zu können, zeitlich als auch mental, dann hole das Tier zu Dir. Wenn Du allerdings Zweifel hast notfalls wirklich schwierige Zeiten mit Auf und Abs mit zu durchleben, dann entscheide Dich für einen Zweithund aus Deutschland den Du zumindest vorab kennenlernen kannst. Es gibt sicher auch hier entsprechende Nothilfen (Retriever in Not oder sowas), hier kann man Dich dann auch entsprechend beraten.
Die Krankheiten sind übrigens auch nicht zu unterschätzen, sei es die Kosten die daraus entstehen können, als auch die Tatsache dass das Tier nur eingeschränkt gesund wird /ist und ggf. besondere Medikamente benötigt etc.
Falls Du mehr wissen möchtest, kannst Du mich gerne mal anmailen!
Herzliche Grüße
Indi