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Für mich ist ganz klar, dass ein HH mit vier und mehr Hunden nicht gleichzeitig rausgehen kann. Keiner kann mir erzählen, dass er ein Auge auf jeden Hund und in jeder Situation werfen kann. Ob bei Wildverkehr, treffen auf fremde Hunde, plötzlicher Knall, Radfahrer, Autos, Kinderwagen und und und... Somit können die Vierbeiner noch so gut erzogen sein, aber das ist nicht möglich.
Auch wenn sich Trainer hier ja nicht melden sollten: Ich lade dich gerne ein mich mal auf meiner Gassirunden zu begleiten - da ich auch Dogwalkerin bin gehe ich mit z.T. bis zu 9 Hunden gleichzeitig spazieren. Bis zu 5 haben mich auch vor meiner Trainer-Ausbildung schon regelmäßig begleitet.
Und heute sind einige Kaliber dabei, die zuhause sicherlich nicht als 100% erzogen gelten mögen... von Leinenpöblern über Jäger bis hin zu "unverträglichen" Hunden ist da alles bei.
Verantwortungsvolles Management heißt da die Devise: Wegen der Pöbler wird in abgelegenen Gebieten gassi gegangen, die Jäger bleiben an der Schlepp (ja, mehrere Schleppis gleichzeitig zu handeln geht!) oder gehen je nach Gebiet an der kurzen Leine und die unverträglichen Hunde bekommen ein Maulkorb drauf und ebenfalls eine kurze Schlepp für die Kontrolle bei Fremdhundkontakt. Alle Hunde haben gewisse Regeln zu erlernen und einzuhalten (ja, ich hole mir dafür die Erlaubnis auf den Hund erzieherisch einwirken zu dürfen), ich erlaube nur einen gewissen Radius in dem sie sich bewegen dürfen und ein Ritual für das passieren lassen von Leute, Hunden, Radfahrern etc. wird tradiert.
Ansonsten gilt es tatsächlich extrem Aufmerksam zu sein, vor allem auf die Umgebung und sich eventuell auftuende Reize und immer mehr "funktionierende", alltagstaugliche Hunde in der Gruppe zu haben, als problematische, denn die sich sonst so negativ auswirkende Gruppendynamik greift auch im positiven Sinne.
Das alles klappt erfreulich gut und ich bekomme oft zu hören (sogar vom Förster) wie artig die Hunde wären (wenn die wüssten, wie manche von denen außerhalb des Gassi-Rudels ticken ) dass es schön wäre, wenn alle Leute ihre Hunde so gut im Griff hätten, wie ich die fremder Leute etc, etc.
Und dass, obwohl (oder gerade weil? ) es eben nicht meine eigenen sind, und ich auf sie nicht den ganzen Tag einwirken kann.
Aber ich gebe zu - ernst genommen ist dieser Job wirklich richtig anstrengende Arbeit. Eben weil man die komplette Zeit, vom Ausladen der Hunde, über den Spazierweg bis hin zu dem Zeitpunkt, wo alle wieder sicher in ihren Boxen sitzen, Höchstleistungen in puncto Konzentration und Aufmerksamkeit leisten muss. Beschauliches durch den Wald schlendern ist da nicht drin, schon gar nicht nebenbei telefonieren oder gar quatschen mit einer menschlichen Begleitung.
Ich bin allerdings sicher, hätte ich selber 4 oder mehr Hunde, wäre das alles durchaus weniger anstrengend, weil ich die ja viel "grundlegender "erziehen könnte.
Trotzdem werde ich wohl nie mehr als 3 Hunde (einen in Ausbildung, einen für die Arbeit und einen in Rente) selber halten, denn dann käme die individuelle Auslastung neben der Arbeit definitiv zu kurz.
In meinen Augen vergessen viele Mehrhundehalter, dass jeder der Hunde ein Anrecht darauf (und in den meisten Fällen auch ein Bedürfnis danach!) hat, Zeit ganz allein mit seinem Menschen zu verbringen. Das muss je nach Hund nicht zwangsläufig "arbeiten" sein, aber eben regelmäßig wenigstens mal für 20-30 Minuten (oder im Idealfall auch mal ne Stunde) die ungeteilte Aufmerksamkeit von Frauchen haben zu dürfen, ohne die Anwesenheit von anderen - sei es auf einen ruhigen zweisamen Spaziergang, beim auf der Wiese lümmeln, beim tricksen oder eben auch auch bei einer knackigen UO-Übung - genießt jeder Hund und es stärkt die Bindung ungemein.
Wenn ich dann daran denke, dass ich eventuell auch noch Rassen besitzen könnte, die wirkliches arbeiten fordern und wo zwei mal ne halbe Stunde die Woche nicht mehr ausreicht, Junghunde die erzogen werden wollen oder gar welche, die mit Vorgeschichte und "echten" Problemen zu mir kommen.... wenn ich daran denke, dass ein Welpe einzieht, der noch nicht mitlaufen kann oder es irgendwann Senioren geben wird, die das Pensum nicht mehr schaffen, kann ich die Haltung von mehr als 3 Hunde für mich als berufstätiger Single derzeit nicht verantworten.