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1. Was ändert sich mit einem Zweithund (positives und negatives) im Zusammenleben (Alltag?)
Das kommt auf die Hunde an. Welche Probleme hat der Ersthund? Welche bringt der zweite mit? Verschlimmern sich die Probleme zusammen eventuell? Wie kommen die beiden mit einander klar?
Bei mir kam zu einem sehr unkomplizierten Ersthund ein mit sehr komplizierter mit den verschiedensten Problemen (körperlich wie verhaltenstechnisch) beladener Zweithund. Dessen Probleme sind inzwischen an vielen Stellen wegtrainiert, oder sie werden gemangend. Allerdings hat er es definitiv nicht einfacher für mich gemacht. Obwohl sie inzwischen ein Team sind und für einander einstehen würden, leben beide Hunde nach wie vor gut "aneinander vorbei". Gepielt wird selten bis nie und der von mir erhoffte Effekt, dass sie sich mal gegenseitig "bespaßen" blieb aus.
Anfangs hat sich also für mich sehr viel geändert...mehr Training mit dem Ersthund, damit er den zweiten akzeptiert, mehr Training mit dem Zweithund, damit er seine Macken ablegt, mehr Mangement im Haushalt und zwischen den Hunden, kompliziertere Besuche bei Freunden/Familie. Im jetzigen Alltag hat sich für mich eben vor allem geändert, dass ich nun einen Hund habe, der trotz allem Training nicht einfach so neben her läuft und der zusätzlich Zeit und Aufmerksamkeit braucht.
2. Macht ein Zweithund wirklich nicht mehr arbeit?
Doch, je nach Rasse/Vergangenheit/Alter macht er das durchaus!
Ein Arbeitshund will ausgelastet werden, ein Junghund erzogen und ein Problemhund therapiert. Und das alles geht nur vernünftig, wenn man sich komplett auf einen Hund alleine konzentrieren kann. Man muss in meinen Augen daher vor allem in der Anfangszeit definitiv regelmäßig einplanen sich getrennt mit den Hunden zu beschäftigen.
Und auch, wenn es keien Probleme gibt - viele Mehrhundehalter scheinen zu vergessen, dass so gut wie jeder Hund das Bedürfnis (und in meinen Augen auch das Recht) danach hat, regelmäßig "sein" Frauchen/Herrchen ganz für sich allein zu haben. Das heißt, dass regelmäßig getrennt mit den Hunden spazierengegangen oder gearbeitet werden sollte.
3. Kommen außer den "Üblichen" Kosten (Futter, Schule, TA etc.) noch besondere Kosten dazu?
Würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, außer die beiden Hunde haben Verhaltensprobleme, die sich gegenseitig verstärken. Dann könnte Training nötig werden, dass mit jeweils einem der beiden vielleicht nicht nötig wär. Vielleicht ist auch noch zu bedenken, dass je nach Größe der Hunde Boxen für's Auto oder gar ein größeres Auto angeschafft werden muss.
4. Wovon hängt es ab, ob man "Zweithundgeignet" ist?
Zumindest sollte man in der Lage sein den Ersthund sicher zu führen und es sollte alle eventuellen Baustellen des Ersthundes kuriert sein.
5. Eignet sich ein Welpe oder ein "erwachsener" Hund besser als Zweithund?
Das würde ich wieder vom Ersthund, dessen Temperament und Vorlieben abhängig machen. Meiner Hündin bräuchte ich z.B. nicht mit einem Welpen kommen. Zumindest nicht in der jetzigen Wohn- und Arbeitssituation.
6. Wie ist das mit Dominanzgehabe untereinander? Sind da Probleme zu erwarten?
Klar wird sich zwischen den Hunden eine Dominanzbeziehung bilden. Ob es zu Problemen kommt, kommt wieder auf die Hunde an. Sind es statusbewusste Hunde? Sind sie vom gleichen Geschlecht? Ähnliches Alter? Sind sie sich sympatisch oder nicht? Bei mir käme z.B. definitiv keine Hündin als neues Rudelmitglied in frage, die würde meine Ersthündin unter keinen Umständen dulden.
Grundsätzlich kann man aber auch hier natürlich viel erzieherisch machen. Hätte ich das nicht, wäre mein Zweithund sicher nicht mehr hier, denn die Ersthündin war wirklich "not amused" plötzlich Konkurrenz um meine Aufmerksamkeit im Haus zu haben. Die hätte den Rüden sicher irgendwann ernsthaft verletzt, bei dem Versuch ihn aus ihrem Revier zu vertreiben, wenn ich nicht sehr deutlich gemacht hätte, dass sie das nicht zu entscheiden hat.
7. Welches Umfeld sollte gegeben sein?
Definitiv genug Platz, dass sich beide entspannt aus dem Weg gehen können. Und für den Anfang eine Möglichkeit die beiden räumlich zu trennen, wenn ihr sie anfangs mal alleine lassen müsst, oder sogar nachts. Generell finde ich Mehrhundehaltung in turbolenten unstrukturierten Familien eher ungünstig. Zum einen weil die Hunde und ihre Bedürfnisse da oft untergehen zum anderen, weil durch ein stressiges Umfeld auch Stress zwischen den Hunden verstärkt werden kann.
8. Welche Voraussetzungen sollte der Ersthund mitbringen?
Siehe oben. Er sollte "fertig" ausgebildet sein, in meine Augen. Dazu gehört Gehorsam sowie eine gute Bindung zum Halter. Denn mit mehreren Unerzogenen Hunden macht man es sich und den Hunden unnötig schwer. Außerdem sollte er grundsätzlich mit anderen Hunden verträglich sein. Und grundsätzlich würde ich auch sagen, sollte er die Gesellschaft anderer Hunde auch wirklich mögen, wobei ich sehr egoistisch diesen Punkt bei mir ausgelassen habe. Meine Hündin wollte sicher keinen zweiten Hund im Haus, musste aber... manchmal denke ich, dass sie zufriedener wäre, wenn die Entscheidung anders gefallen wär.
9. Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Zweithund?
Wenn ihr genug Zeit habt, um die Zusammenführung mit Geduld und je nach Hunden mit der nötigen Vorsicht vonstatten gehen zu lassen.
10. Gibt es Rassen die sich gar nicht als Zweithund eignen?
Würde ich so pauschal nicht sagen. Allerdings gibt es Rassen die nicht so super zusammen passen. Ich würde z.B. nicht unbedingt dem sensiblen Collie einen stürmischen Jung-Boxer an die Seite stellen. Oder dem Chihuahua-Senior den trampeligen Doggenwelpen.
11. Erzieht der Ersthund den Zweithund?
Kommt sehr drauf an, wer in dem Gespann die Hosen an hat. Aber ja, das kann vorkommen. Jedoch haben Hunde da zum Teil schon eine ziemlich eigene Vorstellung davon, was erzogen werden muss und was nicht. So wird meine Hündin meinen Rüden (leider ) nicht davon abhalten sich in Gülle zu wälzen, ihm jedoch deutlich klar machen, dass er sich nicht zwischen sie und mich drängeln soll, wenn sie bei mir steht. Ersteres fände ich schön, letzteres finde ich eher nervig. Erziehen im Sinne von Gehorsam, so wie wir Menschen das verstehen, tun sie sich allerdings nicht. Wohl aber kann ein gut erzogener Ersthund helfen, denn Hunde sind Beobachtungslerner und gucken sich viel ab. Leider auch die schlechten Dinge, daher mein Rat das der Ersthund Problemfrei sein sollte.
12. Können Hunde zu zweit wirklich besser "Alleinebleiben"? Oder sitzen dann zwei jaulende Hunde da?
Es kann helfen. Training bei echten Trennungsängsten ist trotzdem unerlässlich. Und im Zweifel - ja, es kann auch sein, dass es plötzlich zwei jauleden Hunde gibt. Kommt wieder ganz drauf an.
Allerdings ist es sicherlich schöner für Hunde "zu zweit allein" zu sein, selbst, wenn sie es auch so können ohne zu jammern.