Ich habe hier mal das Argument gehört,daß ein Hund,der über positive Verstärkung konditioniert wurde,nicht mehr gehorcht,wenn die Motivation,eine bestimmte (unerwünschte) Handlung auszuführen,stärker ist,als die Motivation,die vom Besitzer im Falle des Gehorsams gewährten Belohnung (Futter,Spiel etc.) zu erhalten.
Ich hoffe mal,das hat jetzt einer verstanden.
Also Beispiel:Hund sieht Kaninchen vorbeihoppeln.Motivation Kaninchen jagen überwiegt der "Verlockung", ein Leckerli vom Besitzer für braves sitzenbleiben zu bekommen.Hund rennt also weg.
Dazu muß ich wirklich sagen,daß es anscheinend Hunde gibt,bei denen in bestimmten Situationen der gezielte Einsatz einer Strafe nötig ist.Dazu zählt wohl auch mein Hund.Seit ich in meiner jetzigen Hundeschule bin,arbeite ich nur mit positiver Verstärkung (außer bei meinem folgenden Leinen-Beispiel).Das klappt bis auf eine Ausnahme sehr gut und die Hundetrainerin setzt als Strafe lediglich solche Discs (?),also einen akkustischen aversiven Reiz ein.Diese Discs kamen aber in den 5 Monaten,die ich jetzt dort bin,nur einmal zur Anwendung und zwar bei meinem Hund.Die Hundetrainerin behält die Anwendung dieser Discs auch ausschließlich sich selbst vor,d.h. sie hat davon abgeraten diese Dinger selbst im Hausgebrauch zu verwenden.
Demnächst werden sie wohl auch wieder bei meinem Hund in einer bestimmten Situation zum Einsatz kommen.
Wie ist das aber,wenn man seinen Hund nicht ausschließlich über positive Verstärkung erzieht,sondern hauptsächlich aversive Reize einsetzt.Damit meine ich hauptsächlich,daß unerwünschtes Verhalten bestraft wird.
Aus eigener Erfahrung weiß ich,daß es auch vorkommt,daß der Drang eine unerwünschte Handlung auszuführen größer ist,als die Angst vor der zu erwartenden Strafe.
Beispiel:Mein Hund will immer an der Leine ziehen,wenn er weiß,wir gehen irgendwo hin,wo ich mal mit ihm gespielt habe (was ganz besonders Tolles,z.B. Schwimmen im See),auch wenn das schon Wochen her ist.
In diesen Situationen wende ich das Stehenbleiben,oft kombiniert mit Rückwärtsgehen an.Jedesmal,wenn ich nach dem Rückwärtsgehen wieder voran gehe,prescht er los.Ich sage "langsam",wenn ich sehe,daß die Leine in den nächsten 5 Sekunde "zuende" ist und bleibe stehen.Folglich bekommt der Hund einen Ruck am Brustgeschirr ab,wenn er nicht sofort auf das "langsam" reagiert.Der Ruck fällt je nach seinem Tempo entsprechend stark aus.
In normalen Situationen reagiert übrigens auf "langsam".Entweder bleibt er stehen und schaut sich nach mir um,oder er wechselt vom Trab zum Schritt.
In diesen "Ausnahmesituationen" (sprich,er will irgendwo ganz dringend hin),reagiert er aber auf "langsam",indem er sich duckt.Sein Tempo drosselt er aber trotzdem nicht,er weicht lediglich dem zu erwartenden Ruck so gut wie möglich aus.Diese Spielchen hält eine Stunde aus.
Selbiges habe ich bei ihm auch schon beobachtet,als ich noch mit dem Leinenruck am Halsband gegen das Ziehen gearbeitet habe (Asche auf mein Haupt,ich wußte es nicht besser).Die Leinenruckmethode hat folglich gar nichts gebracht,er hat den Ruck einfach in Kauf genommen.
Das ist nur ein Beispiel,ich habe ähnliches auch schon bei anderen Hundebesitzern beobachtet.
Was macht man denn,wenn ein großer Teil der Erziehung auf aversiven Reizen beruht?Schraubt man dann die Bestrafung immer die höher,wenn der Hund auf die bisherige Strafe nicht mehr reagiert?Wohin soll das führen?
LG,
Christiane