Hallo!
Ich glaube,ich bin ein gutes Beispiel für einen bekehrten Leinenrucker.
Als ich meinen Hund bekommen habe,war er mit Geschirr und Flexileine ausgestattet und hat furchtbar gezogen.Nun ja,bin dann leider an einen Hundetrainer der alten Schule geraten.Also Brustgeschirr weg,stattdessen Halsband.Ziehen an der Leine natürlich mit einem ordentlichen Ruck quittieren.Nachdem mein erster Hund überhaupt nicht gezogen hat,bin ich da auch recht blauäugig rangegangen,denn ich hatte mir zu dem Thema gar keine Gedanken gemacht.
Ergebnis war:Hund konnte sich zwar nicht mehr mit vollem Gewicht ins Brustgeschirr werfen,hat sich dafür aber mit vollem Gewicht ins Halsband geworfen.Für meinen Arm blieb sich die Belastung absolut gleich.
Nur der Hund litt während des Spaziergangs z.T. unter erheblichem Sauerstoffmangel (Blaue Zunge und Schleimhäute) und unter einem chronisch gereiztem Kehlkopf.Die Leinenrucke haben anfänglich etwas geholfen,nach einer gewissen Zeit war der Hund resistent.
Dazu kam dann noch,daß ich einen Hund mit Horner-Syndrom kennengelernt habe,welches u.a. durch Leinenrucke mit Halsband verursacht wird.
Mangels Erfolg und aufgrund medizinischer Bedenken habe ich die Kombi Leinenruck und Halsband aufgegeben.
In meiner jetzigen Hundeschule wird es so gehandhabt:wenn gearbeitet wird und der Hund eine gute Leinenführigkeit zeigt,wird die Leine ans Halsband gehängt.In den Pausen und wenn man noch an der Leinenführigkeit arbeitet,kommt die Leine ans Brustgeschirr.Aber nicht,weil der Hund damit einfacher zu führen ist,sondern weil es als Signal "Jetzt wird gearbeitet" dienen soll.
Mein Hund bekam sein Brustgeschirr also zurück,da mir das Halsband ja sowieso keine Vorteile geboten hatte und ich bin gegen das Ziehen mit stehenbleiben und rückwärtsgehen vorgegangen.Ich muß zugeben,manchmal habe ich das auch mit Halsband gemacht.
Ergebnis: Hund zieht nicht mehr und das nach relativ kurzer Zeit.
Der Erfolg liegt wahrscheinlich mehr an der Vorgehensweise als am Brustgeschirr.Aber ich konnte erkennen,daß das Halsband den Hund auch auf Dauer nicht davon abhält,sich mit vollem Gewicht in die Leine zu werfen.Außerdem war der Hund durch das Halsband nicht im geringsten einfacher zu führen,als mit Brustgeschirr.
Ich schließe aus meinen Erfahrungen,daß die Vorgehensweise,wie man seinen Hund zur Leinenführigkeit erzieht,am wichtigsten ist.Ob man dabei ein Halsband oder ein Brustgeschirr verwendet,ist für den Komfort des Hundeführers unerheblich,denn ziehen kann der Hund mit beidem gleich gut.Wenn man ein Verfechter des Leinenrucks ist,ist ein Halsband freilich besser.
Meiner Erfahrung nach wirkt der Hund mit Brustgeschirr aber deutlich entspannter.Außerdem bietet es einem notorischen Leinenzieher (wogegen man natürlich vorgehen sollte) den Vorteil,daß er wenigstens noch Luft bekommt und auch der Kehlkopf geschont wird.
Also wenn das Halsband mir als Hundeführer bzgl.Training der Leinenführigkeit keine Vorteile bietet und das Brustgeschirr angenehmer für den Hund ist,warum sollte man dann ein Halsband benutzen?
Wenn der Hund eine gute Leinenführigkeit zeigt,also so gut wie keine Kräfte mehr aufs Halsband wirken,dann habe ich nichts gegen die Verwendung eines Halsbands.Aber mir ist ebenfalls aufgefallen,daß man sämtliche Übungen und Kommandos genauso gut mit Brustgeschirr wie mit Halsband ausführen kann,da die Leine ja sowieso immer durchhängen soll.Im Grunde dient sie nur der Absicherung und spielt für die Kommunikation mit dem Hund keine Rolle.
Folglich übe ich im Alltag immer nur mit Leine am Brustgeschirr und auch in der Hundeschule vergesse ich öfters,die Leine ans Halsband zu hängen.Was den Hundetrainern auch egal ist,denn wer will,kann die Leine auch immer am Brustgeschirr lassen.
Liebe Grüße,
Christiane