Hallo zusammen!
ich bin momentan so glücklich und optimistisch was die Therapie meiner kleinen Maus angeht, dass ich mich hier unbedingt mitteilen wollte
Vielleicht kann sich aber ja auch der ein oder andere mit Leber und / oder Bauchspeicheldrüsen Problemen bei seinem Liebling auch eine Tip aus diesem Thread abholen und auch ein Wenig Hoffnung schöpfen, selbst wenns sehr schlecht und hoffnungslos aussieht. Und falls jemand noch einen Geheimtip hat, immer her damit!
Ich warne jedenfalls schon mal vor, der Thread wird sehr lang:
Meine Hündin Bella ist nun 13 Jahre alt und ich bin seit nun 2 Wochen permanent beim Tierarzt.
Dazu erst einmal die Vorgeschichte: Vor fast 1 Jahr wurde sie von einem Radfahrer angefahren, auf dem Bürgersteig und obwohl sie angeleint war - der gute Mann ist einfach weiter gefahren und hat sie liegen lassen. Ich werde immer noch wütend, wenn ich nur dran denke ...
Das Ergebnis des Unfalls waren Schürfwunden am Kopf und eine tiefe Wunde an der Pfote. Keine inneren Verletzungen, zumindest vorerst. Wenige Tage später kam erst das gesamte Aufpralltrauma an Leber und Bauchspeicheldrüse zum Vorschein. Bella bekam plötzlich extrem hohes Fieber (41 Grad!!!!) und hat absolut teilnahmslos und hechelnd dar gelegen. Bin natürlich sofort zum Tierarzt und dann noch in die Tierklinik. Sie wurde stationär behandelt und nach einigen Tagen gings ihr soweit gut, dass sie wieder zu uns nach Hause kommen konnte. Sie bekam insgesamt noch 10 Tage lang Synulox, Metacam und Novalginsulfon.
Seitdem war erst mal Ruhe um Leber und Pankreas - zumindest augenscheinlich. Vor zwei Wochen begann dann der Albtraum für uns:
Bella hat immer wieder gelbe Gallenflüssigkeit erbrochen und hatte plötzlich Durchfall, der teilweise knallgelb war und die Konsistenz von Gel hatte. Also wieder zum Tierarzt, Blutbild machen lassen und bei den Ergebnissen fast vom Stuhl gefallen. Ihre Werte haben die Norm teilweise um das zwanzigfache der Norm überstiegen
Wieder Tierklinik ... Ultraschall gemacht und noch mehr Blutwerte: das Ergebniß hat mich auch erst mal schlucken lassen: Bellas Bauchspeicheldrüse war schwer entzündet, auf einer Skala von 0-10 waren wir schon bei einer 8 ....
Der Ultraschall genauso schlimm: Die Leber ist fleckig, ungleichmäßig und inhomogen - aber keine lokalen Tumoren. Demnach wieder 2 Tage stationärer Aufenthalt in der Kinik - Dauerinfusion und Antibiotika
Nach den zwei Tagen konnte ich sie dann wieder heim nehmen, wir haben folgende Behandlung weiter zuhause gemacht:
1 Liter Ringer Lactat intravenös pro Tag
2 Synulox pro Tag
3 Mal täglich Novaminsulfon 500 mg
Ulcogant Saft 2,5 ml morgens und abends
Antra Mups 10 mg 1 Mal täglich
Ganz schön viele Medikamte für einen kleinen Hund.
Da wir momentan in der glücklichen Situation sind eine befreundete OP-Schwester parat zu haben, konnten wir die Infusionen weiter zuhause fortsetzen. Ist ja immer besser zuhause zu sein als in einer Klinik.
Kurzfristig hat sich ihr Zustand wieder stabilisiert und die Werte waren alle insgesamt im Normbereich.
Nach 2 Tagen zuhause hat sie angefangen wieder zu erbrechen , leider nicht nur Galle sondern auch die gesamte Nahrung Sie hat insgesamt in dieser ganzen Zeit stark abgenommen, von 12 kg auf 10,2 kg, was sehr viel ist verhältnismäßig.
Die erste Vermutung war, dass sie das Antibiotikum als Tablette nicht verträgt und ihr Magen-Darm-Trakt nicht mitmacht. Also haben wir ihr das Synulox und zusätzlich noch Emeprid gegen das Erbrechen gespritzt. Unsere Tierärztin hat uns immer die Spritzen aufgezogen und unsere persönliche Hunde-Krankenschwester dann zuhause gespritzt.
Das ging dann weitere 2 Tage gut ... bis unser Hund anfing gelb zu werden ..... Augen, Ohren Schleimhäute, Zunge ... alles gelb verfärbt. Mein Herz hat bei dem Anblick einen Sprung gemacht.
Ich hab richtig Angst bekommen als mir das aufgefallen ist und bin am vergangenen Samstag wieder in die Tierklinik Hofheim gefahren.
Hier dann die Schock Nachricht für mich: Bellas Lebrwerte haben sich so dramatisch verschlechtert (mal ein Auszug: Bilirubin 132 - Norm max. 9; Alanin-Amino-Transferase IM NICHT MEHR MESSBAREN BEREICH also über 1000, Norm ist hier max. 78).
Die behandelnde Tierärztin hat uns nur erstaunt angeguckt, dass der Hund überhaupt noch laufen und fressen kann - bei den Leberwerten müsste sie halb tot in der Ecke liegen. Nach ihrem Rat könnten wir Bella noch einmal stationär behandeln lassen - aber selbst dann wären ihre Chancen sehr, sehr schlecht. Sie hat es uns frei gestellt sie wieder mit nach Hause zu nehmen.
Die Diagnose konnte sie nicht ganz sicher stellen - endweder Bella hat eine extrem schwere Leber und Pankreas Entzündung oder einen seltenen, diffusen Tumor (also wäre die ganze Leber befallen ohne Therapiechance.)
Eine Leberbiopsie wollte ich nicht mehr machen lassen, Bella war so schwach, dass ich ein sehr ungutes Gefühl dabei hatte und Angst, dass sie die Narkose nicht überlebt. Und ausserdem finde ich es absolut überflüssig in unserer Situation: Meiner Meinung nach hätten sich die Leberwerte zwischendrin gar nicht erst erholt, wenn es ein Tumor wäre.
Also hab ich mir meinen Hund geschnappt, mir noch ein Paar Flaschen Infusionslösung einpacken lassen und bin erst einmal heim gefahren mit ihr ...
Am Montag früh bin ich erst einmal zu einem weiteren Tierarzt marschiert, um den Venen-Zugang erneuern zu lassen und mir noch eine zweite Meinung einzuholen. In der Gemeinschaftspraxis haben aber beide Tierärzte im Prinzip das Gleiche gesagt wie in der Tierklinik: Chance verschwindend gering, baldiges Leberkoma sehr wahrscheinlich
Ich liebe meinen Hund über alles, sie ist für mich wie ein Kind. Ein pelziges Kind, das gerne Löcher buddelt und ich sie ist in unserer Familie kein Haustier, sondern ein Familienmitglied. Ich habe sie als Auslandsimport in einem sehr schlechten Zustand bekommen und wir haben jahrelang daran gearbeitet, dass sie keine Angst mehr von Menschen hat ... Ihr ist viel Schlimmes in ihrem Leben widerfahren und sie war ein ängstliches Nervenbündel, dass bei der kleinsten Bewegung zusammen gezuckt ist. Ich möchte , dass sie ein glückliches Hundeleben führt, ohne Schmerzen, und unsere Familie noch ein Paar Jahre bereichert.
Und trotz dieser schlimmen Prognose hatte ich nicht das Gefühl, dass sie sterben wird .... Sie futtert noch, wenig aber immerhin, möchte spazieren gehen, ist interessiert an ihrer Umwelt .... und ihre Augen sagen mir, dass sie noch will!
Also wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben und bin wieder zu meiner Haus-Tierärztin. Obwohl ich in den letzten Wochen 6 (!!!!!) Tierärzte gesprochen habe, war sie die Einzige, die mal um die Ecke gedacht hat und uns unterstützt und nicht den baldigen Tod bescheinigt.
Ich habe mich mit ihr beraten und wir haben zusammen einen Therapie-Plan "ausgetüfftelt", der bisher ganz toll angeschlagen hat. Vielleicht ist das ja so oder ähnlich auch bei anderen leberkranken Hunden anzuwenden
Bella bekommt seit Samstag sowieso täglich 2 Liter Ringer-Lactat per Tropf (maximale Dosis), um die Flüssigkeitszufur zu gewährleisten und dem Körper bei der Entgiftung zu helfen. Sie liegt auch ganz brav da und versucht nicht einmal den Katheter zu entfernen. Die ersten Flaschen habe ich extrem schnell durchlaufen lassen, um die Lebergifte erst einmal "auszuspülen". Das heißt sie muss zwar ganz oft und viel Urin absetzen, aber es hat gewirkt. Natürlich kann man so eine extrem schnelle Spülung auch nur dann machen, wenn die Nieren gesund sind und das überhaupt verarbeiten können.
Was die Medikamente angeht fahren wir jetzt dreigleisig : Klassische Medizin, Pflanzliche Mittel und Homöopathie.
Das Novalginsulvon haben wir abgesetzt, genauso das Emeprid gegen das Erbrechen, um die Leber zu entlasten. Schmerzmittel und Emeprid gibts nur noch im Notfall - das heißt wenn ich das Gefühl habe, dass sie starke Schmerzen hat und im Bauchbereich druckempfindlich ist.
Ich liste euch mal die Medikamte "thematisch" auf:
Klassische Medizin
Ulcogant 2,5 ml morgens und abends für die Magenschleimhaut
Veraflox 15 mg mittags 2 Tabletten
Veraflox ist relativ neu auf dem Markt, eventuell kennen das nicht alle Tierärzte gut. Der Vorteil ist aber, dass es dagegen noch keine Resistenzen gibt. Eventuell könnte es nämlich auch sein, dass mein Hund mittlerweile resistent ist gegen das oft und gern verschriebene Synulox. Meine Haus-Tierärztin konnte damit bei zwei anderen Tieren sehr gut Leber / Pankreas Entzündungen (ein Hund war wirklich knallgelb und "hätte im Dunkeln leuchten können"). Bisher verträgt mein Hund das auch sehr gut und es zeigen sich die ersten Erfolge.
Pflanzliche Mittel
Silymarin Kapseln von CT (nur das Pulver ohne Hartkapsel) 3 Mal täglich
Cats Claw (Katzenkralle) DHN etwa 1 Teelöffel täglich ins Futter
Propolis (Bienengift) DHN 2 Messerspitzen täglich ins Futter
Diatab Tabletten (vom TA) 1 Tablette täglich als Leckerlie
Homöopathie
Hepeel N Ampullen Heel 1 Ampulle täglich per Tropf (kann aber auch oral gegeben werden)
Kalium phosphoricum D6 Tabletten DHU 6 Tabletten täglich (Mag sie sehr gern, ich glaube sie denkt es wären Bonbons)
Sie bekommt als Futter nur noch gekochtes Hühnchen mit Brühe (man könnte auch noch Reis drunter mischen) oder Diät Nassfutter mit max. 5 % Rohfett. Die Mahlzeiten bekomt sie in Mini Portionen - dafür aber auch über den Tag verteilt. Ansonsten zwischendurch mal einen Zwieback - hilft ja auch bei kleinen Kindern und bindet die Magensäure.
Die Therapie in der Form machen wir seit Montag und die ersten Ergebnisse lassen mich wieder Hoffnung schöpfen.
Bella hat heute wieder richtig Appetit gehabt, bis jetzt hat sie schon 250 Gramm Hühnchen und Dosenfutter verschlungen. Sie ist richtig agil (für ihren Allgemeinzustand) und geht auch gerne spazieren. Natürlich keine Gewaltmärsche. Überhaupt ist sie sehr aufgeweckt!
Ihre Schleimhäute, Zunge, Augen und Ohren haben nur noch einen leichten Gelbstich und auch der Bauchraum fühlt sich wieder weich an und nicht druckempfindlich.
Wir haben heute einen kleinen Ausflug zum Fressnapf gemacht und Madame ist nicht nur gerne hingelaufen sondern hat sich im Geschäft auch an den Schweineohren bedient und die voller Stolz nach Hause getragen :)
Ich fands so süß und hab mich total drüber gefreut, dass sie fit genug ist um sich auf die Hinterbeine zu stellen und ein Schweineohr aus dem Regal zu stibitzen!
Hab sie dann ein wenig drauf rumkauen lassen und es dann gegen Hühnchen ausgetauscht.
Ich will noch nicht zu euphorisch sein, aber sie ist auf jeden Fall auf dem Weg der Besserung.
Wir werden die Medikation so noch bis mindestens Samstag durch ziehen und ich hoffe, dass sie das alles übersteht und wieder halbwegs gesund wird. Für einen mittelgroßen Mischling ohne Vorerkrankungen sind 13 Jahre noch viiiiiiiiieeeeel zu jung zum sterben und ihre Gesundheit ist ja ansonsten immer top gewesen!
Ich hoffe, dass anderen Dogforum Mitgliedern, die schwer leberkranke Hunde haben, dieser Beitrag eine Hilfe ist und sie sich nicht unterkriegen lassen. Ich drück jedenfalls die Daumen!
Ganz liebe Grüße!