Hallo,
ich möchte an dieser Stelle einige allgemeine Dinge über den Schutzhundesport-und nur den "Sport"- loswerden und hoffentlich das ein oder andere Vorurteil was den Schutzhundesport betrifft entkräften.
Ich selbst bilde seit vielen Jahren Hunde und deren Führer im Schutzdienst aus und war Diensthundeführer bei der Bundeswehr.
Ein klarer Unterschied besteht zunächst einmal darin, einen Hund zum Sport-Schutzhund oder zu einem Diensthund, nämlich dem Schutz und ZUGRIFFS-Hund auszubilden. Dies sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe, auch wenn es für den Laien nicht so aussieht.
Der Schutzdienst im Sportlichen Sinne besteht schlicht und einfach darin, dem Hund gemäß seiner Natur die Möglichkeit zu geben, Beute zu jagen und zu Greifen (=Beutetrib, Jagdtrieb). Denn der Hund-egal ob Yorkshire oder Schäferhund- ist ein Beutegreifer, ein Raubtier.
Die Beute im Schutzdienst ist der Schutzarm-und nur der Schutzarm-, der Helfer ist der "Konkurrent", mit dem um die Beute gestritten wird.
Ein weitere Trieb, auf dem der Schutzdienst aufgebaut wird, ist der Wehrtrieb. Ein Hund wird sich dagegen "Wehren", wenn der Helfer ihm die Beute wegnehmen will (z.B. der Schutzarm liegt auf dem Boden, der Hund liegt davor im "Platz"). Er wird dabei aber nicht etwa den Helfer angreifen, sondern den Schutzarm fassen und festhalten, wenn der helfer daran zerrt.
Aufbau mit Stock und Peitsche hat nichts mit Wehrtriebförderung zu tun. Hier wird aus dem Hund lediglich ein "Angstbeißer" gemacht, und das hat nichts mit Schutzdienst zu tun!!!
Ich selbst stelle mich bein den von mir ausgebildeten Hunde auf dem Platz ins Versteck, OHNE Schutzarm und lasse den Hund nach mir Revieren, also suchen. Was passiert? Der Hund setzt sich vor mich, sieht mich "blöde" an und weiß nicht was er tun soll, die wenigsten Hund bellen mich ein,zweimal an. Warum? Weil das vom Hund begehrte Objekt, der schutzarm nicht vorhanden ist und der Hund mich nicht als seine Beute erkennt. Punkt.
Ausbildungsmethoden wie Stachelhalsbänder, Elektroshocker oder sonstiger Unfug haben weder im Sportlichen, noch in der Dienstlich begründeten Schutzhundeausbildung etwas zu suchen und sind auch gar nicht notwendig, wenn man eben über genügend Fachwissen über Hunde und ihre Phsychologie verfügt.
Leider werden diese Methoden noch immer auf vielen Plätzen von schlichtweg unkompetenten Hundeführern und Helfern angewandt, was leider zum schlechten Ruf dieses Sports führt und die Masse der "Seriösen" Betreiber dieser Sportart zu Tierquälern und sonstigem Abstempelt.
Allgemein ist der Ton im Schutzdienst etwas"rauher", jedoch sind schreiereinen und ständig nur gebrüllte Kommandos ebenso fehl am Platz wie die oben genannten "Ausbildungshilfen".
Für den Hund ist die vernünftig und verantwortungsvoll betriebene Schutzdienstarbeit eine gute Möglichkeit, sich auszupowern. Schutzdienst heißt nämlich nicht nur bellen und beißen, sondern besteht aus Unterordnungsarbeit, Apportieren und dem Suchen (=Fährtenarbeit).
Durch den Schutzhundesport erhält man ebenso wenig einen Unberechenbaren Beißer wie einen zuverlässigen Wach-und Schutzhund für den Alltag.
Jeder Hund wird zuhause "Anschlagen" wenn sich ein Einbrecher zu schaffen macht. Genauso wird auch jeder Hund-unabhängig von Rasse und Größe- generell versuchen, einen Angriff auf sich oder sein Herrchen zu verhindern und seinerseits angreifen.
Grundsätzlich ist es Rasseunabhängig, ob sich ein Hund für Schutzdienst eignet oder nicht. Hier spielt eigentlich nur der Charakter eines Hundes und seine Veranlagung eine Rolle. Der VDH schreibt allerdings ein Mindeststockmaß von 45 cm vor, enifach um eine körperliche Grundlage zu schaffen.
Wenn man sich nun für den Schutzhundesport entscheidet, sollte man sich vorher einige Vereine und Plätze mal anschauen und sich vor allem erstmal in Gesprächen mit erfahrenen Hundeführern und Helfern sowie der entsprechenden Fachliteratur die notwendigen Basics verschaffen.
Ich hoffe, dem ein oder anderen geholfen zu haben. Wer Fragen oder Anmerkungen hat-auch Kritik- darf sie gerne loswerden.