19. Lies ein Buch, das auf einer Insel spielt
Beiträge von Estandia
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Louise Minchin – Isolation Island
"Zehn Prominente sind angereist, um an einer zermürbenden Reality-Survival-Show teilzunehmen: zwei Wochen ganz allein auf einer abgelegenen schottischen Insel, im tiefsten Winter. Einige von ihnen sind auf dem aufsteigenden Ast, andere im Sinkflug, und fast jeder hat etwas zu verlieren. Doch die Enthüllungsjournalistin Lauren hat eine Frage: Was hat der Hollywood-Megastar Nate Stirling von seiner Teilnahme zu erwarten? Mit einem Produktionsteam, das nicht in der Lage zu sein scheint, Unfälle zu vermeiden, einem aufziehenden Sturm und dem unerbittlichen Blick versteckter Kameras werden die Kandidaten bis an ihre Grenzen gebracht, während sie versuchen, ihre Mitstreiter in den Schatten zu stellen und ihre dunkelsten Geheimnisse zu verbergen. Doch als eine Leiche gefunden wird, ist klar, dass das Spiel zu einer Frage von Leben und Tod geworden ist..."
In einem gefühlt flotten Tempo und aus Laurens (3. Person-)Sicht wird hier eine recht spannende und abwechslungsreiche Geschichte um die 10 Kandidaten, der Insel, des uralten schottischen Klosters als Unterschlupf, der Aufgaben und vor allem dem Setting einer Reality-TV-Produktion erzählt. Die unterschiedlichen Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet und interessant, das Kloster gruslig und alt und kalt und authentisch mit einem Brunnen als einzige Wasserquelle, passendem Friedhof und Glockenturm. Man merkt von Anfang an, dass die ganze Sache etwas ernster und auf Schocks angelegt ist, es gibt keinen Komfort, keine persönlichen Gegenstände, und das Lösen und Bestehen von Aufgaben hat bei Versagen drastische Konsequenzen. Ab der Mitte des Buches ändert sich die Situation für alle und der Ton schlägt um. Das letzte Fünftel nahm dann nochmal Fahrt auf und kam mit einigen guten Twists um die Ecke.
Als Debut-Thriller sehr solide und spannend, sehr zugänglich und hatte keine Längen oder unnützen Informationen. Interessant fand ich vor allem die Diskussion, wer ist man vor den Kameras, wer im Privaten, wer weiß was über den jeweils anderen und wer zeigt sein wahres Gesicht, wenn die Kameras plötzlich aus sind.
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J. K. Chukwu – The Unfortunates
"Sahara geht es nicht gut. Als sie ihr zweites Studienjahr an der Eliteuniversität beginnt, fühlt sie sich wie eine Versagerin: Ihr Körper ist zu kurvig, ihr Liebesleben nicht existent, ihre Familie ist von ihr enttäuscht, ihre Noten sind schrecklich, und, nun ja, die wenigen schwarzen Mitschüler, die sie hat, sterben einfach ständig. Sahara ist kurz davor, sich selbst aufzugeben: Ihre Depression ist, wie sie sagt, ihr einziger „Lebenspartner“. Und diese Erzählung, die die Form einer respektlosen, durchdringenden „Dissertation“ an das Universitätskomitee annimmt, das über sie urteilen wird, soll eine letzte Entfaltung ihrer einzigartigen, unvergesslichen Stimme sein, bevor sie selbst unweigerlich verschwindet und stirbt. Doch im Laufe dieses wilden zweiten Studienjahres und mit der Unterstützung ihrer exzentrischen Gemeinschaft von BIPOC-Frauen wird Sahara schließlich Hoffnung, Antworten und eine unerwartete Erlösung finden.
Ein kantiges, bissig-komisches Debüt über eine queere, halb-nigerianische Studentin, die, wütend und erschöpft vom Rassismus an ihrem Elite-College, sich aufmacht, die Wahrheit über die Unglücklichen herauszufinden - die unglückliche Untergruppe der schwarzen Studenten, die auf mysteriöse Weise gestorben ist. "
Ich hab ein Drittel geschafft und dann abgebrochen, dieses war einfach nicht meins. Ich lese generell nicht gern über häufig betrunkene Studenten, die ihre Kurse nur mit Müh und Not schaffen und fortwährend mit ihrer Depression, die hier als "Lebenspartner" betitelt wird, hadern, wann man sich am besten umbringen sollte ... Die Mixed-Media-Form des Buches hat mich angesprochen, auch die Art, dass es als "Abschlussarbeit" an das Universitätskomitee gerichtet ist, allerdings befinden sich in den hin und wieder recht kurzen Kapiteln dann auch noch Fußnoten, die mich aus dem Lesefluss gerissen haben und manchmal sogar mehr Platz als die eigentliche Geschichte einnahmen.
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Ab wann habt ihr eure Hunde aus dem Tierschutz freilaufen lassen? Denkt ihr ich sollte es versuchen oder soll ich mir an die 1-Jahr-Regel halten?
Was sind die wichtigsten Punkte um Freilauf zu gewähren?
Ich hatte einen Hund aus dem Tierschutz und in seinem Vertrag stand glaube etwas generisches wie (zur Sicherheit) die ersten 6 Monate an der Leine lassen. Der Hund lief nach 3 Monaten zum ersten Mal frei, dann wurde es nach und nach ausgeweitet... Der Hund lief ohne Probleme bis zu seinem Lebensende mit fast 19 Jahren frei, auch hat er die Leinenführigkeit nie vergessen und an der Leine laufen war zeitlebens nie ein Problem.
Für mich war wichtig vor dem Ableinen zu wissen, auf welche Trigger der Hund reagiert, welche Tendenzen er zeigt, welche Entscheidungen er allein schon an der Leine trifft. Und Freilauf wurde unter kontrollierten Bedingungen getestet. Richtige und gute Entscheidungen des Hundes wurden belohnt, nettes Verhalten bestätigt, kritisches Verhalten verhindert und gutes Benehmen gefördert. Ich hatte Wert auf Erziehung gelegt und weniger auf das Trainieren von Signalen. Ich wollte einen "erzogenen" und keinen "trainierten" Hund, ich wollte, dass der Hund sich von selbst gut benimmt, weil es sich für ihn gut anfühlt ohne Schaden und Ärger durch die Welt zu gehen und dabei easy seine Bedürfnisse befriedigt zu bekommen. Ich hätte mir nie einen entspannteren Hund wünschen können, aber das war eine Lernkurve (meinerseits) bis dahin. Und ich wusste auch genau, was der Hund nicht konnte, was ich ihm nicht zumuten würde und welche Situationen keinen Mehrwert für ihn boten. Also ja, für Freilauf sollte man seinen Hund kennen und einschätzen können, und habe ich Zweifel, lasse ich die Leine dran. Genau wie wir haben Hunde eine Tagesform und wenn die heute keinen Freilauf zulässt, dann ist morgen auch noch ein Tag.
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40. Lies ein Buch mit einem Zeitpunkt oder Zeitraum im Titel
Nancy Tucker – The First Day of Spring (frei übersetzt: Der erste Frühlingstag)
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Nancy Tucker – The First Day of Spring
"Chrissie Banks ist 8 Jahre alt und die Beste in allem. Sie weiß wie man Süßigkeiten klaut, ohne erwischt zu werden, kennt die besten Verstecke beim Spielen und kann die längsten Handstände. Sie bleibt auch am längsten draußen und kann machen was sie will, denn mit einem abwesenden Vater und einer Mutter, die ihr weder Essen noch Aufmerksamkeit gibt, ist Chrissie ein zutiefst vernachlässigtes Kind. Ein Kind, dass mit aller Gewalt nach Ansprache, Zuwendung und Kontrolle sucht. Und so tötet Chrissie den kleinen zweijährigen Sohn einer Nachbarsfamilie. Noch Tage danach verspürt sie das ersuchte Gefühl von Macht und Überlegenheit und das Geheimnis gibt ihr die Illusion besonders zu sein – 15 Jahre später versucht Julia, Mutter einer fünfjährigen, so gut wie es eben geht ihr Leben und das Kind auf die Reihe zu bekommen. Als das Telefon anfängt zu läuten, wächst in Julia die angst, der Anrufer weiß wer sie ist und was vor all den Jahren passiert ist. In einer Kurzschlussreaktion setzt sie alles aufs Spiel ..."
In einer abwechselnden dualen Perspektive wird hier die Geschichte von Christine Banks erzählt, die gleich auf der ersten Seite des Buches den zweijährigen Steven tötet. Tucker verwendet einen rauen, beunruhigenden Ton, der die Denkweise eines Kindes einfängt, das die Tragweite seiner Handlungen nicht ganz begreift und dadurch kommt es immer wieder zu bitterbösen Situationen, gerade gegenüber Stevens Schwester und den Eltern. Niemand weiß, was Chrissie getan hat und lange schwelgt sie in dem Gefühl unbesiegbar zu sein. Julias Zeitleiste ist ebenso interessant, zutiefst verunsichert versucht sie mit Routinen und Regeln, das Wohlergehen ihrer Tochter sicherzustellen, als Molly sich aber ihre Hand bricht, weiß Julia, dass jetzt das Sozialamt kommt und ihr Molly wegnehmen wird.
Für mich ein nahezu perfekter Mystery-Thriller. Die zweite Hälfte wird sogar noch besser als die erste es schon ist. Die erforschten Themen sind
- Vernachlässigung und die Auswirkungen von Kindheitstraumata - Chrissies Erziehung ist geprägt von Vernachlässigung, Hunger und emotionaler Verlassenheit. Ihre Handlungen entspringen einem tief sitzenden Bedürfnis nach Kontrolle und Aufmerksamkeit.
- Schuld und Erlösung - Wie Julia lebt auch Chrissie mit der Last ihres vergangenen Verbrechens. Der Roman geht der Frage nach, ob Erlösung für jemanden möglich ist, der etwas so Schreckliches getan hat.
- Mutterschaft und Angst vor vererbter Gewalt - Julia macht sich Sorgen, dass sie als Mutter ungeeignet ist, da sie befürchtet, dass sie ihre eigenen Schäden aus der Kindheit an ihre Tochter weitergeben könnte.
- Das Urteil der Gesellschaft über kriminelle Kinder - Das Buch wirft schwierige Fragen darüber auf, wie die Gesellschaft Kinder, die schreckliche Verbrechen begehen, betrachtet und rehabilitiert.
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1984 wäre auch eine Dystopie
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Ach witzig, das hab ich auch grad gelesen.
Ich mochte von Samantha Schweblin "Hundert Augen" am liebsten.
Ich nehme das als Empfehlung für die Bücherchallenge
Es klingt genau nach dem "bisschen mehr", was ich gern von ihr lesen würde
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Samanta Schweblin – Seven Empty Houses / Sieben leere Häuser
"Die sieben Häuser in diesen sieben Geschichten sind seltsam. Es fehlt eine Person, eine Wahrheit oder eine Erinnerung; einige Räume sind verlockend, andere nicht greifbar, wieder andere leer. Doch in Samanta Schweblins spannungsgeladenen, visionären Erzählungen schleicht sich immer wieder etwas hinein: ein Geist, ein Kampf, Eindringlinge, eine Liste mit Dingen, die man tun muss, bevor man stirbt, die erste Begegnung eines Kindes mit der Dunkelheit oder die Fehlbarkeit der Eltern. In jeder Geschichte gibt es Wendungen, die verunsichern und überraschen: Schweblin geht nie den erwarteten Weg, sondern gräbt unter die Haut und enthüllt surreale Wahrheiten über unser Gefühl von Heimat, von Zugehörigkeit und über die Zerbrechlichkeit unserer Beziehungen zu anderen."
Diese Thalia-Beschreibung der englischen Version passt ziemlich gut. Ich fand Fever Dream zwar eher mittelmäßig, hatte aber Potenzial, diese sieben Kurzgeschichten schlagen im Ton in die gleiche Kerbe, ich fand sie durchweg gut und abwechslungsreich. Ich mag dieses unangenehme, wenn man eigentlich nicht weiterlesen möchte. Die längste Geschichte handelt über eine alte Dame, die (u.a.) von ihrer Nachbarin terrorisiert wird, aber eigentlich ist alles ganz anders und zudem echt traurig. Hauptthemen sind räumliche Angst, psychologische Verzerrung, Minimalismus und Horror.
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Wir sind wieder da von unserem Kurztrip nach Wien und es war toll! Schöne Stadt, nette Menschen, leckeres Essen, viel zu sehen, die Öffies super praktisch um schnell von A nach B zu kommen
Jetzt überlegen wir Ende Mai ein paar Tage nach Oslo oder Stockholm zu reisen.