Beiträge von Estandia

    Vladimir Nabokov – Lolita


    Ich habe dies kontroverse klassische Werk unter dem Aspekt "lies ein Buch aus der Sicht des Bösewichts" gelesen, und, oh Junge, Humbert Humbert, was ein Bösewicht! |)


    Die Prosa ist schon ein ganz anderes Level, da ist viel Witz und Charme durch die Metaphern und Wortspiele enthalten. Auf der anderen Seite steht jedoch Humberts Wahn, Obsession, seine Pädophilie und die Zerstörung Lolitas, körperlich, emotional und psychologisch.

    Ayòbámi Adébáyò – Stay with me / Bleib bei mir


    Yejide ist mit Akin verheiratet und seit Tag 1 mehr als bereit endlich Kinder zu haben. Ihr Mann erwartet es von ihr, die Eltern sowieso und überhaupt die Gesellschaft, das Land, ihr Glaube.

    Doch Yejide sind keine Kinder beschert, eine unfruchtbare Frau, die Mann und Familie entehrt, da richtet sich der gesamte Zorn der Schwiegereltern auf sie. Akin's Mutter entscheidet, Akin soll eine zweite Ehefrau haben, damit die baldigen Söhne die Familie ehren und das Ansehen retten. Yejide ist am Boden zerstört, auch wenn Polygamie der Männer in Nigeria gang und gebe ist, liebt sie ihren Mann und befürchtet, sie würde nun aus dem Haus gegrault und die zweite Ehefrau würde langsam aber sicher das Haus und ihren Mann übernehmen.


    Eine unglaublich starke und emotionale Geschichte über Mutterschaft, Unfruchtbarkeit, Heirat, Treue, Familie, Loyalität, Trauer, Verlust, Geschlechterrollen und vor allem den kulturellen und gesellschaftlichen Ansprüchen eines zu der Zeit tief zerrütteten und militärisch regierten Nigeria. Das Buch ist echt nicht ohne, gerade beim Thema Kindsverlust. Ich kann das englische Hörbuch, gesprochen von Adjoa Andoh, nur wärmstens empfehlen.

    Und bei Mischlingen, warum ausgerechnet die Wahl auf diesen speziellen Hund gefallen ist.

    Und ob er auch euere Vorstellungen und Erwartungen erfüllt hat, oder ob alles ganz anders gekommen ist.

    Ich wollte einen mittelgroßen, körperlich weitestgehend funktionellen Hund über einen seriösen Verein aus dem Tierschutz. Auf der TSV-Seite hat mich dann das Foto und der Text angesprochen und ich hab mich um ihn beworben. Es war allerdings auch eine längere Suche und der Hund war nicht der "erstbeste", den ich im Internet gefunden hatte.


    Ich kann mittlerweile auf das ganze Hundeleben zurückschauen und sagen, dass es die schönsten 16+ Jahre für mich waren. Ich mag naiv gewesen sein, mir als Single einen nie vorher gesehenen Hund aus dem TS anzuschaffen, aber es war und bleibt die beste Entscheidung. Der Hund musste keine Erwartungen und Vorstellungen erfüllen und ich habe mit dem gearbeitet, was er mitgebracht hat. Das war schon ne Lernkurve, aber eine, die richtig viel Spaß gemacht hat und uns ein sehr entspanntes Zusammenleben ermöglicht hat.

    Hat jemand Ahnung von Warenrücksendungen? Wir wollen etwas an den Verkäufer zurücksenden und haben die Originalverpackung nicht mehr. In der Widerrufsbelehrung steht explizit, dass man in dem Fall für eine ausreichende andere schützende Verpackung sorgen soll. Haben wir denen in Bildern zugeschickt. Der Shop sagt nun, sie können die Waren nicht zurücknehmen, da wir die Originalverpackung nicht mehr haben :skeptisch:

    Eowyn Ivey – The Snow Child / Das Schneemädchen


    "Alaska in den 1920er Jahren: In dem Wunsch, neu anzufangen, zieht das kinderlose Paar Mabel und Jack nach Alaska. Das harte Leben in der Wildnis setzt den unerfahrenen Neusiedlern sehr zu. Mit dem ersten Schneefall überkommt die beiden jedoch ein schon verloren geglaubter Übermut, und sie bauen zusammen ein Kind aus Schnee. Tags darauf entdecken sie zum ersten Mal das feenhafte blonde Mädchen zwischen den Bäumen am Waldrand. Woher kommt das Kind? Wie kann es allein in der Wildnis überleben? Und was hat es mit den kleinen Fußspuren auf sich, die von Mabels und Jacks Blockhaus wegführen?"


    Inspiriert von der russischen Märchengestalt Snegurotschka ist das "Schneemädchen" ein ganz bittersüßes, teils melancholisches und ruhiges aber sehr liebevolles Märchen, um ein ältliches Ehepaar und ein junges Mädchen aus der Wildnis. Während Mabel und Jack beide auf verschiedene Weise versuchen das Kind mehr an sich zu binden und Teil ihres Lebens werden zu lassen, wahrt das Mädchen immer eine Distanz, kommt problemlos in harschen Wildnis zurecht und zeigt sich auch nur in den Wintermonaten. Etwas Foreshadowing kommt zustande, als Mabel sich an eine Snegurotschka-Geschichte aus ihren eigenen Kindertagen und die verschiedenen Enden der ähnlichen Sagen und Märchen um diese Gestalt erinnert.

    Das letzte Viertel des Buches fand ich dann doch etwas übereilt und überraschend konventionell. Das Ende an sich fand ich jedoch nachvollziehbar.

    Sarah Moss – The Tidal Zone / dt. Gezeitenwechsel


    "Adam Goldschmidt lebt als hauptberuflicher Vater, nebenberuflicher Dozent und Ehemann einer überarbeiteten Ärztin in einem Vorort von Coventry. Seine Tage drehen sich um schmutzige Wäsche, vitaminreiche Ernährung und pädagogisch wertvolle Kindergeburtstage. Doch dann kommt der Morgen, an dem er einen Anruf aus der Schule seiner Töchter erhält. Er beginnt mit den Worten, von denen ein jeder hofft, sie niemals hören zu müssen: »Es ist etwas passiert«. Sensibel, humorvoll und mit einer Intensität, die unter die Haut geht, erzählt Sarah Moss von den Absurditäten eines Familienalltags in Großbritannien, von der Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern, vor allem aber von den Momenten, die uns die Zerbrechlichkeit des Lebens vor Augen führen."


    Dieser Thalia-Zusammenfassung brauch ich eigentlich nichts mehr hinzufügen, ich fand es großartig. Herrlich britisch, herrlich aktuell und unglaublich liebevoll. In Sachen Vaterschaft fand ich das Buch einen Augenöffner. Adam kümmert sich um den gesamten Haushalt, bekommt es auch unter Stress auf die Reihe, dass die Schuluniformen seiner Töchter morgens sauber bereitliegen, kocht frisches und gesundes Essen und ist kein sexistischer Nörgeler, so wie der Vater einer Schulfreundin. Interessant auch die Hürden, die er im Alltag erlebt. Seine jüngere Tochter darf er nicht aufs Frauenklo begleiten, sie aufs Männerklo mitnehmen geht auch nicht. Auf einer Geburtstagsfeier im Schwimmbad darf er nicht dabei sein, weil ein Mann, der kleine Kinder beobachtet (egal ob seine Tochter darunter ist) geht ja mal gar nicht, die anderen Mütter finden das unangebracht. Deren Söhne auf die Toilette begleiten, das soll er aber schon. Adam ist ein großartiger Charakter, voller Liebe und Verständnis für seine Töchter und seine Frau, auch wenn er nicht alles gut findet. Er leidet sehr unter der Ungewissheit, was seine Töchter befallen hat und jeder in der Familie geht mit dieser Tatsache anders um. Generell ein ruhiges Buch, es gibt keine ausufernden Streitereien oder großartige Konflikte durch Missverständnisse, Adam ist ein kluger Mann und arbeitet zeitgleich an einem Bericht über die Geschichte der Coventry Cathedral, seine Frau Emma ist Allgemeinärztin und steht auch stellvertretend für die aktuelle Situation der NHS in Großbritannien.

    Würdet Ihr mit einem fast 13 Jahre alten Senior, der seit gestern das Vestibularsyndrom hat, in knapp vier Wochen in den Urlaub fahren? Das Haus ist ca. 2 Stunden Autofahrt entfernt, es ist für ihn ebenerdig. Zum Haus führen aber 30 Treppenstufen, die er dann mehrfach pro Tag laufen müsste.


    Ich habe Anfang September noch einmal Urlaub und überlege, es zu verschieben.

    Ist es sein erstes Vestibular? Hat er Medis bekommen? Bei uns war es so, dass der Hund sich so nach 3 Tagen wieder komplett erholt hatte.

    George Orwell – 1984


    Noch so ein Klassiker, den ich noch nie gelesen habe. Muss man glaube auch nicht viel zu schreiben. Totalitäre Dystopie ohne Hoffnung, Freiheit, Individualität.

    Den ersten Teil fand ich gut im Sinne von interessant, da beschrieben wird wie die Welt funktioniert, Winstons Arbeit, wie die Vergangenheit und Gedanken kontrolliert werden etc. pp. Der zweite Teil war so ein Limbo zwischen persönlicher Revolution von Winston und Julia und der dritte Teil dann wirklich ganz grausam, wenn man begreift, was geschehen wird. Ich hatte das Buch physisch vor mir, entschied mich dann aber das Hörbuch, gelesen von Christoph-Maria Herbst, zu hören – was sich sehr von meiner Buchversion unterschied. Ich glaube, den Teil wo Winston das Buch der Bruderschaft liest und später die Zeit mit O'Brien, da hätte mich mich durchquälen müssen. Die ganze Geschichte zieht einen halt wirklich runter, mich hat das alles sehr an Gustave Le Bons "Psychologie der Massen" erinnert. Die Themen und Motive in 1984 fand ich dennoch spannend, gerade was Sprache angeht, Propaganda, Deprivation, Heranziehen von neuen (Verräter)generationen oder "Nutzen/Arbeit" zu haben durch ewigen Krieg....


    Farm der Tier finde ich zwar deutlich besser, aber ich bin froh, 1984 endlich mal gelesen/gehört zu haben.