Beiträge von Estandia

    Hattet ihr vor der Anschaffung eures Hunde detaillierte Vorstellungen über den Alltag mit eurem Hund

    Nein. Ich war Single, "jung und naiv" und schaffte mir einen Hund (aus dem AuslandsTS übers Internet) an nach dem Gedanken "alles kann, nichts muss".

    und passte eure Vorstellung dann zu der Realität?

    Ja, es war traumhaft, besser als erwartet.


    Der Hund kam mit einem Rucksack diverser Probleme in mein Leben aber ich hab mich adäquat gebildet, bin lange Zeit bei guten Trainern gewesen (nach der Grunderziehung vornehmlich für Spiel, Sport und Spaß), hab den Hund entsprechend trainiert und es hat (glücklicherweise) alles wunderbar funktioniert. Alleine bleiben, mit den Öffies pendeln und reisen, fremd betreuen lassen, Umzüge, neuer Lebenspartner ... ich konnte ihn überall mit hin nehmen, er war überall gern gesehen und ich hab viel mit ihm unternommen. Es war eine tolle, lehrreiche und unglaublich schöne Zeit. Er ist mit fast 19 Jahren uralt geworden und obwohl sein hohes Alter nicht immer einfach zu managen war und diese Zeit unglaublich emotional war, wird hier auf jeden Fall wieder ein Hund einziehen. Vielleicht auch zwei.

    Das was du da durchmachst klingt fast 1:1 nach dem was wir durch haben :( :


    Ich kann nur sagen, wir haben ihm Medikamente gegeben, die ihm kurzfristig halfen aber sehr wahrscheinlich etwas Lebenszeit abgezogen haben. "Am Ende" ist es einfach nur noch ein abwägen, was hilft jetzt auch wenn es auf lange Sicht nicht optimal wäre. Als bei uns auch die Medis nicht mehr halfen haben wir genau abgewogen wieviel Mehrwert jeder weitere Tag für unseren Hund hatte. Die Zeiten, in denen er nicht mehr er selbst war, keine Ruhe fand, keinen Schlaf, nicht mehr auf Sichtzeichen und Spielzeug reagierte, nahmen irgendwann die Mehrheit des Tages ein und ich konnte es nicht mehr gutheißen, zu sagen, aber er geht noch spazieren und frisst gern.


    Unser Hund wurde fast 19 Jahre alt, ich habe ihn an einem für ihn guten Tag gehen lassen und die Entscheidung lieber "zu früh" als "zu spät" war bei uns genau richtig.

    Amie Kaufman & Jay Kristoff – Illuminae (Band 1)


    "Heute Morgen noch dachte Kady, das Schlimmste, was ihr bevorsteht, ist die Trennung von ihrem Freund Ezra. Am Nachmittag dann wird ihr Planet angegriffen. Kady und Ezra verlieren sich bei der Flucht und gelangen auf unterschiedliche Raumschiffe. Doch die Fliehenden werden immer noch von dem feindlichen Kampfschiff verfolgt. Und damit nicht genug: Ein Virus, freigesetzt bei dem Angriff mit biochemischen Waffen, mutiert mit grauenhaften Folgen. Und dann ist da noch AIDAN, die Künstliche Intelligenz der Flotte, die von Raumtemperatur über Antrieb bis Nuklearwaffen alles an Bord steuert. Leider nur ist AIDAN bei dem Angriff außer Kontrolle geraten und übernimmt nun das Kommando."


    Der Klappentext beschreibt es ganz gut! Das ist feine Young Adult Science Fiction im Mixed Media-Format mit einem Hörbuch, das auch noch mit einem vollen Cast und Sound-Effekten aufwartet. Da passieren echt so viele Dinge und es finden spannende Wendungen am laufenden Band statt, die 599 Seiten merkt man dem Buch nicht an. Einzig die (wenigen) handlungsorientierten Teile + der beschreibende Monolog der KI waren jetzt nicht so meins. Der ganze Rest aber superspannend und sehr unterhaltsam. Dass Jay Kristoff jetzt nicht ohne Fehl und Tadel schreibt ist mir bewusst, ich werd Band 2 der Reihe aber glaube trotzdem lesen.

    Choi Eunyoung – Shoko's Smile (noch nicht auf deutsch)


    Sieben Kurzgeschichten über den "ungeschminkten Blick auf menschliche Beziehungen und die weibliche Erfahrung". Die Geschichten sind alle (eher) ernst und von den sozialen, familiären wie politischen Entscheidungen der entsprechenden Zeiten geprägt und wie vor allem die Frauen der asiatischen Länder oft die Bürde dessen tragen. Hier geht es um Generationenkonflikte, Verständigungsschwierigkeiten, große kulturelle Unterschiede durch die verschiedenen hierarchisch geprägten sozialen Strukturen der Länder, Traumata und Schuld, aber auch um Hoffnung und den steinigen Weg kleiner Verbesserungen und Freiheiten.


    In einer Geschichte freunden sich eine vietnamesische und eine koreanische Familie an, sie treffen sich oft, um zusammen zu essen. Die Kinder der beiden Familien haben in der Schule im Geschichtsunterricht jedoch einen Vorfall und so geraten die Eltern in den Konflikt sich mit dem Vietnam-Krieg und Koreas Rolle dabei auseinanderzusetzen, was traurige Konsequenzen hat.


    In einer anderen Geschichte reist eine junge koreanische Studentin nach Frankreich in ein Kloster, eigentlich um ein bisschen Urlaub zu machen, sie bleibt aber monatelang und lernt Menschen aus der ganzen Welt kennen. Sie geht eine engere Freundschaft mit einem kenianischen Studenten ein, kann es aber nie übers Herz bringen, ihm zu sagen, was sie wirklich fühlt. Die beiden entfremden sich plötzlich und keiner der beiden kann die Worte finden, um zu verstehen was geschehen ist.

    Joanna Cannon – A Tidy Ending (noch nicht auf deutsch)


    Linda wohnt mit Ehemann Terry in einer ruhigen Gegend, bestehend aus sich ähnelnden Gebäuden und ist vor kurzem in ein anderes Haus gezogen, eins das ihr etwas besser gefallen hat. Lindas soziale Kontakte beschränken sich auf ihre Mutter, die ein paar Kilometer "die Straße runter wohnt", ihre Kollegin Tamsin, mit der sie im Wohltätigkeitsladen arbeitet und dem einen oder anderen Nachbarn sowie hin und wieder Ehemann Terry. Linda ist eine ruhige Person, behält Dinge für sich, beobachtet gern und hat ihre ganz eigene Art mit den Menschen und Situationen in ihrer Umwelt umzugehen. Doch ein Mörder geht um in der Nachbarschaft. Und durch Lindas Briefkasten flattert plötzlich aus Versehen Post an die Vormieterin ihres Hauses. Und auch Ehemann Terry hat plötzlich ganz andere Arbeitszeiten als sonst und die Polizei stellt auch langsam Fragen ...


    Auf dem Cover der Edition, die ich hatte, standen sinngemäß die beiden Zitate "niederschmetternd, düster, trügerisch und urkomisch" und "Mystery voller Wendungen" was absolut hinkommt. Linda und ihre Mutter sind einfach ulkige Eigenbrötlerinnen, voller Sarkasmus und einer lustigen Naivität. Die Sache mit dem Mörder, der durch die Nachbarschaft zieht, händeln beide auf unterschiedliche Art, aber mit Nachbarn tratschen und Leute verdächtigen geht immer xD


    Die Geschichte an sich ist ein typischer Slow burn, wir folgen ausschließlich Linda in zwei Zeitebenen, die Abhandlung der eigentlichen Geschichte zur Zeit des Mörders und dann das "Jetzt", wo Linda sich als Besucherin in der psychiatrischen Abteilung eines Wohnheims befindet und jemanden besucht. Es gibt Stellen, die ziehen sich etwas, aber zur Beschreibung von Lindas Charakter (wohl) notwendig sind. Von Seite 1 an merkt man dieser Geschichte einen Unterton an, der nicht einfach einzuordnen ist und bis zur letzten Seite fragte ich mich, wer der Mörder wirklich ist, könnte es Nachbar x, y, z sein oder vielleicht sogar jemand ganz anderes. Ich hatte großen Spaß an dem Buch, das Hörbuch ist auch bombastisch gelesen.

    Hier mal meine ganz persönliche Meinung zum Thema Stress: Ich hatte einen schlecht sozialisierten Mischlingshund aus dem AuslandsTS, er war etwa 2einhalb (mitten im Kastra-Rebound) und ich der erste alleinige Halter. Ich hatte den Hund über 16 Jahre lang, ich hab relativ schnell für mich rausgefunden wie ich den erziehen und behandeln will und welche Situationen ich easy beeinflussen kann und welche nicht. Ich bin Jemand, der sehr ruhig und gechillt durch Leben geht, ich rede nicht viel, vor allem nicht mit dem Hund, ich bin extrem geduldig und hab mich während der gesamten Hundelebenszeit fortgehend zum Thema Hund weitergebildet.

    Woran erkennt ihr es?

    Unansprechbarkeit, Überreaktionen, Lautäußerungen, Muskelzittern, fahriges Verhalten, hecheln, (unkontrolliertes) Aufnehmen/Kauen von Dingen, Schnappen, Jagdverhalten, vermehrtes pieseln/koten, abnorm repetitive Verhalten etc. pp.

    Was tut ihr dagegen?

    Umwelt anpassen, Auslöser reduzieren, Zeit reduzieren, Häufigkeit reduzieren... und dann halt (wieder) adäquat steigern wenn notwendig. Der Hund gibt das Tempo vor. Und alles was man halt mal nicht trainieren/kontrollieren kann – managen: Situation möglichst kurz halten, kommentarlos rausgehen. Morgen ist auch wieder ein Tag.

    Wie viel Stress ist okay und wann ist es zu viel?

    Sobald der Hund sich selbst nicht mehr kontrollieren kann und nach Ventilen sucht, ist es zu viel. Ich persönlich hab keinen Bock auf einen Hund, der eine soziale Interaktion nicht (mehr) verpacken kann und mir oder einem Fremden "vor Freude" ins Gesicht schnappt. Ich hab keinen Bock auf einen Hund, der in der Bahn anfängt Arien zu singen, weil er weiß, wenn wir aussteigen sind da seine Hundekumpels. Ich hab auch keinen Bock auf einen Hund, der mit glasigen Augen den Boden des TA-Wartezimmers vollspeichelt... ich kann nicht alles und jeden kontrollieren, aber ich kann für meinen individuellen Hund stressige Situationen optimaler gestalten und mir selbst und dem Hund einfach einen Gefallen tun.

    Braucht ein Hund nicht auch etwas (positiven) Stress?

    Was genau ist der "positive Stress"? Die "Vorfreude" aka Erwartungshaltung auf ein vermeintlich freudiges Ereignis? Wenn der Hund vor lauter Vorfreude-Cocktail in seinem Hirn und Körper, da er den Stress ja aushalten/ansammeln musste, erstmal Hundekumpels blind über den Haufen rennt, kann ich nur sagen, nein, braucht der nicht. Es hat keinen Mehrwert und das unter Kontrolle kriegen frustriert mich, den Hund und ggf. Dritte. Sowas ist halt easy vermeidbar.

    Der Hund sagt, es ist ihm zu viel. Qualität vor Quantität.

    Hast du einen reaktiven, schnell gestressten Hund ist das jeden Tag einfach zu viel. Ich denke viele Aussies die mit dem Programm nicht können, gerade im Sport Bereich gibt es vor dem Training keine Runde und der Tag nach dem Training auch nicht. Besonders in dem Alter, die sind mit ihren Hormonen genug ausgelastet…

    Es sind ja nicht nur die Spaziergänge. Der Hund erarbeitet sich sein Frühstück, läuft die Spaziergänge teils an der kurzen Leine (wenn ich das richtig interpretiere), übt täglich im Garten ein paar Minuten Grundkommandos.


    Ich bin wirklich die letzte, die immer "Ruhehalten!" schreit. Aber hier gibt ja offensichtlich der Hund zu verstehen, dass es ihm zu viel ist und er Stress hat. Auf den sollte man am ehesten hören.

    Ich sehe das auch so. Dem Hund pfeifen an allen Ecken die Ventile, weil er nicht (mehr) kompensieren kann, was er täglich leisten muss (Stressoren addieren sich), das braucht einfach Zeit abgebaut zu werden. Im Moment ist es einfach zu viel...