Hier mal meine ganz persönliche Meinung zum Thema Stress: Ich hatte einen schlecht sozialisierten Mischlingshund aus dem AuslandsTS, er war etwa 2einhalb (mitten im Kastra-Rebound) und ich der erste alleinige Halter. Ich hatte den Hund über 16 Jahre lang, ich hab relativ schnell für mich rausgefunden wie ich den erziehen und behandeln will und welche Situationen ich easy beeinflussen kann und welche nicht. Ich bin Jemand, der sehr ruhig und gechillt durch Leben geht, ich rede nicht viel, vor allem nicht mit dem Hund, ich bin extrem geduldig und hab mich während der gesamten Hundelebenszeit fortgehend zum Thema Hund weitergebildet.
Unansprechbarkeit, Überreaktionen, Lautäußerungen, Muskelzittern, fahriges Verhalten, hecheln, (unkontrolliertes) Aufnehmen/Kauen von Dingen, Schnappen, Jagdverhalten, vermehrtes pieseln/koten, abnorm repetitive Verhalten etc. pp.
Umwelt anpassen, Auslöser reduzieren, Zeit reduzieren, Häufigkeit reduzieren... und dann halt (wieder) adäquat steigern wenn notwendig. Der Hund gibt das Tempo vor. Und alles was man halt mal nicht trainieren/kontrollieren kann – managen: Situation möglichst kurz halten, kommentarlos rausgehen. Morgen ist auch wieder ein Tag.
Wie viel Stress ist okay und wann ist es zu viel?
Sobald der Hund sich selbst nicht mehr kontrollieren kann und nach Ventilen sucht, ist es zu viel. Ich persönlich hab keinen Bock auf einen Hund, der eine soziale Interaktion nicht (mehr) verpacken kann und mir oder einem Fremden "vor Freude" ins Gesicht schnappt. Ich hab keinen Bock auf einen Hund, der in der Bahn anfängt Arien zu singen, weil er weiß, wenn wir aussteigen sind da seine Hundekumpels. Ich hab auch keinen Bock auf einen Hund, der mit glasigen Augen den Boden des TA-Wartezimmers vollspeichelt... ich kann nicht alles und jeden kontrollieren, aber ich kann für meinen individuellen Hund stressige Situationen optimaler gestalten und mir selbst und dem Hund einfach einen Gefallen tun.
Braucht ein Hund nicht auch etwas (positiven) Stress?
Was genau ist der "positive Stress"? Die "Vorfreude" aka Erwartungshaltung auf ein vermeintlich freudiges Ereignis? Wenn der Hund vor lauter Vorfreude-Cocktail in seinem Hirn und Körper, da er den Stress ja aushalten/ansammeln musste, erstmal Hundekumpels blind über den Haufen rennt, kann ich nur sagen, nein, braucht der nicht. Es hat keinen Mehrwert und das unter Kontrolle kriegen frustriert mich, den Hund und ggf. Dritte. Sowas ist halt easy vermeidbar.