Jess Kidd – Himself / Der Freund der Toten
"Ein kleines Dorf, sein dunkles Geheimnis und eine gefährliche Begegnung mit der Vergangenheit ...
Der charmante Gelegenheitsdieb Mahony glaubte immer, seine Mutter habe ihn aus Desinteresse 1950 in einem Waisenhaus in Dublin abgegeben. Sechsundzwanzig Jahre später erhält er einen Brief, der ein ganz anderes, ein brutales Licht auf die Geschichte seiner Mutter wirft. Mahony reist daraufhin in seinen Geburtsort, um herauszufinden, was damals wirklich geschah. Sein geradezu unheimlich vertrautes Gesicht beunruhigt die Bewohner von Anfang an. Mahony schürt Aufregung bei den Frauen, Neugierde bei den Männern und Misstrauen bei den Frommen. Bei der Aufklärung des mysteriösen Verschwindens seiner Mutter hilft ihm die alte Mrs Cauley, eine ehemalige Schauspielerin. Furchtlos, wie sie ist, macht die Alte nichts lieber, als in den Heimlichkeiten und Wunden anderer herumzustochern. Sie ist fest davon überzeugt, dass Mahonys Mutter ermordet wurde. Das ungleiche Paar heckt einen raffinierten Plan aus, um die Dorfbewohner zum Reden zu bringen. Auch wenn einige alles daran setzen, dass Mahony die Wahrheit nicht herausfindet, trifft er in dem Ort auf die eine oder andere exzentrische Person, die ihm hilft. Dass es sich dabei manchmal auch um einen Toten handelt, scheint Mahony nicht weiter zu stören ..."
Ein gutes Jahr vor "Heilige und andere Tote" erschienen, ist dieses Buch jenem sehr ähnlich. Historischer Thriller mit Magical Realism-Elementen. Reihenweise kauzige und böse Charaktere, ein interessantes dörfliches Jeder-kennt-jeden-Setting und eine, an Tempo gewinnende, spannende Geschichte. Mir hat es sehr gefallen! Am Ende passiert sehr viel was dem Überblick ein wenig schadet, die Dual-Perspektive zwischen Mahony und seiner Mutter war für mich etwas zu schwach, der Großteil der zig (aufeinanderfolgenden) Kapitel ist immer mit April/Mai 1976 betitelt und es gibt nur wenige Kapitel mit Mahoney's Mutter. Mahoney hat sich in jedem Kapitel auch mindestens 10 Zigaretten angesteckt ... die umherwandelnden Toten fand ich allerdings fantastisch. Schön zur Geltung kam, dass nicht alle Interesse an ihm haben und ihm in keinster Weise irgendwie helfen wollten oder Hilfe brauchten. Sie waren einfach da, schwebten umher und taten was sie wollten. Den typisch dunklen spitzfindigen Humor mochte ich wieder sehr gern, die Geschichte fühlte sich durch den schlauen Dialoge fassbar irisch an.