Beiträge von Estandia

    Margarite García Robayo – The Delivery / Das Paket


    "Eine junge Kolumbianerin versucht, Klarheit in ihr Leben zu bringen, in dem ein unzuverlässiger Geliebter, ein launischer Arbeitgeber, eine überforderte Freundin, misstrauische Nachbarn und eine diebische Katze kommen und gehen. Sie schreibt Texte für eine Werbeagentur und hofft auf ein Stipendium. Doch nichts ist sicher. Da fehlte gerade noch, dass ihre Mutter aus einem Paket springt und andauernd gute Ratschläge gibt. Ein hintergründiges Spiel beginnt: Ist die Mutter wirklich da oder ist sie nur eine Halluzination?"


    Unsere namenlose Erzählerin ist neu in einer Stadt, die anders und weit weg ist, von dem was sie als ihre Heimat bezeichnet aber sich nicht so anfühlt. Da ist der Hausmeister, der sauer ist, dass die Couch beim Einzug nicht durch die Tür gepasst hat und dass das nun ein großes Paket seit zwei Tagen im Hausflur steht und nicht in der entsprechenden Wohnung, so benimmt man sich hier schließlich nicht. Da ist die eigene Schwester, die das Paket geschickt hat, wie so viele andere davor, aber über dieses kein Wort in dem Zoom-Meetings verloren hat. Und da ist dann plötzlich die Mutter in dem kleinen Zwei-Zimmer-Apartment zu Gast, eine Mutter die in der Kindheit abwesend war, nicht tun konnte, was Mütter sonst so tun und nun ist sie da und kocht und geht spazieren und bestückt den Kühlschrank. Es ist als hätte man einen Gast, den man nicht eingeladen hat, der aber schon immer da war.


    Tolle Prosa, schöner trockner (dunkler) Humor. Thematisch geht es um die Themen Einwanderung und Verdrängung, Identität und Zugehörigkeit, Familiendynamik, Culture Shock, Nostalgie und Erinnerung, Widerstandsfähigkeit und Anpassung. Ich fand es war ein großartiges, nuanciertes Porträt der persönlichen und emotionalen Aspekte der eingewanderten Protagonistin, mit einer komplexen Geschichte über ihre Herkunft, Erwartungen und Ängste.


    Ashley Audrain – The Push / Der Verdacht


    "Blythe Connor ist fest entschlossen, ihrem neuen Baby Violet die warme, tröstende Mutter zu sein, die sie selbst nie hatte.

    Doch mitten in den anstrengenden ersten Tagen der Mutterschaft ist Blythe davon überzeugt, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt – sie verhält sich nicht wie die meisten Kinder. Oder ist das alles nur in Blythes Kopf? Ihr Mann Fox meint, sie bilde sich alles nur ein. Je mehr Fox ihre Ängste zurückweist, desto mehr beginnt Blythe an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Dann wird ihr Sohn Sam geboren – und mit ihm hat Blythe die glückliche Verbindung, die sie sich immer mit ihrem Kind vorgestellt hat. Selbst Violet scheint ihren kleinen Bruder zu lieben. Doch als sich das Leben, wie sie es kennen, in einem Augenblick verändert, zwingen die verheerenden Folgen Blythe dazu, sich der Wahrheit zu stellen."


    Ein ungeschöntes und raues psychologisches Thriller-Drama, das sich mit der Komplexität der Mutterschaft, dem Trauma zwischen den Generationen und den dunklen Seiten des Familienlebens auseinandersetzt. Erzählt aus Blythe's Perspektive mehr oder weniger an ihren Mann gerichtet, die sich mit ihren Erfahrungen als Mutter und der damit verbundenen Belastung für ihre psychische Gesundheit und ihre Ehe auseinandersetzt. Strukturiert ist das Buch als eine Reihe von Erzählungen, einmal Blythe's aktuelles Leben und dann Reflexionen über das Leben ihrer eigenen Mutter und Großmutter. Hier gibt es dann diese ungeschönten Einblicke in die zyklische Natur familiärer Traumata und die ererbten Verhaltensmuster, die Blythes Einstellung zur Mutterschaft beeinflussen. Die wenigen Seiten über die Mutter und Großmutter (mit ihren jeweiligen Kindern) waren teils echt unangenehm. Sehr interessant aber auch die Rolle der Väter/Männer in diesen Beziehungen. Glaube das größte Thema ist einfach "Nature vs. Nurture", wie viel bekommen wir in die Wiege gelegt und wie viel Macht haben wir bei der Erziehung unserer Kinder.

    Ich bin daheim und stecke auf dem Bauch liegend im Vorratskabuff fest, in das ich krauchen musste, um an meine Lieblingspuppe zu kommen.

    Ich stecke fest, bekomme kaum Luft, es ist feucht und dunkel und meine Mutter hat die Tür hinter mir zugehauen und ist Fernsehgucken gegangen.

    Laura Purcell – The Silent Companions / Die stillen Gefährten


    England, 1865.

    Elsie ist frisch verheiratet, aber auch frisch verwitwet. Im Begriff ihr Jahr der Trauer zu beginnen, zieht sie mit Sarah, der Cousine ihres verstorbenen Mannes, in das alte Herrenhaus seiner Ahnen ein, will sie hier doch ihren Mann zur Ruhe betten und ihre Schwangerschaft durchstehen. Die wenigen Bediensteten sind argwöhnisch und wortkarg, die Leute der Umgebung feindlich gesinnt. Elsie hat große Not sich an das desolate Haus und die unerfahrenen Beschäftigen zu gewöhnen, da findet sie eines Nachts auf dem Dachboden ein 200 Jahre altes Tagebuch, nebst einer lebensgroßen Holzfigur, wie sie im 17. Jahrhundert vielfach als Dekorationen verwendet wurden. Diese Holzfigur sieht Elsie allerdings erstaunlich ähnlich ...


    In drei Zeitebenen wird hier eine recht spannende und komplexe Gothic Horror/Mystery-Geschichte erzählt, die stilsicher mit einem guten Tempo und so einigen Twists daherkommt. Man fängt an niemandem zu trauen und verdächtigt irgendwann jeden. Das Ende fand ich zufriedenstellender als bei "Der Schattenriss", da hier die lange Entwicklung der Geschehnisse besser herausgearbeitet war.

    Nachdem mir meine Social-Algorithmen jenes unten genannte Buch immer wieder vorgeschlagen haben, habe ich mir gestern das Hörbuch gegönnt, fantastisch gesprochen von Robert Stadlober.


    Stefanie vor Schulte – Junge mit schwarzem Hahn


    "Der elfjährige Martin besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist. Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine Begabungen anzuerkennen. Als Martin die Chance ergreift und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er."


    Ein Märchen... hier und da slapstick-komisch, überwiegend aber unglaublich böse und dunkel. Irgendwie in einer dystopischen mittelalterlichen Welt angesiedelt, oft hoffnungslos, am Ende sehr hoffnungsvoll. Ein komplexer, nachdenklich machender Gesellschaftskommentar. Das Büchlein kann sich problemlos bei den besten Büchern meines bisherigen Lesejahres einreihen.

    Ashley Winstead – In my dreams I hold a knife


    "Sechs Freunde. Ein College-Treffen. Ein ungelöster Mord.


    Zehn Jahre nach ihrem Abschluss hat Jessica Miller jedes Detail ihrer triumphalen Rückkehr an die Duquette-Universität geplant. Jeder wird sie so sehen, wie sie es will – selbstbewusst, schön, gleichgültig. Nicht das Mädchen, das sie vorher war, als der Mord an Heather Shelby alles zerbrach. Aber nicht jeder ist bereit, weiterzumachen. Jemand ist entschlossen, die Schuldigen dafür bezahlen zu lassen. Als Jessica und ihre Freunde wieder zusammenkommen, müssen sie sich nicht nur mit den Ereignissen jener Nacht auseinandersetzen, sondern auch mit den Geheimnissen, die sie am liebsten verbergen würden."


    Gut gemachter Dark Academia Thriller mit recht fixem Tempo. Einmal gibt es die Zeitebene, wo die ehemaligen Studenten zum 10jährigen zusammenkommen und einmal verschiedene Tage aus verschieden Studienjahren. Einerseits eine recht "typisch amerikanische" College-Geschichte mit bekannten Tropes und "Klischee-Charakteren", andererseits doch recht interessant und überraschend in ihren Enthüllungen. Ich fand den Aspekt, wie Teenager und junge Erwachsene mit Druck, Erfolg, Scheitern und Wettbewerb umgehen, wie die sozialen Strukturen und Macht – gerade auch der Eltern – in diesen Konkurrenzumgebungen funktionieren, ganz spannend. Weniger mein Ding waren dieser ständige Drogen-/Alkoholmissbrauch und die wichtigen Ereignisse am College schienen immer irgendwelche Parties oder Feierlichkeiten zu sein :muede:

    Sally Rooney – Conversations with friends / Gespräche mit Freunden


    "Frances und ihre Freundin Bobbi, Studentinnen in Dublin, lernen das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Sie treffen sich bei Events, zum Essen, führen Gespräche. Persönlich und online diskutieren sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen und, natürlich, über sich selbst. Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen …"


    Definitiv mein Favorit von den dreien, die ich bis jetzt von ihr gelesen habe. Ich mochte Frances und ihre Beziehung zu Bobbi sehr, auch Melissa fand ich spannend. Mehr hätte ich mir, wie bei Normale Menschen schon, ein kleines bisschen mehr von den familiären Verbindungen gewünscht. Ich mochte den Aspekt von Frances' abwesenden Vater und ihre resultieren Verhaltensweisen. Die Beziehung zu Nick hat mich hin und wieder an Sarah Crossan's "Verheizte Herzen" erinnert, auch eines meiner Favoriten.

    Zusätzlich musste er einen Tag später narkotisiert werden und ihm wurde ein Schneidezahn gezogen.

    Also alles echt viel für so einen jungen stressanfälligen Hund.


    Das ist nun schon eine Woche her und er zeigt sich plötzlich sehr viel reizoffener und sehr aufgeregt und nervös. Selbst im Hof bei uns ohne weitere Reize, zeigt er nach 10 Minuten ein Stressgesicht drinnen.

    Ich würde Tatsache nochmal die Zähne checken (lassen). Hat sich evtl. doch was entzündet und der Hund hat Schmerzen?


    Kann natürlich sein, dass er jetzt sexuell aktiver wird und draussen im Hof auf andere Rüden- und Hündinnengerüche stärker reagiert.

    Wie sieht's mit dem jagdlichen Interesse aus? Evtl. gibt es draussen im Hof ja auch Wildspuren.


    Was meinst du mit verbalen Abbruch? Wenn der Hund sich so weit hochgepusht hat, dass du einen Abbruch brauchst, ist er ja schon längst über die zumutbare Stress-Schwelle, ein Abbruch würde ja nichts an der zugrundeliegenden Ursache ändern.


    Wenn der Hund ohne "ersichtliche Trigger und Auslöser" schon in Stress gerät, würd ich nochmal über andere medizinische Faktoren nachdenken oder auch das Futter nochmal checken.