Sarah Crossan – Hey, Zoey
Dolores O'Shea ist 43 und Lehrerin, ihr Mann David Anästhesist und ihre Schwester Künstlerin in Amerika. Sporadisch besucht Dolores die Mutter, die mehr und mehr der Demenz anheim fällt und sie bald entscheiden muss, mehr Hilfe für sie zu organisieren. Zu ihrem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis gehört zudem auch noch Gavin, der Sohn des zweiten (plötzlich verstorbenen) Mannes ihrer Mutter. Dolores und David sind füreinander gemacht und sich sehr ähnlich. Sie glauben sie wüssten, wer sie in den Augen des jeweils anderen sind, doch als Dolores in der Garage ihres Hauses eine versteckt gehaltene lebensgroße Sexpuppe mit Namen "Zoey" findet, versteht Dolores, dass sie keine Ahnung hat, mit wem sie seit Jahren das Bett teilt. Nach und nach beginnt Dolores zu reflektieren, was sie wirklich in der Garage gefunden hat und versteht, dass Zoey nicht das eigentliche Problem in ihrem Leben ist ...
Sehr moderner, ruhiger, Roman in Versform (wie der Vorgänger "Here is the Beehive"), der durch Zoey an spekulative Science Fiction grenzt. Dolores ist ein faszinierender, wenn auch teils unsympathischer Charakter, sie ist mannigfaltig, oft uneinschätzbar, die Rückblenden in die Kindheit, gerade die Beziehung zu der Mutter und ihrer Schwester und später dem Halbbruder Gavin, zu dem sie bis zum Ende eine enge Beziehung pflegt, sind aufschlussreich und interessant. Ihre Arbeit als Lehrerin ist abwechslungsreich, da gibt es die Unruhestifter, die hoffnungslosen Fälle, machtlose Eltern, sexuelle Übergriffe und ungebundene Krawatten und schmutzige Schuluniformen. Über Zoey bescheid zu wissen ist schwierig für Dolores, auch David reagiert anders als gedacht mit dem gelüfteten Geheimnis. Spannend auch, wie Außenstehende reagieren.
Die Erzählung befasst sich mit Themen wie Einsamkeit, der Suche nach Verbundenheit und den unkonventionellen Formen, die Liebe und Intimität in der heutigen Gesellschaft annehmen können. Sie befasst sich auch mit den Auswirkungen der Technologie auf menschliche Beziehungen und mit der Art und Weise, wie Menschen mit Traumata und unerfüllten emotionalen Bedürfnissen umgehen. Einzig die wirklich kurzen Verse, die man manchmal nicht zuordnen kann, lassen die Geschichte etwas unstrukturiert erscheinen, der Rest zeichnet eine komplexe und lebensnahe Geschichte der heutigen Zeit.