Reif wirst du bei sowas eindeutig. Ärzte ohne Grenzen haben sehr massive Auswahlverfahren, ich glaube kaum das ich vor meinen Auslandserfahrungen dort ne Chance gehabt hätte. Jetzt vielleicht.
Also mir war schon immer klar das nach dem Abi etwas ganz anderes im Ausland machen wollte. Am liebsten wäre ich nach Tibet gegangen, habe das aber schnell wieder verworfen, das ist einfach zu schwierig (bis unmöglich) dank der Chinesen. Ich habe mich dann über Nepal erkundigt und eine Orga gefunden die junge leute als Englischlehrer auf Volontärsbasis (d.h. ohne Gehalt und man muss ne kleinigkeit für Kost und Logie bezahlen) vermittelt. Ich habe mich dort beworben und wurde genommen (keine Sorge ich komme noch zu den Hunden ). Ich habe meine Sachen gepackt und bin rübergeflogen. Kaum war ich in Kathmandu gelandet, erwischte mich der Kulturschock mit voller Wucht. Den darf man in einem so völlig fremden Land keineswegs unterschätzen. ABer es wurde stetig besser und meine endgeniale Stelle in einem buddhistischen Kloster trug dazu bei. genauso wie die vielen netten Leute die ich kennenlernte.
Nach etwa drei Monaten wurde mir die Stelle "langweilig" und ich machte mich auf die Suche nach neuem. Es sollte was im Tierschutz sein (der Abwechslung wegen). Beim Zeitunglesen ist mir dann ein Artikel über das Kat-Center ins Auge gefallen. Kurzentschlossen habe ich dort hingemailt. Die Antwort kam prompt und ich konnte einen monat später dort anfangen (Früher ging nicht, ich musste ja noch meine Nachfolgerin im kloster einarbeiten).
Ich wurde dort sehr nett empfangen und habe dort schnell gemerkt, das die Arbeit mir sehr liegt. Am besten schreibe ich mal meinen Tagesablauf auf:
- 7.00 Uhr (keine Angst wes. länger kann man da eh nicht schlafen) Der Tag fing damit an Hunde einfangen zu gehen. Denn zu dieser Uhrzeit ist noch relativ wenig los, und man trifft am ehesten auf die Hunde. Gefangen wurden Hündinnen die noch keine Kerbe im Ohr hatten (Zeichen das wir sie bereits kastriert haben). Ausserdem Hunde die schwer verletzt waren und/oder krank.
-ca. 10.00 Uhr Füttern. Zu fressen gibts dort Hühnerfüsse und Köpfe sie in einem Schnellkochtopf mit Reis gekocht werden. Zwar nicht sehr ausgewogen, aber Hundefutter im europäischen Sinne ist schlicht nicht bezahlbar.
-ca. 10.30 Uhr Zwinger putzen. Mir wurde ziemlich schnell die Quarantäne Station zugeteilt, die ich dann eigenverantwortlich saubergemacht habe, und gleichzeitig die Quarantäne Hunde kontrollierte um Veränderungen zu melden.
-ca. 12.00 Uhr der TA trifft ein. Er macht erst ein Visite, schaut sich alle Hunde an, insbes. die Hunde die auf dem OP-Plan stehen und die kranken Neuzugänge. Danach werden die am Vortag gefangenen Hunde kastriert, geimpft, "manikürt", bekommen Kerbe ins Ohr, werden entfloht und entwurmt. Als Volontär durfte ich schon ne Mnege machen, wie Zugänge legen, impfen, bei den OPs zuschauen, doofe fragen stellen ;)...
-ca. 14.30 Uhr Mittagessen! Absolut genial, ich träume heute noch von den Curry die es gab. Leider klappt es mit dem Nachkochen noch nicht ganz. Danach hatten wir ne Stunde Mittag, das hiess vor allem auf ner Wiese sitzen, Mensch ärgere dich nicht in nepalesischer Abwandlung spielen, und die Hunde knuddeln die auf ihre Adoption warteten.
-15.30 Uhr Medizinrunde. Wir geben Tabletten und Salben ausgegeben (Teilw. noch mal Hunde geknuddelt).
-17.30 Uhr Die Hunde die vor drei Tagen operiert wurden, wurden wieder nach Hause gefahren. Immer wieder eine sehr dankbare Aufgabe, denn obwohl nach europäischer Definition Starssenhunde, hatten die meisten Familien, die sich sehr gefreut haben ihren Hund medizinisch versorgt zu wissen. (Eine TA-Behandlung kostet umgerechnet etwa das selbe wie hier, bei einem Durchschnittseinkommen von vielleicht 100€ im Monat pro Familie, wenns hochkommt)
- Danach Feierabend.
Alles in allem die besten anderthalb Monate meines Lebens. Ich wäre gerne länger geblieben, aber ich musste mein Studium organisieren und das ist von Nepal aus unmöglich gewesen.
Aber es gab auch Schattenseiten. Die Hunde werden in Nepal zwar relativ gut behandelt, im Vergleich zu anderen Entwicklungländern, aber es gibt die misshandelten Hunde dort selbstverständlich auch. Noch viel schlimmer sind aber die krankheiten die die Hunde dort haben. So ist Parvo im Endstadium eine wirkliche schreckliche Krankheit, genauso wie Staupe. Gewöhnungbedürftig, für mich aber nachvollziehbar, ist das man dort die Hunde relativ schnell einschläfert. Das Problem ist, das sich die Hunde nach einem Monat im Center nicht mehr draussen zurechtfinden. Das Center hat aber nur begrenzte Plätze, weswegen die Hunde mit schlechten Chancen (und ohne Familien) bei Platzmangel eingeschläfert werden müssen. Denn Familien für erwachsene Hunde zu finden, die sich gut um die Hunde kümmern ist sehr schwierig. Es werden zwar regelmässig Hunde an in Kathmandu lebende Ausländer vermittelt, aber es sind einfach zu wenig. Darüber muss man sich klar sein.
Für mich haben aber die positiven Seiten eindeutig überwogen. Sei es das Lächeln der alten Frau, die in einer Bretterhütte im Slum lebt, während sie ihre Hündin begrüsst, die endlich wieder zu Huase ist, und nun keine Welpen mehr bekommt, die sie jedes Mal bis zum Skelett "ausgesaugt" haben. Oder die Freude des Hundes der seine Wunde in der Seite versorgt bekommen hat, und nun keine Schmerzen mehr hat. Oder, oder, oder...
Und es ist eindeutig ein Vorteil das es drei Monate bräuchte um einen Hund mit nach D zu bringen, sonst hätte ich nämlich eine kleine schwarze Hündin mitgenommen, obwohl ich weder Zeit noch Geld für einen eigenen Hund habe.
Uff ganz schön lang geworden...