Ich danke euch allen für euer Mitgefühl!
Das schlimme an der Sache war: ich wusste ja seit paar Wochen dass es jetzt sehr dem Ende zugeht, hatte ich ja unlängst schon geschrieben. Aber es kam trotzdem völlig überraschend für mich gestern und hat mich in seiner Dynamik etwas überrollt.
Gestern früh war noch alles „in Ordnung“ so wie es mit einem sehr alten, rückengeplagten Schäfermix mit Krebs eben in Ordnung sein kann. Er hat sein Frühstück verputzt, war kurz pieseln und als es dann zur zweiten Morgenrunde ging fing plötzlich der Tumor stark das bluten an.
Die Blutung habe ich gestoppt mit einem kleinen Druckverband, war auch nicht das erstmal und wir hätten eh heute Tierarzttermin gehabt.
Dann war wieder alles okay, er hat geschlummert, Freund ist in die Arbeit, alles gut.
Mittag wär „Schichtwechsel“ gewesen, also Freund ins Homeoffice und ich in meine Arbeit, aber dazu kam es nicht mehr.
Er hat Mittag einen Riesen Teller Hühnchen gefuttert, steht auf und das Ding fängt explosionsartig an zu bluten - er hatte keine Schmerzen, aber Unruhe und auch bestimmt Angst, lief raus auf die Terrasse und blutet und blutet. Ich hab ihn eingefangen, nochmal rudimentär ein Riesendruckverband und ihn zu mir auf den Schoß gezogen, mit der anderen Hand nach dem Handy geangelt und den Tiernotruf angerufen.
Alles voller Blut: der Hund, ich, Terrasse, Wohnzimmer…
Der Notruf kam recht fix, binnen 40 Minuten, sehr netter Tierarzt und Assistentin. Ich hielt ihn im Arm.
Er wollte noch leben, wollte aufstehen, also von Aufgeben keine Spur - das hat es so schwer gemacht 😢
Sie hätten ihn auch in die Klinik gefahren zur Not OP, aber was hätte das für ihn bedeutet? Er kam so schon kaum noch ohne Hilfe hoch (Rücken) ist die letzten Wochen immer häufiger umgefallen, musste die letzten Tage im Liegen fressen weil ihm sonst selbst die Füße auf dem Teppich weggerutscht sind.
Ich musste dann binnen Minuten entscheiden (Klinik, Angst, alleine, kommt nach der OP garnicht mehr hoch, er ist fast 16 und hat Krebs, kann nur noch sehr schlecht gehen, stirbt dann unter Schmerzen in paar Tagen…war das was mir durch den Kopf ging) und habe mich fürs einschläfern jetzt und hier entschieden.
Aber es war eine reine Vernunftsentscheidung, nicht mit dem Herzen. es hat sich nicht eindeutig und gut angefühlt, denn er wollte noch in diesem Augenblick (wusste aber natürlich nicht was auf ihn zukommen würde, klar).
Es ging sehr schnell und sie haben es gut gemacht, das kann ich wenigstens sagen.
Klingt vielleicht blöd, aber das war mir sehr wichtig - auf keinen Fall darf da was schiefgehen, er gar noch leiden oder Schmerz empfinden, aber es war alles gut.
Midazolam, Propofol, Barbiturat - er war nach ca. 60 Sekunden tot.
Wir hatten ihn noch 4/5 Stunden bei uns bis er abgeholt wurde vom Krematorium. Das war gut muss ich sagen, es war ein wirklicher Abschied und ein Begreifen.
Aber es wird dauern es zu Verarbeiten - ich empfinde große Trauer und auch tatsächlich Schuld, weil ich so über seinen Kopf entschieden habe, buchstäblich.
Ich weiß rein vernunftbasiert es war richtig, jetzt und hier, es hat ihm viel erspart.
Aber es ist noch nicht angekommen im Herzen, ich hoffe sehr das kommt noch.